Rhein-Pfalz Kreis Alles für den guten Groove

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Schifferstadt. Markus Kipper ist Schlagzeuger und Toningenieur. Wissen und Erfahrung aus beiden Berufen verbindet der Schifferstadter zu einem besonderen Unterrichtskonzept für Leute, die Drummer werden wollen. Er ist Spezialist für Swing und einer der Höhepunkte seines Musikerlebens war ein Job bei Swing-Legende Hugo Strasser.

„Als ich neun Jahre alt war, habe ich auf allem getrommelt, was mir unter die Finger kam“, erinnert sich Kipper. Er hörte Radio und spielte mit – bis die ersten Stühle kaputt gingen. Da war der Familie klar: Der Junge braucht ein richtiges Schlagzeug! Seine musikalischen Anfänge machte Kipper mit sieben Jahren auf dem Akkordeon. Unterricht hatte er bei Charlie Büttner, einem Musiker, Komponisten und Arrangeur, der über Jahrzehnte hinweg das Musikleben der Region geprägt hat. In Büttners Probenraum sah er zum ersten Mal ein Schlagzeug und einen Drummer bei der Arbeit. „Mir war sofort klar: Das isses!“ Schon mit zwölf Jahren war Kipper feste Besetzung am Schlagzeug von Charlie Büttners Big Band. Und weil er seine Sache gut machte, kamen immer mehr Bands dazu. Big Band Jazz, Gospel und, zusammen mit seinem Bruder Winfried, auch eine eigene Band, die Hardrock spielte. Sein verstorbener Bruder war ein großer Einfluss. „Er hat mich getriezt und gefordert. Ich musste meine Grenzen überwinden, um mithalten zu können“, erinnert sich der Musiker. Die Brüder entdeckten Rockjazz und Fusion, Stilrichtungen, die die Power des Rock mit der Komplexität des Jazz verbinden und höchste Ansprüche an die Musiker stellen. Großes Vorbild wurde Billy Cobham. Dieser Schlagzeuger trommelte Sachen, die man bis dahin für unmöglich hielt. Kipper baute sich ein ähnliches Set wie sein Vorbild auf: Zwei Basstrommeln, eine Unzahl Toms und Becken. „Ich habe damals Ausdauersport gemacht, sonst hätte ich die Auftritte nicht durchgehalten“, erzählt er. 1977 sollte Kipper Wehrdienst leisten. Bei der Bundeswehr erkannte man sein Talent, bestellte ihn zum Vorspiel und so landete Kipper beim Musikcorps I der Bundesluftwaffe. Die Musikcorps für die Bundeswehr verlangen Profi-Niveau. Der Autodidakt Kipper musste einiges nachholen: „Ich lernte Noten lesen, Arrangements verstehen und Musiktheorie und das recht schnell.“ Bei Studioaufnahmen traf er Hugo Strasser, der gerade Aufnahmen machte – den König der Unterhaltungsmusik. Er spielte bei allen Tanzturnieren und seine Musiker beherrschten jede Stilrichtung. Strasser hat Kippers Spiel gehört und ihn angesprochen. „Ich hab fast kein Wort rausbekommen, weil er doch einer der ganz Großen ist“, schmunzelt Kipper. Dann habe Strasser ihn eingeladen, mal mitzuspielen. Kipper hatte weiche Knie, spielte aber gut. „Wo haben Sie studiert?“ fragte Strasser. Er habe nicht studiert, sagte Kipper. „Oh! Das hört man nicht.“, sagte Strasser. „Das war für mich das größte Lob“, freut sich Kipper. Studiert hat er aber doch noch, nämlich Tontechnik an der School of Audio Engineering in Frankfurt. Hier wurde er nach einer Aufnahmeprüfung auch ohne Abitur zugelassen und machte sein Diplom. Das erste eigene Studio hatte er schon mit seinem Bruder. Zusammen haben sie Anfang der 90er-Jahre Junior Spencer produziert, der bei EMI unter Vertrag war, einem der größten internationalen Musikkonzerne. Sein Wissen um Musikproduktion setzt er auch im Schlagzeug-Unterricht ein. Möglichst früh gestaltet er mit den Schülern komplette Arrangements. „Ich nehme zum Beispiel eine Basslinie auf und erarbeite mit den Schülern einen Schlagzeug-Track dazu“, erklärt er. Bei Kindern gehe das auch mit Kinderliedern. „Dann machen wir ,Alle meine Entchen` als Shuffle.“ Der große Vorteil dabei sei, dass die Schüler sofort erleben, wie eine Rhythmusgruppe aus Bass, Schlagzeug, Gitarre oder Klavier zusammenwirkt, um einen Groove zu haben. Die Schüler bekommen die Aufnahmen zum Üben und Mitspielen. Aber natürlich gehöre auch Notenlesen und Theorie zum Unterricht. „Man muss als Schlagzeuger mit den anderen Musikern kommunizieren können“, erklärt Kipper. Sein Studio in Schifferstadt ist mit modernster Technik ausgerüstet. So kann er dort, aber auch live vor Ort aufnehmen, anschließend den Aufnahmen den Feinschliff geben. Nach einem schweren Rückenleiden ist er heute vorwiegend als Toningenieur, Schlagzeuglehrer und Band-Coach aktiv. „Ich gebe gerne mein Wissen an andere weiter und verhelfe Musikern zu gutem Sound und gutem Groove.“

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