Wirtschaft Zahn-Zusatzpolice mit vielen Hürden

Schönere Zähne mit einer Zusatzversicherung – so werben private Versicherer häufig für ihre Angebote. Für jüngere und gesunde Kunden gibt es attraktive Policen zu günstigen Einstiegspreisen und mit teils guten Leistungen. Das kann sich lohnen.

Denn Kassenpatienten bekommen beim Zahnarzt nur eine Basisversorgung und müssen für Zahnkronen, Keramikfüllungen (Inlays) oder künstliche Zahnwurzeln (Implantate) aus eigener Tasche zuzahlen. Da können schnell ein paar Tausend Euro für eine einzige teure Behandlung fällig werden. Mit der richtigen privaten Zusatzversicherung lassen sich solche Kostenrisiken absichern. Das Verbrauchermagazin „Finanztest“ gab im Frühjahr fast jedem dritten von 220 untersuchten Zahnzusatztarifen sehr gute Noten. Billig sind die besten Angebote allerdings nicht. Schon ein 43-jähriger Modellkunde zahlt im Schnitt 40 Euro im Monat, im Alter steigt der Beitrag auf mehr als 800 Euro pro Jahr. Für Laien ist der Angebotsdschungel kaum zu durchschauen. Denn bei den Leistungen existieren gewaltige Unterschiede und die Versicherer kalkulieren messerscharf. So ist die Höhe der Zahlungen bei günstigeren Tarifen meist auf 500 oder 1000 Euro in den ersten drei bis sechs Jahren beschränkt. Im Kleingedruckten steht häufig auch, dass der Versicherte erst nach einer Wartezeit von acht Monaten Anspruch auf Leistungen hat. Am heikelsten aber sind die Gesundheitsfragen. Die Anbieter fragen nach laufenden Behandlungen, Vorerkrankungen, Zahnersatz und fehlenden Zähnen, um einschätzen zu können, welche Risiken künftiger teurer Behandlungen der Kunde mitbringt. Danach wird knallhart aussortiert – und das trifft vor allem Ältere. Bei mehreren fehlenden Zähnen (ausgenommen Weisheitszähne) sinkt die Chance auf eine Zusatzpolice schnell gegen Null. Falls Wurzel-, Paradontose- oder Kieferbehandlungen laufen, beabsichtigt oder angeraten sind, lehnen fast alle Anbieter die Aufnahme sofort ab. Das erscheint nachvollziehbar, andere Regelungen dagegen weniger. So kann bei manchen Versicherern schon eine vorhandene Anti-Knirsch-Schiene beziehungsweise Aufbeißschiene, die Fehlbelastungen der Zähne und des Kiefers verhindern soll, zur Ablehnung eines Vertrags führen. Andere sagen Nein, wenn der Kunde in den letzten drei Jahren wegen Paradontose beim Zahnarzt war. Gerade in Tests gut bewertete Anbieter mit attraktivem Preisleistungsverhältnis schauen ganz genau hin. So verweigert die Mannheimer Versicherungsgruppe Inter die Aufnahme, wenn mehr als 13 Zähne bereits mit Zahnersatz versorgt sind oder mehr als fünf Zähne schon Zahnersatz haben, der älter als zehn Jahre ist. Dazu zählen ausdrücklich nicht nur Kronen, Brücken oder Implantate, sondern auch Inlays, die oft als Amalgam-Ersatz gewählt werden. Es kann also besonders für Ältere sehr mühsam werden, noch eine bezahlbare Zusatzpolice zu bekommen. Experten raten daher, die Versicherungen bei Bedarf möglichst bis Anfang 40 abzuschließen, wenn das Gebiss meist noch einigermaßen in Ordnung ist. Die aufwendigeren Behandlungen kommen oft erst Jahrzehnte später. Wer länger wartet, spart zwar viele Tausend Euro an Beiträgen, riskiert aber, keinen Vertrag mehr zu bekommen – zumindest keinen mit akzeptablen Bedingungen. Manche versuchen deshalb, zu tricksen und Vorerkrankungen zu verschweigen. „Sie glauben nicht, was wir da alles erleben“, berichtet eine erfahrene Maklerin. Manche Kunden seien völlig uneinsichtig und erstaunlich skrupellos, wenn es darum gehe, mal schnell die Versicherung zu betrügen. Auch eindringliche Warnungen würden nicht ernst genommen. Dabei reicht auch hier ein Blick ins Kleingedruckte, um einzusehen, dass Schwindeleien sich nicht lohnen. Denn wenn herauskommt, dass der Kunde beim Vertragsabschluss falsche oder unvollständige Angaben zu früheren Zahnbehandlungen gemacht hat, kann der Versicherer die Leistungen verweigern und die Police kündigen. Bei arglistiger Täuschung ist teils sogar geregelt, dass der gesamte Vertrag nichtig werden kann. Der Versicherte muss dann erhaltene Leistungen zurückzahlen, bekommt seine Beträge nicht wieder und sehr wahrscheinlich auch bei keinem anderen Anbieter eine Zusatzpolice mehr, zumal die Daten für einige Zeit gespeichert werden. Man ist also gut beraten, die Gesundheitsfragen besonders sorgfältig zu beantworten und am besten beim Zahnarzt genau nachzufragen, was in der Patientenakte steht. Wer keine private Zusatzpolice bekommt, muss nicht verzweifeln. Auch die Regelversorgung beim Zahnarzt gilt aus medizinischer Sicht als ausreichend. Für die fälligen Zuzahlungen sollte man eine Rücklage ansparen oder eine abgespeckte Zusatzpolice abschließen, die den Eigenbetrag übernimmt und die es schon für unter 10 Euro im Monat gibt. Wer teure Inlays und Implantate wünscht, braucht auch dafür keine Zusatzpolice, aber das Geld, um diesen Luxus selbst bezahlen zu können. Eine aufwendige Gebiss-Sanierung im Alter kann fünfstellige Summen verschlingen. Eine gute Zusatzpolice kostet in 20 Jahren im Schnitt allerdings auch schon meist mehr als 10.000 Euro an Beiträgen. Teuer sind perfekte Zähne also so oder so. INFO Im Vergleich von „Finanztest“ (Mai 2018) lagen die Bayerische (Tarif: Zahn Prestige), die Deutsche Familienversicherung (DFV-Zahnschutz Exklusiv 100) und Hanse Merkur (EZL) vorn. Knapp dahinter folgt die DKV (KombiMed KDTP100).

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