Pfalz Bei Verwechslung Lebensgefahr: Was Sie beim Bärlauchsammeln wissen sollten

Bärlauch riecht und schmeckt ähnlich wie Knoblauch.
Bärlauch riecht und schmeckt ähnlich wie Knoblauch.

Er schmeckt ähnlich wie Knoblauch und wächst in großen Mengen im Wald: der Bärlauch. Aber Vorsicht: Beim Sammeln sollte nicht die falsche Pflanze erwischt werden. Eine Expertin erklärt, was sonst noch beachtet werden sollte und wie viel man eigentlich ernten darf.

Ab Mitte März schießt der Bärlauch hierzulande aus dem Waldboden. Die Pflanze wird ungefähr 20 bis 30 Zentimeter hoch. Der Bärlauch liebt schattige, feucht- und humusreiche Laubwälder, er wächst gerne an Bachläufen, berichtet die Mitbegründerin des Pflanzentausch-Tages, Inge Angenendt, aus Rohrbach (Kreis Südliche Weinstraße) der RHEINPFALZ 2022.

Mit der Ernte der Blätter solle man demnach aber bereits vor der Blüte, also im März, beginnen. Ansonsten gingen zu viele Inhaltsstoffe verloren. Der Bärlauch ist ein echter Allrounder: Bärlauch-Blättchen im Quark, mit Butter auf dem Brot, in Pestos und Aufstrichen, in Wildkräutersalaten, Suppen oder in Soßender Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Küchenkraut lasse sich einfrieren, verliere aber dadurch etwas von seinem würzigen Geschmack, sagt Angenendt. Zur Trocknung sei es dagegen völlig ungeeignet.

Gudrun Stübinger-Kohls, eine zertifizierte Kräuterpädagogin, die auch Kräuterwanderungen in der Pfalz anbietet, verrät, wo sie Bärlauch nicht sammeln würde. Neben vielbefahrenen Straßen, wie Autobahnen, seien die Pflanzen den vielen Abgasen und dem Staub ausgesetzt. Pflanzen, die an starkt gedüngten Feldern gepflückt wurden, sollte man zumindest gut abwaschen.

Eine haushaltsübliche Menge dürfen Privatpersonen mitnehmen.
Eine haushaltsübliche Menge dürfen Privatpersonen mitnehmen.

Gefährlich ähnlich: Achtung Verwechslungsgefahr

Stübinger-Kohl warnt vor zwei ineinander verschachtelte Blätter auf der Jagd nach Bärlauch: Es handele sich um ein Maiglöckchen. Im Gegensatz zum Bärlauch, der einen Stiel und ein Blatt hat, glänze zudem die Blattunterseite des Maiglöckchens, wohingegen der Bärlauch matt sei. Ein weiteres eindeutiges Unterscheidungsmerkmal sei die kleine weiße Zwiebel, aus der der Bärlauch wächst. Ein Maiglöckchen hat Wurzeln, erklärt Stübinger-Kohls.

Maiglöckchen könne für ungeschultes Auge aussehen wie Bärlauch.
Maiglöckchen könne für ungeschultes Auge aussehen wie Bärlauch.

Gefährlich wird es bei Herbstzeitlosen – eine Verwechslung könne hier tödlich enden. Auch bei dieser Pflanze entspringen, im Gegensatz zum Bärlauch, mehrere Blätter ohne Stiel direkt aus dem Boden, sagt Stübinger-Kohls. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal seien die festen Blätter der Herbstzeitlosen.

Verwechslungsgefahr herrsche auch mit der giftigen Herbstzeitlosen.
Verwechslungsgefahr herrsche auch mit der giftigen Herbstzeitlosen.

Die Verwechslung mit dem Aronstab könne durch einen Geruchstest ausgeschlossen werden. Wer aber vorher schon viel Bärlauch gesammelt hat, dessen Hände riechen auch danach. So könne auch ein Riechtest täuschen, sagt Stübinger-Kohls. Aber auch die Blätter sehen anders aus: Das Adernetz gehe von der Mittelrippe aus.

Unsichere könnten auch erstmal frischen Bärlauch beispielsweise auf dem Wochenmarkt kaufen und unter die Lupe nehmen, sagt Stübinger-Kohls. Dann sollte das Erkennen im Wald auch gut gelingen, wenn man die Nase für den knoblauchähnlichen Geruch aufhält.

Die Expertin warnt: Finger weg, von allem, was man nicht kennt. Sie rät dringend davon ab, sich durch eine Bildersuche im Internet sicher zu fühlen. Eine Kräuterführung im heimischen Wald bringe das nötige Wissen. Falls man sich doch unsicher fühle und nur erste Anzeichen von Unwohlsein zeige, sollte man direkt den Notruf oder den Giftnotruf (06131 19240) wählen.

Was es sonst noch zu entdecken gibt

Neben dem Bärlauch haben die Wälder hierzulande aber noch mehr zu bieten. Expertin Stübinger-Kohls empfiehlt, sich auch mal an Brennnessel, Giersch und Gänseblümchen zu trauen. „Was viele als Kinder noch neugierig probiert haben, wird heute oft übersehen“, sagt die Expertin. Die Brennnessel kenne jeder – eine Verwechslungsgefahr gibt es hier nicht – und eigne sich hervorragend getrocknet als Tee. Man könne die Brennnessel aber auch als Gemüse kochen oder die Samen essen. Die jungen Blätter der Giersch sollen ähnlich wie Petersilie schmecken und enthalten laut Stübinger-Kohls viele gesunde Nährstoffe. Die Expertin nennt ihn deshalb „den besseren Spinat“. Aber auch das Gänseblümchen kann als Hingucker in der Küche dienen: Eine noch geschlossene Blüte öffne sich, wenn man sie auf eine heiße Suppe legt.

Abschließend soll noch eine Unsicherheit geklärt werden: Was ist eine haushaltsübliche Menge, die für den Eigenbedarf gepflückt werden darf? Stübinger-Kohls stellt klar: ein Handstrauß. Das heißt alles, was zwischen Zeigefinger und Daumen passt.

x