Speyer Wildschweine fühlen sich sauwohl

Profitieren von milden Wintern und großen Maisfeldern: Wildschweine.
Profitieren von milden Wintern und großen Maisfeldern: Wildschweine.

Die Anzahl der Schwarzkittel in den Wäldern rund um Speyer nimmt rasant zu. Was bedeutet das? Und wie sind die Sauen in die Schranken zu weisen?

519 erlegte Sauen im vergangenen Jahr allein im Bereich der Jagdgenossenschaft Dudenhofen (wir berichteten) sind kein Ausreißer. „Die Tendenz zeigt klar nach oben“, sagt Kreisjagdmeister Sona im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Zahlreich seien die Gründe dafür, dass sich die Sauen beinahe so schnell wie die Karnickel vermehrten. Frischlinge, also Wildschweine bis zum Alter von einem Jahr, bekommen immer öfter selbst schon Nachwuchs, hat der Fachmann beobachtet.

Enormer ökologischer Schaden durch grabende Tiere

„Die Zunahme großflächiger Maisäcker bietet den Sauen circa sechs Monate lang Nahrung und Versteckmöglichkeiten. In den milden Wintern, die wir häufiger haben, sterben dann auch keine Frischlinge mehr wegen Kälte“, führt Sona zwei Entwicklungen ins Feld, die schon seit einigen Jahren festzustellen seien. 2018 gab es zudem sehr viele Eicheln und Bucheckern, beides Leckerbissen für Schwarzkittel. Wobei die Sauen nach dieser Kost auch noch Heißhunger auf tierisches Eiweiß bekommen – mit fatalen Folgen. „Wildschweine haben in den vergangenen Wochen mehrere Wiesen auf der Suche nach Engerlingen und Würmern umgegraben. Betroffen sind vor allem Flächen in Haßloch und Böhl-Iggelheim“, sagt Sona. Der ökologische Schaden sei enorm, und auch den Ausfall der Heuernten werden die Pächter verschmerzen müssen. Die Aussaat von Wiesenpflanzen sei mit einem hohen Aufwand verbunden, teilt der Jäger mit.

Seit einigen Jahren keine Schonzeiten mehr

„Seit etwa zwei Jahren führen wir verstärkt revierübergreifende Jagden auf Wildschweine durch“, informiert Sona. „Wir wollen noch mehr Strecke machen“, betont er. Deshalb gebe es daneben weiterhin Einzeljagden auf die nachtaktiven Säugetiere. Überdies nähmen Jäger die Sauen häufig von einem Ansitz aus ins Visier. „Tagsüber stehen die Tiere im Wald, vor allem in Dudenhofen, Harthausen, Speyer, Haßloch und Böhl-Iggelheim. Mit Beginn der Dämmerung wechseln sie dann in ihre Nahrungsgebiete“, erklärt der Harthausener. „Seit einigen Jahren gibt es keine Schonzeiten mehr bei der Schwarzwildjagd“, informiert Sona. Geschossen werden dürften Sauen jeden Alters, auch Frischlinge. Ausgenommen sei nur ein Nachwuchs führendes Muttertier (Bache), betont der Kreisjagdmeister. Wer eine solche Sau erlege, begehe eine Straftat, warnt er. Schwierig mache die Jagd auf Wildschweine nicht bloß deren Nachtaktivität, sondern auch ihre ausgeprägte Wanderleidenschaft. „Pro Schuss muss man mit 20 Stunden Aufwand rechnen“, sagt Sona. Dazu zählt die Jagd selbst, aber auch die Bergung des Tieres und dessen weitere Verwendung.

Beliebtes Fleisch

„Der Nachwuchs ist da“ – heißt es nicht nur bei den Wildschweinen, sondern auch bei den Jägern, informiert Sona: „15 Interessenten haben wir gerade ausgebildet. 13 von ihnen haben sich zur Prüfung angemeldet.“ Neun bis zwölf Monate dauere die umfassende Ausbildung. Wer die bereits hinter sich und auch die Prüfung bestanden hat, der oder die kann sich bei der Jägerschaft melden, wenn er oder sie sich an organisierten Jagden beteiligen oder von einem Ansitz aus das Wild erlegen möchte. Das Fleisch der erlegten Wildschweine sei bei Gastronomen sehr beliebt, sagt der Kreisjagdmeister. Manche Waidmänner verkauften es auch an private Abnehmer. Gesund sei das Fleisch, weil sich die Tiere natürlich ernährten, betont Sona. Auch Säue, die der in Osteuropa grassierenden und jüngst bis Frankreich vorgedrungenen Afrikanischen Schweinepest zum Opfer fallen, könnten vom Menschen bedenkenlos verspeist werden. Das Virus sei bloß für die Schwarzkittel gefährlich. Trotzdem dürften keine Wurstprodukte aus diesen Ländern ins von der Pest noch verschonte Deutschland importiert werden dürften. Zu groß ist die Gefahr, dass sich die Krankheit ausbreitet, wenn Schweine zum Beispiel weggeworfene Wurst essen und sich so anstecken. Bei einem Ausbruch der Krankheit hierzulande müssten große Sperrgebiete ausgewiesen werden. Sona hofft, dass es so weit nicht kommt. Informationsseite zu Wildbret "Wild auf Wild" Informationen zur Jagdausbildung

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