Rhein-Pfalz Kreis Die Klänge weisen den Weg

Schifferstadt

. Das wollen sich die Schifferstadter und ihre Gäste nicht entgehen lassen. Denn die Gärten und Außenbereiche der Lokale sind voll besetzt bis in die Nacht. Und überall bewegen sich Gruppen zu Fuß oder per Fahrrad von einem Standort zum nächsten. Verirren kann man sich nicht. Die verschiedenen Klänge weisen den Weg. Im „Oxe“ am Marktplatz spielen „4jazz“, ein Quartett von vier sehr jungen Musikern aus dem Raum Neustadt, die alle schon seit der Schulzeit in Sachen Jazz unterwegs sind. Musikalischer und optischer Mittelpunkt ist Saxofonistin, Sängerin und manchmal auch Pianistin Rebecca Senck. Das Repertoire besteht vor allem aus Klassikern des Swing aus den 50er- und 60er-Jahren. Aber es darf auch ruhig ein wenig Popmusik auf Jazz-Art dabei sein. „So geht man wenigstens mal abends wieder raus“, meint eine Gruppe gut gelaunter Schifferstadter und Altriper, die Schorlegläser vor sich. Im „Bistro Chalet“ in der Burgstraße geben Speyerer Musiker den Ton an: „DreiZwooEins“, das ist Bassist Matthias Debus mit Gitarrist Michael Beutelspacher und Schlagzeuger Stefan Cerin. Da kommt im Samba-Rhythmus etwas vage Bekanntes in die Ohren, das sich dann als Pfälzer Weinstuben-Klassiker „So en guude Palzwoi“ entpuppt. Da versucht sogar der eine oder andere ältere Schorle-Petzer den Ton zu treffen – schwierig, wegen des Samba. Das geht erst nach etlichen Schorle. Nebenan, im „Salischen Hof“, singt derweil Jutta Brandl, echte Schifferstadterin, mit ihrem Quartett. Dazu gehören Martin Preiser am Piano, Johannes Schaedlich am Kontrabass und Kristof Körner am Schlagzeug. Hier ist es mehr als voll, zwischen den besetzten Tischen stehen weitere Gäste, Gläser in der Hand, reden und wirken wie eine Wand, die den Schall abhält. Das ist in diesem Fall schade, denn Jutta Brandls ausdrucksstarke, wohlmodulierende Stimme schafft es so nicht immer bis in die hinteren Ecken. Der guten Stimmung tut das allerdings keinen Abbruch. Man sieht sich, man trifft sich, man hat was zu erzählen. Lilo Meyer, 79 Jahre, und Walli Becker, 73, haben sich mit einiger Mühe zwei Plätze erobert. „Wir mögen Jazz, vor allem Swing, das ist die Musik unserer Jugend“, sagen sie. „Cool Jazz ist nicht so unser Ding, aber die Swing-Klassiker, das ist es.“ Walli Becker erzählt: „Wir gehen viel aus, hauptsächlich zu Jazz-Konzerten. Jutta Brandl kennen wir schon lange.“ Zu Hause haben sie jede Menge Jazz auf Schallplatten. „Keine CDs!“ „Aber Live ist halt doch schöner“, meint Lilo Meyer. Auch Helga Hedderich, 61 Jahre, aus Schifferstadt mag die besondere Atmosphäre bei Swinging Schifferstadt. „Das ist doch besser, als zu Hause geblieben.“ Im „Jak Fouquet“ in der Speyerer Straße spielt „The unplugged brother“. Vor der Tür auf dem Bürgersteig stehen und sitzen die Zuhörer. Der „brother“ kommt aus Speyer und heißt Francis Razafindraboay. Kein typischer Speyerer Nachname – Aza ist auf Madagaskar geboren, spricht aber akzentfreies „Speyererisch“. Bei ihm gibt es alte Hits und Evergreens zur Gitarrenbegleitung. Im „Fuchsbau“ sorgt „New Collision“ zu sechst für Stimmung, bei „Pfeffer und Salz“ bietet das Borelli-Trio in ganz klassischer Besetzung mit Kontrabass, Drums und Gitarre ebenso klassischen Jazz. Bürgermeisterin Ilona Volk ist auch hier unterwegs. Sie hat sogar alle Stationen geschafft: „Das würde ich mir nie entgehen lassen.“ Sie gibt noch einen Tipp: „Unbedingt zu den jungen Saxofonisten beim ,La Piazza’.“ Der Tipp ist gut: Vier junge Saxofonisten von der anderen Rheinseite aus der Kurpfalz, Nicolai Pfisterer, Christian Seeger, Paul Stoltze und Sebastian Nagler, mit zwei Tenorsaxofonen, Bariton- und Altsaxofon mischen regelrecht das Publikum auf. Sie spielen Jazz und Funk mit reichlich Groove. Sie bewegen sich durch die Reihen, haben ihr Publikum im Griff. Die Stimmung ist bei den Musikern ebenso gut wie bei den Zuhörern. Immer wieder gibt es Applaus. Hier ist die Musik die Hauptsache und weniger der Hintergrund für Kulinarisches. Drei Stunden Jazz und Pop an allen Ecken, das ist kaum zu schaffen. Pünktlich eine halbe Stunde vor Mitternacht wird es ruhig in Schifferstadt. Na ja, wenigstens was die Musik betrifft.

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