Rhein-Pfalz Kreis Schutzstreifen für Feldhamster

Während die Verwirklichung eines Artenschutzprogramms der Stadt Worms für Feldhamster in der Verwaltung diskutiert wird, hat die Arbeitsgemeinschaft der Wormser Bauernverbände nach Blühstreifen nun über 80 Hektar Getreidestreifen stehen lassen. So soll der Feldhamster, dessen Vorkommen im letzten Jahr ein westlich der Nibelungenstadt geplantes Gewerbegebiet gestoppt hat (wir berichteten), die Möglichkeit haben, in Ruhe seine Wintervorräte anzulegen.

Die „Hamsterstreifen“ gibt es rund um Heppenheim, Pfeddersheim, Pfiffligheim und Horchheim – laut Richard Grünewald (Grüne), Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Wormser Bauernverbände, unter anderem auf dem für Feldhamster wegen der Bodenverhältnisse interessanten Höhenzug Riedel. Aber auch auf der Trasse der geplanten Westumgehung der Stadt, der Krankenhaustangente, steht ein erster Getreidestreifen, weil auch dort ein Feldhamstervorkommen nachgewiesen worden sei. Mit im Boot sind neben den Landwirten der Jagdverband, die Umweltverbände Nabu und BUND sowie die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd. Letztere wird vertreten durch ihren Beauftragten für das Artenschutzprogramm Feldhamster, den Biologen Holger Hellwig. Die SGD Süd, die zwar Artenschutz fordert, aber dafür keinen finanziellen Ausgleich gibt, habe das Angebot der Landwirte gerne angenommen. „Es ist besser als nichts“, sagt Hellwig. Die 80 Hektar Getreidestreifen verteilten sich auf eine Fläche von rund 1000 Hektar „strategisch gut in der Wormser Gemarkung“, so Hellwig. Sieben Landwirte seien daran beteiligt. „Fürs erste Jahr ist das mehr als ein Achtungserfolg“, bestätigt der Biologe und hofft, dass künftig noch mehr Landwirte ihre Skepsis überwinden und sich an der Aktion beteiligen. Die Teilnahme sei freiwillig und mit keinen Forderungen verbunden, so Hellwig, „und es lässt der Stadt ein weiteres Jahr Zeit, zu einer Entscheidung über ein Feldhamsterschutzprogramm zu kommen“. Ein Konzept, das laut dem Biologen wohl schon längst verabschiedet worden wäre – hätte es die Diskussion um das geplatzte Gewerbegebiet am Hohen Stein nicht gegeben. Und auch der Stadtratsbeschluss, dafür Ausgleichszahlungen für einen Windpark zu nutzen, wäre schon gefallen, vermutet der Feldhamsterexperte. Auch Richard Grünewald betont die Freiwilligkeit. Er hofft, dass die „starken, führenden Landwirte“, die dafür gewonnen werden konnten, Nachahmer finden. Die Bauern wollten mit Naturschutzmaßnahmen der Gesellschaft auch etwas zurückgeben, betont er. „Denn ohne Fördergelder würden wir bankrottgehen“, spricht er den großen Preisdruck in der Landwirtschaft an. Künftig solle ein ganzes Bündel an Natur- und Feldhamsterschutzangeboten kommen, etwa auch Blühstreifen inmitten der Frucht, wünscht sich Grünewald: „Dafür fehlt allerdings momentan das Geld.“ Die Blühstreifen könnten ein- und mehrjährig sein, wobei von den mehrjährigen Insekten profitieren könnten. Grünewald weiß, dass solche Inseln im Acker den Bauern auch Umstände bereiten und schwierig in den Betriebsablauf einzugliedern sind. Unkraut könnte sich von hier ausbreiten, und im Winter müsste der Landwirt ein zweites Mal umbrechen, so Grünewald. Eine Entschädigung von 100 Euro pro Hektar Fläche würde der Sprecher der Wormser Bauern deshalb begrüßen. Hier greift auch eine mögliche neue Bestimmung der Europäischen Union. Nach ihr sollen Förderzahlungen legitimiert und mit der Forderung verbunden werden, dass Landwirte einen Umweltbeitrag leisten. Dieses Verfahren werde Greening genannt, so Grünewald. In diesem Fall müsste ein bestimmter Prozentsatz der Fläche unter Naturschutzgesichtspunkten angelegt werden. Dennoch will Richard Grünewald auch weiterhin auf gemeinsame und vielfältige Aktionen setzen sowie Überzeugungsarbeit leisten. „Wir Landwirte sind im Moment in einem Lernprozess. Wir wollen verstehen, warum es sinnvoll ist, sich hier zu engagieren.“ (cei)

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