Rhein-Pfalz Kreis Zwischen Schilfmeer und Zauberwald

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Sitzungspräsident Michael Schmitt versprach nicht zu viel, als er ankündigte, das Ortsgeschehen von einem Fachmann darstellen zu lassen. Kein geringerer als Bürgermeister Michael Müller (SPD) stieg als erster in die Bütt. „Schilfus industrialis wörthus“ prangte von seinem von Gießkännchen und Feuchtbiotop flankierten Pult. „Geh an de Fasnacht in die Bütt, im Dummbabble sin jo mir Politiker fit“, hatte sich das Dorfoberhaupt gesagt. Vieles muss er ertragen, immer ist er im Dienst, doch auf die Palme hat ihn die Angelegenheit Lekkerland gebracht. Damit meinte er die Diskussion um ein Biotop, dass wegen der Umsiedlung der Firma verloren geht. In 25 Jahren habe er noch nicht erlebt, dass man Schilf über menschliche Schicksale stelle. „Schilf hawe mer wie Sand am Meer“, rief Müller in den Saal. Doch könnten die Umweltverbände zufrieden sein, schließlich seien sie ein ganzes Jahr Thema in Presse und Fasnacht gewesen. Überhaupt war es ein Abend der Bürgermeister. Müllers Vorgänger Manfred Gräf (CDU) wurde mit der höchsten Auszeichnung des Roxheimer Carnevalvereins (RCV) geehrt, ihm wurde die Goldene Schnook verliehen. Frank Odenwälder, Ehrenpräsident der Mörscher Wasserhinkle und Preisträger des vergangenen Jahres, bescheinigte Gräf, die zerrissenen Bande zwischen Rathaus und Fasnacht wieder zusammengeknüpft zu haben. Er habe alles, was ihm die Narren zugemutet hätten, mitgemacht. Das Lied „Mein kleiner grüner Kaktus“ im Gardemarsch-Arrangement kündigte die Schnookemariechen Victoria Eichhorn, Joana Lauer und Annelie Eichhorn an. In atemberaubendem Tempo fegten sie über die Bühne, boten Gardetanz vom Feinsten. Auch Minischnooke, Jungschnooke und Schnookeballett boten fantastische Schautänze. Die Kleinsten überzeugten mit der Show „Drachenzähmen leicht gemacht“ und marschierten als kunterbunter, exotischer Lindwurm mit furchterregendem Drachenkopf auf die Bühne. Der Drachenbezwinger brachte einen Riesenlutscher zum Einsatz und verwandelte das Monster in eine Schar lieblicher asiatischer Tänzerinnen. Großen Eindruck machte der „Zirkus der Puppen“, eine Darbietung der Jungschnooke. Puppen in fantasievollen Schwarz-Weiß-Kostümen und eine Puppenspielerin, die sie zum Leben erweckte, boten ein faszinierendes Spektakel. Das Schnookeballett entführte in einen Zauberwald mit glitzernden Birken. Eine Schar sich immer wieder in anderen Kostümen präsentierender Elfen und der alle überragende Magier waren im Beitrag „Im Land der Zauberer“ ein weiterer tänzerischer Höhepunkt. All die tollen Choreografien der Roxheimer Tanzformationen tragen die unverkennbare Handschrift der Trainerin Bärbel Eichhorn. Auch aus Mörsch und Bobenheim waren Tanzgruppen gekommen, darunter die große Garde der Bobenheimer Zellerieköpp und das Radlerballett, das viel Aufsehen erregte. Königsdisziplin des Pfälzer Karnevals ist die Bütt. Auch hier ließen sich die Altrhoischnooke nicht lumpen und boten sieben Wortbeiträge. Vorneweg der „Stammtisch“ und die unverwüstliche „Babbelgosch“ Elvira Langensteg. Stammtischparolen gehen immer, so auch die Behauptung, im neuen Altersheim gebe es betäubtes Wohnen. Jeder Bewohner erhalte am Abend zwei Schnäpse zum besseren Einschlafen. Für den Einsatz eines externen Glühbirnenberaters hatten die Stammtischbrüder nur eine Erklärung: „Dass dene im Rathaus mol ä Licht uffgeht!“ Ein weiteres Gerücht: Wegen der stark gestiegenen Grabgebühren würden auch die Mieten für Souterrainwohnungen teurer. Auch die Bauarbeiterrunde und die Tramps – dargestellt von den beiden Sitzungspräsidenten aus Roxheim und Bobenheim – strapazierten die Lachmuskeln des gut aufgelegten Publikums. Weitere karnevalistische Glanzleistungen boten Stefan Köglmeier als Bodyguard, die glamouröse Boygroup „Becks Bier Boys“ und Oliver Eichhorn als „Dr. Dr. Schlager“ mit seiner musikalischen Psychotherapie.

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