Pirmasens Digitaler Vorreiter: Was Chefredakteur und Lokalchef zur Ausgabe sagen

RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe
RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe

„Südwestpfalz first“ – das ist der Anspruch der Pirmasenser Rundschau. Und zwar auf allen Kanälen, wie Redaktionsleiter Andreas Ganter betont. Dass dies umgesetzt wird, bestätigt Chefredakteur Michael Garthe: Die Rundschau sei digital wichtigstes Heimatmedium.

Noch vor ein paar Jahren habe die Medienbranche darüber diskutiert, ob denn nun „print first“ oder „online first“ die Zukunft sei, blickte der Pirmasenser Redaktionsleiter Andreas Ganter bei der Feier zum 75. Geburtstag zurück. Damals sei es um nichts weniger gegangen als um die Frage, ob denn die gedruckte Zeitung Vorrang vor dem Angebot im Internet haben solle oder umgekehrt. „Für die Pirmasenser Rundschau kann ich sagen: Wir haben uns längst entschieden. Unser Motto lautet: ,Südwestpfalz first’. Und das aus Überzeugung - und auf allen Kanälen.“

Meinungsangebote: das „Salz in der Suppe“

Viel weiter mochte Andreas Ganter denn auch nicht zurückblicken – jene Zeiten, als Journalisten aus dem Osten der Pfalz zur „Aufbauarbeit“ nach Pirmasens geschickt worden seien, seien schließlich vorbei. Heute lebten die Kollegen in der Südwestpfalz, fühlten sich ihr eng verbunden. Das bedeute allerdings nicht, so Ganter, dass die Redaktion ihre Region durch eine „rosarote Brille“ sehe. Journalisten müssten vielmehr auch eine gewisse Distanz wahren – „Kumpanei mit Funktionsträgern verbietet sich“. Eine Frage der Professionalität für die Journalisten, eine Frage der Glaubwürdigkeit für die Leser. „Offen will ich sein, ehrlich und notfalls unbequem“ – dieses Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler skizziere gut das Selbstverständnis der Redaktion. Gerade die Meinungsangebote seien für viele Leser das „Salz in der Suppe“ – das freilich anderen den Genuss derselben zuweilen verderbe. Doch auch wenn sich der eine oder andere ärgere: „Sagen Sie es uns, wir sind offen für Kritik. Wir wollen keine Besserwisser sein.“

Das unterstrich auch Chefredakteur Michael Garthe in seiner Ansprache: „Wir bei der RHEINPFALZ sind keine Missionare. Unsere Aufgabe ist es, zu informieren, zu erklären und einzuordnen.“ Die Presse sei gerade nicht die vierte Gewalt im Staate, wie mancher meine. Aber sie habe eine Wächter- und Kontrollfunktion. Er freue sich immer, so Garthe, wenn Menschen auf ihn zukämen und sagten, sie hätten einen Beitrag gelesen, seien aber anderer Meinung. Denn informierte und meinungsfreudige Menschen seien unabdingbar für eine freie Gesellschaft.

Zeitungsgeschichte erlebt

Dass eine freie und kritische Meinungsäußerung keine Selbstverständlichkeit ist, das ist Journalisten durchaus bewusst. Und so gab es an diesem Abend auch einmal ein Lob für Chefredaktion und Verleger der RHEINPFALZ: einen „Dank für Rückhalt und Vertrauen aus unserem Mutterhaus“, wie Ganter es formulierte. Bedankt hat er sich ebenfalls bei jenen, die das tägliche Erscheinen der Pirmasenser Rundschau ermöglichen: dem aktuellen Redaktionsteam inklusive Vorgänger, vor allem aber den vielen freien Mitarbeitern in Stadt und Landkreis. Stellvertretend bei dem dienstältesten Trio: bei Bernd Danner, der seit 1966 für die Zeitung schreibt, bei Hans Heinen, der seit 54 Jahren dabei ist, und bei Marianne Teuscher, die seit 1970 die „Flöhe husten hört“.

Auch sie haben ein großes Kapitel Zeitungsgeschichte erlebt – vom Kurier, der Bilder und Texte zur Druckerei brachte, bis hin zur Online-Ausgabe und dem Facebook-Kanal der Pirmasenser Rundschau. Diese erreiche inzwischen auch Menschen, die nicht mehr zum klassischen Milieu der Zeitungsleser gehörten, stellte Ganter fest – und die Pirmasenser Rundschau gehöre mittlerweile zu den digitalen Vorreitern bei den Lokalredaktionen der RHEINPFALZ. Noch dieses Jahr sei ein neues digitales Produkt für die Südwestpfalz geplant, kündigte er an – was, wird noch nicht verraten. Bei all dem gehe es, betonte er, aber immer um eine Frage: um jene Themen, die für die Südwestpfalz von Interesse seien. Eben „Südwestpfalz first“.

Die Rundschau als wichtigstes Heimatmedium

Dass die Zeitung die Herausforderungen des digitalen Zeitalters gut angenommen hat, bekräftigte auch der Chefredakteur. Die Pirmasenser Rundschau sei inzwischen, so stellte er fest, digital zum wichtigsten Heimatmedium geworden. Michael Garthe ließ es sich allerdings nicht nehmen, etwas weiter in die Vergangenheit zu blicken. Vor allem in jene der Südwestpfalz. Jene Region, so zitierte er launig aus einem 1858 entstandenen Werk des Dichters August Becker, sei die verrufenste und ärmste Gegend der Pfalz, der Menschenschlag ein „düsterer“ – „nur, damit Sie wissen, wo Sie her kommen“. Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten. Denn über die Vorderpfälzer schrieb jener Becker – weiter zitiert vom bekennenden Ostpfälzer –, dass jene Gänsehaut bekämen, wenn sie ans Westrich dächten. Dabei sollten die Vorderpfälzer nicht vergessen, dass hinter den Bergen auch Leute wohnen, die sich sehen lassen könnten. Beispielsweise die Pirmasenser, die Bravesten und Ehrlichsten.

Und die Südwestpfalz heute, beteuerte Garthe schließlich, habe selbst in Ludwigshafen einen guten Stand – eben „Südwestpfalz first“.

Andreas Ganter, Redaktionsleiter der Pirmasenser Rundschau
Andreas Ganter, Redaktionsleiter der Pirmasenser Rundschau
Die Schlosstreppen im Bau: noch ohne Stierkopf, ohne Wasserkaskaden, der pure Beton. Rechts das Volksbank-Gebäude, der damaligen

75 Jahre Lokalredaktion Pirmasens

Im Mai 1947 erschien erstmals ein Pirmasenser Lokalteil der RHEINPFALZ. Das war die Geburtsstunde der „Pirmasenser Rundschau“. Hier sehen Sie unsere Berichterstattung zum Jubiläum.

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