Rhein-Pfalz Kreis Waldluft und Würstchen

Schifferstadt. Weit gereist sind die 17 Austauschschüler und vier Lehrer, die Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) gestern im Alten Rathaus begrüßt hat. Qingdao heißt ihre Heimatstadt und liegt im Osten der Volksrepublik China. Sie besuchen derzeit Schüler der Paul-von-Denis-Realschule plus.

Es ist die gute Schifferstadter Waldluft, die Qu Liru sofort so richtig durchatmen lies, kaum war sie vergangene Woche in dem kleinen Städtchen angekommen. Die 15-Jährige ist ein echtes Stadtkind und lebt in der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Qingdao – mit viel Verkehr und dicker Luft, wie sie erzählt. Für zehn Tage wohnt sie – „ganz idyllisch“ – am Stadtrand, den Wald buchstäblich vor der Nase. Sie strahlt, als sie von ihren Gasteltern erzählt: „Sie sind so herzlich und lieb“. Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Chinesen finde sie spannend: „Alles ist anders“, sagt sie so, als sei es für sie ein einziges großes Abenteuer. Begeistert erzählt das junge Mädchen vom deutschen Schulalltag. Der Unterricht sei nicht so theoretisch, einfach näher am Lebensalltag. „Und die Schüler unternehmen auch außerhalb der Schule viel zusammen.“ Chinesischen Schülern fehle dafür schlichtweg die Zeit, ergänzt Andreas Backhaus. Der Lehrer ist Leiter der China-AG an der Realschule und einer der Organisatoren des Austauschs. Den gibt es seit 2012 – und er soll fortgesetzt werden. Derzeit bemühen sich die Lehrer um Fördergelder, um das Projekt auszubauen. 2014 war Backhaus mit den deutschen Realschülern in China und hat das Schulleben an der „Middle School Number 39“ live miterlebt: Klassen mit 50 Schülern, Unterricht von 8 bis 17 Uhr, danach geht’s nach Hause zum Essen, dann müssen Hausaufgaben gemacht und Nachhilfeunterricht absolviert werden. Und das mitunter auch samstags. „Nicht umsonst sind chinesische Schüler führend bei den PISA-Studien“, stellt Backhaus fest. Disziplin sei dafür unabdingbar. Und so muss der Lehrer Mister Fang Zhu die 17 Teenager auch nur einmal auffordern, ihm ins Alte Rathaus zu folgen, nachdem genügend Erinnerungsfotos mit der Bürgermeisterin auf Smartphones und Tablets gespeichert sind. Goldener Hut, Rettich und die Ringer – Volk umreißt kurz Schifferstadts Berühmtheiten und nennt noch ein paar Eckdaten aus Wirtschaft und Sozialem. Zuvor begrüßt sie die mitgereisten Lehrer persönlich. Sonst souverän im freien Sprechen, muss sie die Namen buchstäblich vom Zettel ablesen: „Sie dürfen ruhig lachen“, lässt sie die Dolmetscherin übersetzen. Doch die Delegation ist einfach zu höflich – und lächelt. Volk und Sylvia Gerdon-Schaa von der Kreisverwaltung, die Landrat Clemens Körner vertritt (er ist dienstlich in Berlin), haben neben kleinen Gastgeschenken noch den ein oder anderen Rat. „Nehmen Sie viele positive Eindrücke mit“, sagt Gerdon-Schaa. „Und bleiben Sie in Kontakt“, rät Volk. Es sei eine einmalige Gelegenheit für die jungen Leute, einer anderen Kultur so nahe zu kommen – „auch Dank der Gastfreundschaft der Gastfamilien“, lobt die Bürgermeisterin und fragt in die Runde: „Wie schmeckt Ihnen denn das Essen?“ Mister Zhu hebt nur den Daumen. „Sehr lecker“, übersetzt die Dolmetscherin und erzählt von einer gemeinsamen Geburtstagsparty „mit BBQ“. Steaks und Würsten hätten sehr gut geschmeckt. Ganz unvorbereitet ob der asiatischen Gewohnheiten seien die Gäste aber nicht empfangen worden, informiert Backhaus. So mögen Chinesen morgens zum Frühstück statt Brötchen lieber eine warme Suppe und trinken tagsüber am liebsten heißes Wasser. Mister Zhu möchte dann noch unbedingt sagen, wie gut alles organisiert sei: etwa der Besuch bei der BASF, der Ausflug nach Heidelberg oder zum Speyerer Dom. Dazu verneigt sich Mister Zhu – und selbst die Reporter bekommen ein Geschenk. Sightseeing steht auch in den kommenden Tagen auf dem Programm, und am Samstag heißt es Abschied nehmen. Die chinesischen Schüler gehen dann auf Europa-Reise.

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