Rheinpfalz Kommentar zum CSU-Parteitag: Ein Kessel Weihrauch

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Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und der bayerische Finanzminister Markus Söder stehen am Samstag in Nürnberg beim CSU-Parteitag nach seiner Rede auf der Bühne.

Die CSU hat sich auf ihrem Parteitag in Nürnberg nicht nur personell neu aufgestellt. Sie folgt nun auch einer anderen Strategie: Harmonie statt Abgrenzung.

Weihrauch, Weihrauch, nichts als Weihrauch. Keine Partei beherrscht die Kunst der Autosuggestion so grandios wie die CSU. Sie ist geübt in der fast manipulativen Selbstverführung. Wenn es ihr passt, redet sich die CSU selbst so lange was ein, bis alle so tun, als hätten sie nie anderes gewollt. Die christsozialen Großkopferten wollen nun also glauben an den himmlischen Frieden und die ewige Harmonie. Zwischen Horst Seehofer und Markus Söder. Zwischen Seehofer und Angela Merkel. Zwischen CSU und CDU.

Rückkehr zum Konsensprinzip

Doch wenn sich die Weihrauchschwaden des Nürnberger Parteitags verziehen, tritt die Wirklichkeit zutage. Und die sieht so aus: Für die CSU ist der Himmel grau statt weiß-blau. Ab Herbst/Winter 2015 haben Seehofer und die CSU den Streit mit Merkel und der CDU zur politischen Strategie erhoben. Dissens statt Konsens. Doch damit ist die CSU bei der Bundestagswahl baden gegangen. Die 38,8 Prozent Zustimmung waren ein Debakel, die Abwehr der AfD (12,4 Prozent) ist misslungen. Nun kehren die Christsozialen zum Konsensprinzip zurück. Die Nürnberger Harmonie ist also taktischer Natur. Das ausdrücklich festzuhalten, ist wichtig. Denn während der kommenden Wochen der Regierungsbildung in Berlin werden die Christsozialen nur einem Gesetz gehorchen: alles zu tun, was der CSU mit Blick auf die bayerische Landtagswahl im Herbst 2018 dient.

Seehofer und Söder bleiben Rivalen

Vor diesem Hintergrund wäre es nicht verwunderlich, wenn es während des bayerischen Wahlkampfs zum abermaligen Strategiewechsel kommt, wenn er der CSU dient: Radautouren und erneute Abgrenzung gegenüber Berlin. Dazu bietet sich die eben beschlossene Aufgabenteilung geradezu an: Parteichef Seehofer verhandelt in Berlin, Ministerpräsident Söder kommentiert übellaunig aus der Alpenkulisse. Seehofer und Söder haben zwar gestern heilige Eide geschworen, den engen Schulterschluss zu praktizieren. Doch die tiefe Rivalität zwischen den beiden bayrischen Alphatieren ist nicht vergessen. Die Neuaufstellung der CSU in Nürnberg macht die Regierungsbildung in Berlin nicht einfacher.

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