Ludwigshafen Filmfestival verlegen? Meinungen der Leser

Bestuhlung fürs Open-Air-Kino: Im Rekordjahr 2019 kamen 120.000 Besucher zu dem Festival ans Rheinufer.
Bestuhlung fürs Open-Air-Kino: Im Rekordjahr 2019 kamen 120.000 Besucher zu dem Festival ans Rheinufer.

Das RHEINPFALZ-Interview mit dem Speyerer Forstwissenschaftler Volker Ziesling hat eine Debatte über eine mögliche Verlegung des Filmfestivals ausgelöst. Das Kinoereignis auf der Parkinsel schade nachhaltig der Natur, sagte der 63-Jährige. Er schlug den Ebertpark als Alternative vor, was die Stadt ablehnt. Auch die Meinungen der RHEINPFALZ-Leser gehen auseinander.

Zum Interview mit dem Forstwissenschaftler Volker Ziesling („Das Filmfestival muss verlegt werden“, 14. Februar) sind viele Zuschriften eingegangen, hier eine – aus rechtlichen Gründen – anonymisierte Auswahl (Alle Namen sind der Redaktion aber bekannt).

„Dinge müssen sich ändern“

Ein gelungenes Interview, das den Sachverhalt mit großer Weitsicht und im Kontext auf den Punkt bringt. Doch wie schnell sind solche Fakten (…) verdrängt? Um weitermachen zu können wie gehabt, wird jemand wie Ziesling schnell als Querulant bezeichnet. Wir bräuchten aber viel mehr solcher Menschen, die mit Ausdauer und Sachverstand unerschütterlich immer wieder den Finger in die allen bekannte Wunde legen. Weitaus schwerer (…) wäre es, zuzugeben, dass in Sachen Natur- und Klimaschutz gewaltig was schief läuft. Umweltschutz alleine auf dem Papier genügt da halt nicht, es müssen Taten folgen. Wie viele andere seriöse Wissenschaftler auch, weist Ziesling lediglich auf diesen Missstand hin. Dinge müssen sich ändern. Jeder Einzelne hat hier seinen Beitrag zu leisten, sogar der Festivalbesucher. Alles andere ist naiv und egoistisch. (…)

„Platanen sind nur Mittel zum Zweck“

Ludwigshafen ist ja nun wirklich nicht gerade gesegnet mit kulturellen Highlights. Eines der Highlights, wenn nicht sogar das Highlight, ist das jährlich stattfindende Filmfestival auf der Parkinsel. Jetzt hat die elitäre Wohngemeinschaft der Parkinsel doch wahrhaftig einen Experten beauftragt, mit dem Ziel, die Ruhestörung Filmfestival zu beenden. Die Platanen sind nur Mittel zum Zweck. Ich hoffe, die Stadt beauftragt umgehend einen anderen Experten mit einem Gutachten, das genau das Gegenteil bescheinigt. Dann steht’s 1:1 – und das politische Pingpong kann weitergehen. So kann man das über Jahre ziehen. Schade schade, liebe Parkinselbewohner, das eure Toleranz endet, wenn eure 52 Wochen lange Ruhe für zwei Wochen gestört wird.

„Lasst es auf der Parkinsel“

Lasst das Filmfestival auf der Parkinsel. Ludwigshafen hat nicht viel Attraktives zu bieten.

„Ebertpark hätte viele Vorteile“

Nachdem jetzt auch noch ein Forstwissenschaftler seine Meinung dazu abgegeben hat, sollten die Verantwortlichen endlich mal reagieren im Sinne des Umweltschutzes und der Natur. Wo bleiben da die Grünen? Wie oft haben sich schon zahlreiche Bürger dazu geäußert. Da wurden sogar Collagen (immer noch zu sehen in der Parkstraße) über die Beschädigungen erstellt, die bis heute noch teilweise zu sehen sind. Bestes Beispiel sind noch heute die tiefen Furchen von Lkw auf der freien Fläche vor der Open-Air-Leinwand. Der Vorschlag, in den Ebertpark zu wechseln, hat viele Vorteile: riesiger Platz vor der Eberthalle, gute Verkehrsanbindung und genügend Parkplätze.

„Schade, dass er es nie besucht hat“

Wie zu lesen ist, ist Volker Ziesling Diplom-Forstwirt. Als Privatperson sagt er von sich, er sei kulturaffin. Schade jedoch, dass er das Festival noch nie besucht hat. Auf Bitte kritischer Parkinsulaner hat Herr Ziesling sich das Areal, auf dem seit nunmehr 17 Jahren das Filmfestival stattfindet, unter Naturschutzaspekten genau angeschaut. Das ist sinnvoll und gut. Allerdings überrascht es, dass der Abwägungsprozess von Herrn Ziesling bereits nach einer Ortsbesichtigung abgeschlossen ist und er zu dem Urteil kommt, dass das „Kinospektakel“ und der Umweltschutz sich nicht vertragen. Als bekennender Filmfestivalfan hätte ich mir freilich gewünscht, dass vor einem abschließenden Urteil eben auch Problemlösungen erwogen und objektiv untersucht werden. Aber Fehlanzeige, diesbezüglich schwächelt die Expertise. Wohlgemerkt, das Festivalareal wurde und wird seit 17 Jahren von flankierenden, nachsorgenden Maßnahmen durch die Fachleute des städtischen Grünbereichs begleitet.

„Platanen, haltet weiter durch“

Wir sind das Klima, ist das Motto mancher Insulaner. Und doch, nach 17 Jahren erbittertem Kampf für Klima und Parkinselbewohner stehen diese „verdammten“ Platanen immer noch; trotz Experten. Was läuft da schief? Den elitären Interessen, denen manches Mittel recht ist? Platanen, haltet weiter durch!

„Darf nicht zulasten der Natur gehen“

Mit großem Interesse habe ich den Artikel mit Volker Ziesling über die Auswirkungen des Filmfestivals auf der Parkinsel gelesen, der meine Bedenken leider bestätigte. Man muss auch nicht studiert haben, um die Schäden, die ein halbes Jahr nach dem Festival immer noch da sind, zu sehen. So viel dann auch zu den Versprechungen des Veranstalters, die Spuren nach dem Festival zu beseitigen. Ich habe nichts gegen ein Filmfestival und schon gar nichts, was Ludwigshafen in ein positives Licht rückt. Natürlich ist es auch ein toller Erfolg, wenn diese Veranstaltung immer mehr begeisterte Fans anzieht, aber das darf nicht zu Lasten der Natur gehen, die besonders in einer Stadt so wichtig ist. Ich gehöre nicht zu den „elitären intoleranten Insulanern“ (wie boshaft ist das denn?), aber ich schätze die schnell – umweltfreundlich mit dem Fahrrad – erreichbare grüne Lunge der Stadt. Für drei Wochen Aufbau, knapp drei Wochen Festival und mindestens zwei Wochen Abbau ist der nördliche Teil der Parkinsel gesperrt. Wer rechnen kann, kommt auf mehr als zwei Wochen. Gerade in den heißen Sommern 2019 und 2020 war der schattige Teil der Promenade gesperrt. Und es gäbe Alternativen. Es wird immer wieder der Ebertpark genannt, der eine gute Verkehrsanbindung und einen großen Parkplatz und Parkanlage hat. In der Walzmühle gibt es ein Großkino mit entsprechender technischer Infrastruktur. Der Rhein ist nicht weit entfernt, man könnte die Promenade dorthin als kulinarische Zeile herrichten und wäre dann auch am Rhein zum Flanieren. Ideen gäbe es einige, die sowohl den Filmfans, als auch der Natur zugute kämen.

„Ein Highlight in Ludwigshafen“

Alle Jahre wieder: Jedes Jahr aufs Neue, seit es das Filmfestival auf der Parkinsel gibt, lese ich in der Zeitung über Probleme, das Repertoire ist groß von denen, die begründen, warum das Filmfestival nicht mehr stattfinden soll. Ich selbst wohne auf der Parkinsel und bin daran interessiert, die Umwelt zu schützen, soweit dies in der Stadt möglich ist. Die Parkinsel gehört zu einem Stadtteil von Ludwigshafen, und ist kein Waldpark wie etwa die Reißinsel in Mannheim. Hier wohnen Menschen, die ein Interesse an sozialem und kulturellem Leben haben. Das Filmfestival auf der Parkinsel erfreut sich jedes Jahr großer Beliebtheit bei den Bewohnern der Stadt und der Umgebung, ist ein Highlight in Ludwigshafen und sollte so beibehalten werden. Auf der Parkinsel am Luitpoldhafen musste bis hin zum Wasser die Natur dem Beton weichen, und wir müssen die Natur vor einem Filmfestival schützen, welches einmal im Jahr stattfindet.

Anmerkung der Redaktion: Das 18. Filmfestival ist von 24. August bis 11. September geplant. Die Stadt hat eine ökologische Baubegleitung angekündigt.

Volker Ziesling vor der Festivalwiese, Anwohner hatten ihn um eine Expertise gebeten.
Volker Ziesling vor der Festivalwiese, Anwohner hatten ihn um eine Expertise gebeten.
Abbauarbeiten auf der Festivalwiese.
Abbauarbeiten auf der Festivalwiese.
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