Alte Liebe rostet nicht „Wie in einer Zeitkapsel“
Uwe Schulz fällt auf, keine Frage: Wenn der Speyerer Gymnasiallehrer in seinem knallroten BMW 320i Cabriolet auf den Schulparkplatz biegt, ist sein fahrbarer Untersatz häufig Gesprächsstoff: „Dieses Auto habe ich weniger aus pragmatischen Gründen, es ist vielmehr ein großes Hobby. Deshalb freue ich mich immer, mit anderen Auto-Begeisterten ins Gespräch zu kommen, egal, ob das nun Schüler, Kollegen, Freunde oder Fremde sind“, berichtet der Lehrer für Englisch und Französisch, der bis vor acht Jahren in Ruchheim gelebt hat. „Zu bereden gibt es für mich in Bezug auf Autos immer viel“, sagt der gebürtige Trierer: „Zeit meines Lebens spielen Fahrzeuge für mich eine große Rolle.“
Der Vater fuhr Manta
Sein Vater sei ein leidenschaftlicher Fahrer eines Opel Manta gewesen, die Ferien habe die Familie früher gerne campend verbracht, und schließlich habe sein Vater der Mutter 1990 das BMW-Cabriolet zum Geburtstag geschenkt. „Die Affinität zu Autos liegt bei uns ganz klar in den Genen“, stellt Schulz fest. Als seine Mutter schließlich Knieprobleme bekam, ging das Cabrio an Schulz über, der seit zwei Jahren eine große Freude an seinem Fahrzeug hat: „Ich fahre pro Jahr mit dem Cabriolet nur zirka 5000 bis 6000 Kilometer, aber die dann mit Genuss und ganz im Sinne unserer Familientradition.“
Sonntags treibe es ihn etwa zum Forelle kaufen in einen kleinen Nachbarort, bei gutem Wetter auch gerne mit offenem Verdeck. Alle zwei Wochen fahre er zu einem Oldtimer-Stammtisch mit Namen „Benzingespräche“. Hin und wieder fährt Schulz mit seinem 33 Jahre alten Wagen auch den Weg aus seiner Heimat, einem kleinen Ort an der Weinstraße, zur Arbeit ans Speyerer Nikolaus-von-Weis-Gymnasium.
„Mir gefällt das Design“
Was er besonders an seinem Fahrzeug mag? Bei dieser Frage muss Schulz nicht lange überlegen: „Mir gefällt das Design, es sieht cool aus. Das Auto hat eine besondere Bedeutung für mich. Außerdem merkt man, dass man fährt. Das ist heutzutage bei all den Hybrid- und Elektrofahrzeugen ein seltenes Gefühl.“ Zusätzlich komme der 320er ohne Steuergeräte aus und befinde sich immer noch weitestgehend im Originalzustand. „Sogar das alte Radio und der Kassettenspieler funktionieren noch einwandfrei. Wenn ich in meinem Auto sitze und eine ,Saga’-Kassette anwerfe, fühle ich mich wie in einer Zeitkapsel.“ In der Pflege sei das Auto recht einfach zu handhaben, meint Schulz: Gelegentlich werde es in einer kleinen Werkstatt geprüft, sei aber bis jetzt ohne große Probleme stets fahrbereit gewesen.
Offroad-Touren mit der Mama
Den ursprünglichen Kaufpreis von 60.000 D-Mark habe der Oldtimer längst überschritten und nähere sich momentan dem Preis eines Neuwagens, so Schulz. „Und trotzdem: Dieses Auto ist für mich absolut unverkäuflich.“ Wenn das Wetter einmal keine Rundfahrt zulässt, weiß Schulz sein Auto-Interesse auch anders zu befriedigen: „Ich habe eine große Sammlung, die mittlerweile 700 bis 800 Automodelle umfasst. In den Ferien fahre ich wahnsinnig gerne Geländewagen, meist in Frankreich, aber hin und wieder auch an ausgefallenen Orten wie der Sahara.“
Auch hier zeigt sich, dass das Faible für Autos bei den Schulzes in der Familie liegt: Begleitet wird Schulz auf solchen Offroad-Touren von seiner mittlerweile 77-jährigen Mutter.
Zur Sache und zur Serie
In den kommenden Wochen stellen wir Oldtimer-Besitzer aus der Vorderpfalz, ihre Geschichte und ihre Wagen vor. In Ludwigshafen sind aktuell 838 Fahrzeuge mit „H-Kennzeichen“ (30 Jahre oder älter) zugelassen. In Frankenthal sind es 348, im Rhein-Pfalz-Kreis 1455, in Speyer 500. Auf deutschen Straßen sind laut ADAC 660.000 Oldtimer unterwegs. Über 88 Prozent davon sind Pkw, Motorräder haben einen Anteil von 2,6 Prozent. Vom Gesamtbestand mit 66,9 Millionen zugelassenen Kfz und Anhängern haben ein Prozent den Oldtimerstatus.
Der Wagen: BMW 320i Cabriolet e30
Erstzulassung: Februar 1990
Leergewicht 1660 Kilogramm
Leistung: 129 PS
Hubraum: 1976 cm
Kilometerstand: 188.500
Bisher erschienen: ein BMW 2002 Baur Targa, ein Mercedes 190 SL sowie ein Porsche 356 B.