Rheinpfalz Alle Trockner in der Umgebung sind ausverkauft

Ein Starkregen ging am 11. Juni über Kaiserslautern nieder, hier die Burgstraße.
Ein Starkregen ging am 11. Juni über Kaiserslautern nieder, hier die Burgstraße.

Es war ein Jahrhundertregen, den die Stadt vor wenigen Wochen erlebte. Vom Keller bis zum Dach gab es Wassereinbrüche in vielen Häusern. Die Feuerwehr war zu zahllosen Einsätzen unterwegs. Jeder Betroffene hoffte auf schnelle Abhilfe in der Not. Wie erlebte das westpfälzische Handwerk die Schadenssituation?

Auf die Beseitigung von Wasserschäden hat sich die Pirmasenser Firma Aquaplan spezialisiert. „Die Nachfrage war sehr lebhaft“, berichtet Karl-Heinz Bauer, Leiter der Technikabteilung des Unternehmens in der Blocksbergstraße. Querbeet habe es Einfamilienhäuser wie Mietshäuser betroffen, Besonders schlimm sei es im Bereich Benzinoring Nähe Baumarkt Hornbach und um den Messeplatz herum gewesen. Die Firma bietet die komplette Sanierung an, bis auf Elektrik und Installation.„14 Tage lang haben unsere Leute 60 bis 70 Stunden geschafft, bis alle Aufträge bearbeitet werden konnten“, sagt Bauer. Die Kanalisation sei komplett überlastet gewesen, das Oberflächenwasser habe nicht mehr abfließen können. „Schlimm war, dass wir viele Fäkalschäden hatten“, betont Bauer. „Wenn das Wasser unter den Estrich läuft - teilweise liegt dort auch Styropor -, dann ist alles kontaminiert. Dann muss man alles rausreißen.“ Bodenbeläge und Tapete entfernen oder Rigips-Wände abreißen, gehört mit zu den Aufgaben von Aquaplan. Zwischen 14 und 21 Tagen bräuchten die Trocknungsgeräte für die Entfeuchtung. Mitarbeiter hatte die Firma genug, aber an Geräten mangelte es. „In Stadt und Umgebung gab es keine Trockner mehr zu kaufen, neue Geräte haben ja auch Lieferzeiten. Dadurch, dass die Eifel komplett abgesoffen war, mussten wir unsere Leute nach Köln und Dortmund für die Trockner schicken.“ Den Schriftverkehr mit der Versicherung übernimmt die Firma auch. Ein Problem sei, dass viele Leute gegen Elementarschäden nicht versichert seien, sagt der Technische Leiter. „So ein Schaden kann zwischen 50.000 und 60.000 Euro kosten“, gibt Bauer zu bedenken. Manche Eigentümer seien dann schon sehr niedergeschlagen. „Wir hatten sehr viele Probleme mit Dächern“, berichtet Udo Heyl, Geschäftsinhaber der Dachdeckerei Voegeli. Dadurch, dass der Abwasserkanal das Wasser nicht mehr fassen konnte, seien Regenrinnen übergeschwappt und das Wasser konnte in den Keller eindringen. Auf einigen Flachdächern sei der Regen über die Terrassentür ins Haus gekommen. Rund 100 Einsätze habe die Firma durch den Starkregen zu verzeichnen, sie seien immer noch dabei, das abzuarbeiten. Durch die große Nachfrage hätten sie nur noch Stammkunden annehmen können - selbst bei denen gebe es Wartezeiten bis zu sieben Wochen. „Wir haben ja Facharbeitermangel, deshalb haben wir nicht genügend Leute“, sagt Heyl. Nervenaufreibend sei auch, dass es dadurch Ärger mit den Kunden gebe. „Wir gehen ja nach Dringlichkeit.“ Wenn jetzt ein weiter Starkregen komme, seien die Probleme noch nicht gelöst und es könne wieder zu einem Wassereinbruch kommen. „Es blutet mir selbst das Herz. Das ist ein Riesenproblem“, betont der Geschäftsinhaber. Den großen Gewinn mache die Firma dabei nicht. „Wer jetzt denkt, bei Starkregen reibt sich der Dachdecker die Hände, der liegt falsch.“ Es seien ja viele Kleinsteinsätze bei den Kunden. „Da macht man nicht den Reibach“, erklärt Heyl. Auf den angefangenen Baustellen müsse ja auch weiter gearbeitet werden. „Wenn bei einem Kunden das Dach gerade mit einer Plane abgedeckt ist, können wir nicht sagen, wir kommen nicht mehr“, gibt Heyl zu bedenken. Bei der Baufirma F.K. Horn gab es dagegen keinen akuten Stress. „Wir hatten nur vereinzelt bauliche Schäden“, sagt Peter Dietrich, Leiter der Angebotsabteilung Hochbau. Es seien nur Reinigungs- und Putzarbeiten in ganz geringem Umfang angefallen. Allerdings würden sich verschiedene Betriebe jetzt für zusätzlichen Hochwasserschutz interessieren. Das seien Hochwasserbarrieren, manuelle oder halbautomatische Systeme, die meist innerhalb vom Gebäude errichtet würden. „Das war ja ein Starkregen wie es ihn die letzten 100 Jahre nicht gegeben hat. Da tun sich jetzt Schwachstellen auf, die vorher noch nie entdeckt wurden“, erklärt Dietrich. „Die Bauherren waren ganz perplex.“ In der Bremerstraße hatte das Wasser besonders hoch gestanden. Bei den dortigen Neubauten der Firma Horn würden jetzt noch weitere Maßnahmen getroffen zum Hochwasserschutz, sagte Dietrich. Beim Rohrreinigungsdienst Schmelzer steht das Telefon seit dem Starkregen nicht mehr still. Es herrscht Hochbetrieb. „Wir sind immer noch unterwegs“, sagt Marco Putzke, Firmeninhaber. In den meisten Fällen sei Schlamm in die Rohre hineingespült worden.

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