Ludwigshafen Ludwigshafens CDU-Chef: „Kramp-Karrenbauer kann das“

Im Gleichschritt: Kanzlerin Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer, die am 12. September letztmals in Ludwigshafen zu Gast
Im Gleichschritt: Kanzlerin Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer, die am 12. September letztmals in Ludwigshafen zu Gast war – bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ruchheim.

Mit der Nominierung der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (55) zur neuen CDU-Generalsekretärin hat Kanzlerin Angela Merkel (63) viele überrascht. Auch den Ludwigshafener Parteichef und Bundestagsabgeordneten Torbjörn Kartes. Mit dem 38-Jährigen haben wir über die Personalie „AKK“ gesprochen.

Herr Kartes, „AKK“ – könnte das Kürzel auch für „Absehbar Kanzler-Kandidatin“ stehen?

Ich sag’s mal so: Annegret Kramp-Karrenbauer könnte eine gute Kanzlerkandidatin sein, aber darum geht es zunächst einmal nicht. Um was geht es dann? Darum, dass die CDU eine sehr gute neue Generalsekretärin bekommt. Was meinen Sie mit „sehr gut“? Ich habe Frau Kramp-Karrenbauer im Wahlkampf als sehr bodenständigen und geradlinigen Menschen kennengelernt. Sie ist klar in ihrer Sprache und hat die Zuhörer bei dem Termin im September in Ruchheim begeistert. Ähnlich positiv waren die Rückmeldungen der jungen Kollegen nach ihrem Auftritt beim Deutschlandtag der Jungen Union. Sie spricht ganz unterschiedliche Strömungen in der Partei an. Das ist ein ziemlich kluger Schachzug. Also ist „TK“ – Torbjörn Kartes – ein Fan von „AKK“? Absolut. Für die aufbegehrende CDU-Männer-Riege um Finanzstaatssekretär Jens Spahn kommt diese Personalie einer Ohrfeige gleich. Sorgt das intern nicht für Unmut? Ich bin seit Montag in Berlin und spüre eine breite Zustimmung für Kramp-Karrenbauer. Das ist der erste Schritt einer personellen Erneuerung. Jetzt muss man schauen, wie sich das Kabinett konkret zusammensetzt, und da werden sicher auch Spahn und Co. eine Rolle spielen. Davon gehe ich jedenfalls aus. So wie es aussieht, gelingt es der angezählten Kanzlerin doch noch, ihre Nachfolge selbst zu regeln. Das würde ich so nicht bestätigen wollen. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, eine profilierte Person wie Kramp-Karrenbauer für so ein Amt gewinnen zu können. Sie tritt ja dafür an, die CDU programmatisch neu aufzustellen. Was bringt Kramp-Karrenbauer denn mit, um das Partei-Profil zu schärfen? Ihr Vorgänger Peter Tauber war dann doch eher ein farbloser Geselle. Sie ist eine gestandene Politikerin, die das Amt sehr bewusst übernimmt, um die CDU wieder deutlicher zu positionieren. Und sie hat einen guten Draht zur Basis. Das hilft. Hat es Sie überrascht, dass Kramp-Karrenbauer dafür das populäre Amt der Ministerpräsidentin opfert? Doch ja, das hat mich überrascht. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass sie ins Kabinett geht. Sie begründet das ja als einen Schritt, um etwas für die Partei zu tun. Dass sie sich dieser Aufgabe stellt, finde ich umso bemerkenswerter. Wie würden Sie den aktuellen CDU-Zustand in Schulnoten ausdrücken? (Überlegt). Ja, so Zwei bis Drei. Was fehlt für ein besseres Zeugnis? Die Partei muss sich inhaltlich besser aufstellen und in einem Grundsatzprogramm klar aufzeigen, wofür sie eigentlich steht. Das leitet die Kanzlerin gerade in die Wege. Klingt nach einem Spagat à la Kramp-Karrenbauer: Einerseits agiert sie strikt konservativ, etwa als Gegnerin einer „Ehe für alle“. Andererseits gilt sie als locker und liberal. Ich glaube, dass wir uns als Partei genau zwischen diesen Polen bewegen. Wir sind eine Volkspartei, innerhalb der es unterschiedliche Positionen in der Sache gibt. Da braucht es jemand, der diese gut zusammenmoderieren kann und gleichzeitig die Flügel stärkt. Kramp-Karrenbauer kann das. Sie erwähnten den Begriff Volkspartei: Ist die CDU das noch bei einem – abzüglich des CSU-Anteils – Bundestagswahlresultat von 26 Prozent? Ja, das finde ich schon. Aber da ist sicher noch Luft nach oben. Vom Volkspartei-Status verabschiedet hat sich der mögliche Partner in Berlin: Mit welchem Ergebnis rechnen Sie beim SPD-Mitgliedervotum zur Koalitionsvereinbarung? Schwer einzuschätzen. Ich frage derzeit jedes SPD-Mitglied, das ich kenne, wie es abstimmen wird. Da ist noch alles offen. Bei einem „Ja“ der Genossen würde eine SPD-geführte Regierung mit einer CDU-Kanzlerin an der Spitze gebildet. So sehen das jedenfalls viele an der CDU-Basis, weil die SPD mehrere Schlüsselministerien besetzt. An der Basis wird das ganz unterschiedlich gesehen. Ich finde, die CDU hat sich in dem Koalitionspapier in vielen Punkten durchsetzen können. Die Handschrift der Union ist erkennbar, auch wenn das sicher ein Kompromiss ist. Ich bin damit inhaltlich einverstanden. Geben Sie es doch wenigstens zu, dass Ihnen das Ergebnis der Verhandlungen zumindest ein bisschen wehtut. Auf der einen Seite halte ich die Debatte für überzogen. Auf der anderen sage ich auch ganz deutlich, dass wir gerne das Finanzministerium gehabt hätten. Wolfgang Schäuble war jahrelang der Garant für eine schwarze Null. Aber die steht auch wieder im Koalitionsvertrag. Am Freitag halten Sie Ihre erste Rede im Bundestag. Schon Lampenfieber? Das hält sich noch in Grenzen, aber die Aufregung wird sicher kommen. Das ist schon eine andere Hausnummer als eine Rede im Stadtrat. Wie kam’s, dass ein Novize wie Sie nach so kurzer Zeit schon ans Rednerpult darf? Das ist eher ungewöhnlich, aber beantworten kann ich das nicht. Ich habe mich jedenfalls gefreut, dass die Fraktion es mir als jungem Vater und Mitglied des Familienausschusses angeboten hat, zum Thema Elterngeld Plus zu sprechen. Apropos Geld: Gab’s schon Bestechungsversuche, um Sie zu bewegen, den Begriff Ludwigshafen in Ihrem Manuskript unterzubringen? Das Manuskript ist noch nicht fertig, aber ich werde mir Mühe geben, Ludwigshafen zu erwähnen (lacht).

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