Rhein-Pfalz Kreis Kultur gegen die Krise

Mutterstadt. Seit 50 Jahren verbindet den heutigen Rhein-Pfalz-Kreis und die Südtiroler Gemeinden Martell, Naturns, Schlanders und Schnals eine Partnerschaft. Dieses Jubiläum haben die Freunde beim Kreisempfang im sehr gut besuchten Palatinum in Mutterstadt am Freitag gefeiert.

Festredner des Abends, Heiner Geißler, schrieb Südtirol eine Vorbildfunktion zu. Die Menschen dort hätten gezeigt, wie eigene Identität und Kultur in einem gemeinsamen Europa friedlich bewahrt werden können, ohne dass neue Grenzen gezogen werden. Dem Südtiroler Weg könnten andere Regionen folgen, etwa Katalonien. In Zeiten der Krise sei zudem mehr Europa nötig – nicht weniger, sagte der CDU-Politiker und Autor. Ein Europa, das sich seiner kulturellen Werte erinnere und sich nicht mehr nur auf wirtschaftliche Aspekte konzentriere. Ein Europa, das die schönen Künste und Philosophie würdige, das stolz sei auf seine Menschenrechtsdiskussion, das den zerstörerischen Nationalismus nicht wieder aufleben lasse. Ein Europa schließlich, in dem sich die EU um die großen Dinge wie Außenpolitik, Wirtschaft und Verteidigung kümmere und in dem sich Regionen wie Südtirol und die Pfalz um die kleinen Dinge bemühten. Schlanders’ Bürgermeister Dieter Pinggera erklärte, die Partnerschaft sei in einer für Südtirol schwierigen Zeit entstanden. Die Verantwortlichen damals bezeichnete er als mutige Pioniere. Eine solche Partnerschaft sei auch heute noch ein ideales Forum, um aufeinander zuzugehen und echte Freundschaften zu schließen. Daraus entstünden Verständnis, Toleranz und ein Austausch auf vielen Ebenen. Dem stimmte Frank Bannert (CDU) zu. „Freundschaft wird von den Menschen gelebt und kann nicht von der Politik verordnet werden“, sagte der Landrat des Saalekreises, mit dem der Rhein-Pfalz-Kreis seit 24 Jahren eine Partnerschaft pflegt. Landrat Clemens Körner (CDU) bezeichnete die Ziele, die seine politischen Vorfahren mit der Partnerschaft verfolgten, als mutig und weitsichtig. Zugleich rief er wichtige Ereignisse der vergangenen zwölf Monate im Rhein-Pfalz-Kreis ins Gedächtnis. Kommunalreform und Sparkassenfusion hätten vorbildlich funktioniert, wofür er die Verantwortlichen lobte. Daneben seien die Sanierung des Kreisbads in Maxdorf und die Verlegung der Kreisstraße 2 bei Lambsheim beendet worden. Auf der Baustelle für das G8-Gymnasium in Maxdorf gehe es jedoch nicht wie gewünscht voran, „hier sind wir über die Zusammenarbeit mit den Architekten nicht so ganz glücklich“, erklärte er. Sehr belastend sei die Gasexplosion in Harthausen mit schwer verletzten Feuerwehrleuten gewesen. Immerhin werde den mutmaßlichen Tätern der Prozess gemacht. Zum gelungenen Abend trugen musikalisch das Südtiroler Flügelhornduo und die Akteure der Kreismusikschule bei. Die Bratschenspieler samt Rhythmusgruppe bekamen zurecht begeisterten Applaus für ihren Auftritt, und auch die Bläser und Streicher des Projektorchesters verwöhnten die Zuhörer mit bestem Musikgenuss. Da hätten nicht nur Heiner Geißler und Clemens Körner gerne länger gelauscht.

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