Ludwigshafen Pizza, Pasta und Amore

Familienbetrieb: Turm-Herr Angelo Montana (Mitte) mit seiner Frau Gabriele (links) und Sohn Salvatore. Vorne: Enkelin Laura und
Familienbetrieb: Turm-Herr Angelo Montana (Mitte) mit seiner Frau Gabriele (links) und Sohn Salvatore. Vorne: Enkelin Laura und Hündin Laika.

«Mitte.» Die Sonne scheint über dem erhabenen Kirchturm auf dem Lutherplatz. 1943 brannte die Lutherkirche nach einem Bombenangriff nieder. Nur der Turm ist erhalten geblieben. Gottesdienste werden hier aber nicht mehr abgehalten – die Überreste des Gotteshauses wurden für den Gastronomie-Gebrauch umfunktioniert. Seit 13 Jahren befindet sich hier das italienische Restaurant „La Torre da Angelo“. Herr des Turm-Restaurants ist Angelo Montana, der beim Gespräch mit dem „Marktplatz LU“ an seinem Stamm-Tisch sitzt und die Gäste im Blick hat. Bei einem Teller Nudeln und einer Pizza „Romantica“ kommt er ins Plaudern. „Eigentlich bin ich für zwei Monate nach Deutschland gekommen – das ist jetzt 46 Jahre her“, scherzt der Italiener. Damals habe er in seiner Heimatstadt in Sizilien die Ausbildung zum Priester begonnen. In den Ferien wollte er seinen Onkel, einen Eis-Macher in Hirschhorn am Neckar, besuchen und in seinem Geschäft mitarbeiten. Unter den vielen Kunden war damals auch ein 15-jähriges Mädchen mit einer Vorliebe für Nuss-Eis und einer Schwäche für junge, italienische Eisverkäufer. Eine Liebesgeschichte, wie in einem klassischen Hollywood-Film. Als Angelo Montana sie erzählt, glitzern seine Augen. „Sie kam jeden Tag und hat eine Kugel Nuss-Eis gekauft. Wir haben nie geredet, sie hat immer nur gelächelt. Da wusste ich, dass ich hier bleiben muss“, meint er mit einem Lächeln zu seiner Frau Gabriele, die neben ihm am Tisch sitzt. Die Priesterausbildung war damit natürlich auch erst mal ad acta gelegt. „Die Kleinigkeiten sind es, die unser Leben verändern und es ausmachen“, meint der 63-Jährige weiter. Mittlerweile habe er zwei Kinder und zwei Enkel – das Dritte sei schon unterwegs. Familie steht für den Sizilianer, der in Venezuela geborgen wurde, an erster Stelle. Das Restaurant ist deshalb ein reiner Familienbetrieb. Hier packt jeder mit an – sogar die Hündin Laika, die jeden Gast mit einem freundlichen Schwanzwedeln begrüßt. Sein Sohn Salvatore hat mittlerweile sogar die Leitung von seinem Vater übernommen. Für die Familie Montana gehören aber auch die Gäste zur Familie. „Unser Ziel war es schon immer, dass sich die Leute wohlfühlen – wie zuhause“, erzählt Angelo Montana. Und das ist ihm geglückt – zumindest versichern das seine Stammkunden. Eine von ihnen ist Hildegard Theurer, die schon seit Jahrzehnten ihre Pasta im „La Torre“ genießt. „Man kommt her und es ist, als würde man zur eigenen Familie gehen. Herrlich“, schwärmt der treue Gast. Dass sich alle seine Gäste bisher sehr wohlgefühlt haben, erzählen auch die vielen Gegenstände, die im Restaurant die Wände schmücken. „1977 habe ich mein erstes Restaurant in der Kaiser-Wilhelm-Straße eröffnet. Damals schon haben wir viel mit dem Pfalzbau-Theater zusammengearbeitet. Das Ensemble hat sich immer bei uns getroffen. Auch heute noch. Wenn die Zeit des Abschieds dann kommt, schenken sie uns immer ein kleines Andenken“, sagt Angelo Montana, während er auf die Taktstöcke berühmter Dirigenten und die mit Unterschiften versehenen Ballettschuhe an der Wand deutet. Wenn die Gäste weinen, weil sie gehen müssten – dann habe er seine Aufgabe richtig gemacht, sagt er lachend. Doch die Gäste kämen natürlich nicht nur wegen der familiären Atomsphäre, die Angelo Montana und seine Familie im alten Lutherturm schaffen, sondern auch wegen des traditionellen, italienischen Essens. Der Pizzateig wird hier noch selbst gemacht – nach einem ganz eigenen Rezept. „Meine Frau hat sich alle Rezepte der Familie angehört und daraus dann ein ganz eigenes entwickelt – das mögen auch die Gäste sehr gerne“, meint der Turm-Herr, der noch für eine ganz andere italienische Spezialität berühmt ist. Denn wer einmal ein Eis von Angelo Montana probiert hat, kommt für eine Kugel immer wieder gerne auf den Lutherplatz. Vor allem kann Angelo Montana beim Eis-Kreieren auch seine Liebe zur Pfalz zum Ausdruck bringen – in diesem Jahr mit Riesling-Eis. So lecker die kalte Köstlichkeit auch ist, so eisern hält er die Rezeptur unter Verschluss. „Das Rezept ist streng geheim. Das dürfen auch meine Kinder nicht wissen. Nur meiner Enkelin – der habe ich es aufgeschrieben. Irgendwann tritt sie dann in meine Fußstapfen“, erzählt er stolz. Bis dahin sei es aber noch eine ganze Weile hin, versichert der Familienvater nachdrücklich. Er liebt seine Arbeit und bereut keinen Tag der „zwei Monate“, die ihn nach Deutschland und schließlich nach Ludwigshafen gebracht haben. „Ludwigshafen hat vielleicht kein Wahrzeichen wie Paris oder Dresden. Das Besondere hier ist das mit dem Herz. Das findet man hier an vielen Ecken“, meint er mit einem verschmitzten Lächeln, während er seinen Espresso trinkt.

Bietet auch kulinarisch mehr als Pizza, Pasta und Co.: Das „La Torre da Angelo“ ist für seine Eisspezialitäten bekannt.
Bietet auch kulinarisch mehr als Pizza, Pasta und Co.: Das »La Torre da Angelo« ist für seine Eisspezialitäten bekannt.
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