Rhein-Pfalz Kreis Maxdorf zeigt sich hilfsbereit

Maxdorf. Phänomenal finden Bürgermeisterin Marie-Luise Klein (SPD) und der Erste Beigeordnete Paul Poje (CDU) die große Hilfsbereitschaft in der Verbandsgemeinde Maxdorf. Sie hatten ins Carl-Bosch-Haus eingeladen, um die Bürger um Unterstützung bei der Aufnahme und Betreuung von Asylbewerbern zu bitten. Gekommen sind am Montagabend 150 Menschen – viel mehr als erwartet. Das Ziel: Ein Netzwerk knüpfen, das die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft auffängt.

Die schwierige Ausgangslage schilderte Heribert Werner, Leiter des Kreissozialamts. Ihm zufolge musste der Rhein-Pfalz-Kreis im vergangenen Jahr bereits 403 asylsuchende Menschen aufnehmen. Die meisten stammten aus Syrien, Eritrea und Somalia. Dieses Jahr werde mit 500 Flüchtlingen gerechnet. Von den 403 Personen im vergangenen Jahr wurden 19 der Verbandsgemeinde Maxdorf zugewiesen, berichtete Bürgermeisterin Klein. Hier leben gegenwärtig 80 Asylbewerber, und zwar 38 in der Ortsgemeinde Fußgönheim, 36 in Maxdorf und sechs in Birkenheide. Von den 500 erwarteten Flüchtlingen müsse die Verbandsgemeinde voraussichtlich 53 aufnehmen. Die Kapazitäten hierfür seien jedoch erschöpft. Der Gemeinderat habe deswegen zwar beschlossen, zwei Gebäude zu kaufen, aber das dauere. „Aktuell haben wir nichts“, sagte sie. Zur Not müssten die Betroffenen in Hotels untergebracht werden. Damit benannte Klein zugleich eins der vier großen Handlungsfelder, für die eine Arbeitsgruppe mit hilfsbereiten Bürgern gegründet werden sollte: die Suche nach geeigneten Unterkünften. Das zweite Handlungsfeld stellte der Beigeordnete Paul Poje vor: Patenschaften. Denn mit einem Dach über dem Kopf sei es längst nicht getan. Besonders in der ersten Zeit kämen die Asylbewerber nicht alleine zurecht. „Stellen Sie sich vor, sie kommen mit nichts in einem fremden Land an, beherrschen die Sprache nicht und sind auf sich allein gestellt, und das nach all den Strapazen der monatelangen Flucht“, beschrieb er die Lage vieler Flüchtlinge. Die Betroffenen bräuchten daher Paten, die ihnen zeigen, wo sich Ärzte und Geschäfte befinden, und sie bei Behördengängen begleiten. Das beginne etwa bei der Anmeldung der Kinder für Kindergarten und Schule. „Diese Art Betreuung können wir als Verwaltung auch angesichts der Anzahl an Flüchtlingen unmöglich leisten“, warb Poje um Verständnis. Daraus ergab sich Handlungsfeld drei: Sprachunterricht. Denn die Asylbewerber müssten schnellstmöglich die deutsche Sprache erlernen. Willkommen sei daher jeder, der dies irgendwie fördern wolle, sei es als „Lehrer“ oder Fahrer zu entsprechenden Angeboten. Einige Zuhörer regten an, einen Dolmetscherpool einzurichten und dabei auch auf bereits integrierte Flüchtlinge mit den benötigten Sprachkenntnissen zurückzugreifen, zum Beispiel Arabisch. Handlungsfeld vier betraf die Ausstattung mit Kleidung, Möbeln und sonstigen Dingen des täglichen Gebrauchs. Denn meist fehle einfach alles. „Und mit einem Gutschein von 150 Euro kommt man nun mal nicht sehr weit“, erklärte Klein. Wolfgang Bülow aus der Nachbargemeinde Ellerstadt berichtete, dort fragten die Betreuer in den Flüchtlingsfamilien, was fehlt. Diese Informationen würden sie an eine zentrale Stelle weitergeben, wo Listen erstellt und an verschiedenen öffentlichen Orten ausgehängt würden. „Die Sachen kommen innerhalb einer Woche an, und das läuft unabhängig von der Verwaltung“, erzählte er und schlug vor, es in der Verbandsgemeinde ähnlich anzugehen. Darüber hinaus kam die Anregung, ein Café als regelmäßigen Treffpunkt einzurichten und eine wöchentliche Vorlesestunde für Kinder anzubieten. Kirchengemeinden, Polizei und Seniorenbeirat wollten unter anderem eine Fahrradsammelstelle und Fahrradkurse sowie eine Einkaufshilfe mit dem Bürgerbus organisieren. Die Listen, auf denen Interessierte neben Name und Anschrift angeben konnten, wie und in welchem Umfang sie helfen möchten, füllten sich schnell. 70 Freiwillige hatten sich laut Poje am Ende eingetragen. Auf dieser Grundlage und unter Berücksichtigung der Ideen und Vorschläge sollen nun die Arbeitsgruppen gebildet werden, die möglichst schon nach Fasnacht zum ersten Mal zusammenkommen und Einzelheiten besprechen sollen. Ein ebenso wichtiges Thema sprachen die Bürger ebenfalls an: die Betreuung traumatisierter Asylbewerber. Hier boten einige an, mit Gleichgesinnten, die berufliche Erfahrung damit haben, niedrigschwellige Hilfe anzubieten oder bei schweren Fällen Kontakt zu Profis zu vermitteln. „Das Land plant, auch bei uns in der Gegend ein Trauma-Zentrum aufzubauen“, informierte dazu Heribert Schneider.

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