Kolumne Zeitungsproduktion am Küchentisch: Und wo esse ich jetzt?

RHEINPFALZ-Redakteur Christoph Hämmelmann.
RHEINPFALZ-Redakteur Christoph Hämmelmann.

Und wo esse ich jetzt? Die bange Frage musste ich mir erstmals stellen, als wegen der Corona-Krise auch die Restaurants rund um die RHEINPFALZ-Zentrale in der Ludwigshafener Innenstadt schlossen. Doch der drohende Ernährungsnotstand war schnell abgewendet, zunächst jedenfalls. Denn einerseits bieten einige der gewohnten Mittagspausen-Anlaufstellen ihre Gerichte jetzt ja zum Mitnehmen an. Und andererseits gibt es die für den Rhein-Pfalz-Kreis zuständigen Kolleginnen aus der Lokalredaktion, die ein Vorkoch-Mitbring-Aufwärme-Bündnis geschmiedet haben.

Plötzlich geht Essen ganz schnell

Ein paar Tage lang packten sie in ihre Tupperdosen großzügig so viel hinein, dass es auch für mich reichte. Pizza, Pasta und vor allem die mysteriösen „Vertraust du mir?“-Gerichte vom Nebenan-Italiener fehlten mir trotzdem. Aber dafür ging das mit der mittäglichen Sättigung auf einmal unglaublich schnell. Was eigentlich ganz praktisch ist, wenn eine Pandemie gerade Stress macht und Journalisten lange Arbeitstage beschert: indem sie ständig die Nachrichtenlage verändert. Und zugleich die Redaktion dazu zwingt, ihre Abläufe komplett neu zu regeln.

Als die Corona-Krise über die Republik hereinbrach, waren wir in meiner für die ganze Pfalz und für die Landes-Ebene zuständigen Südwest-Redaktion gerade in Minimalbesetzung: mein Vize-Ressortchef und ich, nur zwei von insgesamt sechs Redakteuren. Denn die anderen hatten frei oder waren krank. Und als sie sich nach und nach zurückmeldeten, mussten sie trotzdem daheimbleiben. Denn einbringen durften sie sich ab sofort nur noch aus der Ferne – obwohl unsere Technik eigentlich nicht dafür gerüstet war, dass Leute reihenweise ins Homeoffice abwandern.

Bis Ostern Heimarbeiter

Doch auch bei der RHEINPFALZ gilt jetzt: Damit die Infektion eines einzelnen Kollegen nicht gleich eine ganze Abteilung außer Gefecht setzt, bilden wir Kohorten, die sich vorerst gar nicht erst begegnen sollen. Und im Südwest-Ressort haben wir nun erstmals die Rollen getauscht: Bis Ostern bin ich Heimarbeiter. Weshalb ich mich einstweilen auch nicht mehr von den für den Rhein-Pfalz-Kreis zuständigen Kolleginnen aus der Lokalredaktion durchfüttern lassen kann: Wenn ich mittags etwas Warmes will, muss ich es mir selbst brutzeln. Was ich ja auch hinbekomme.

Doch in meiner Wohnung fehlt es an Platz für den mutmaßlich leider sauteuren Art-déco-Schreibtisch, der eines Tages meinen Hausstand bereichern soll. Also habe ich Laptop, Tablet-Computer, Handy, Stift, Block und Papierstapel einstweilen auf dem Küchentisch verteilt. Womit ich mir die bange Frage nun noch einmal neu stellen muss: Und wo esse ich jetzt?

In der Kolumne „Am Küchentisch“ schreiben Redakteure des Südwest-Ressorts über die Pfalz, ihr Familienleben und den Redaktionsalltag.
Als Arbeitsplatz missbraucht: Küchentisch in Corona-Zeiten.
Als Arbeitsplatz missbraucht: Küchentisch in Corona-Zeiten.
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