Ludwigshafen Ein Stadtentwickler geht

Wechsel an der GAG-Spitze: Ernst Merkel (rechts) wünscht seinem Nachfolger Wolfgang van Vliet alles Gute.
Wechsel an der GAG-Spitze: Ernst Merkel (rechts) wünscht seinem Nachfolger Wolfgang van Vliet alles Gute.

Nein, leicht fiel der Abschied Ernst Merkel nicht. „Ich gehe ungern. Ich habe mich mit viel Herzblut für meine Heimatstadt engagiert“, bekannte der 67-Jährige am Ende des Abends. Dann überreichte der ehemalige Zehnkämpfer ein Staffelholz an seinen Nachfolger Wolfgang van Vliet (59, SPD), der vom Sozialdezernat der Stadt ab Januar als Vorstand zum kommunalen Wohnbauunternehmen GAG wechselt. Merkel war vor seiner GAG-Zeit CDU-Baudezernent in Ludwigshafen gewesen und wechselte vor sieben Jahren zum Wohnunternehmen, als Vorstand Detlef Tuttlies plötzlich starb. Das Unternehmen war und ist für die Stadtentwicklung von zentraler Bedeutung. Daher setzte die Stadtspitze mit Ernst Merkel einen Mann als Vorstand ein, der auch Baupolitik machte. Zum Beispiel, als nach einer Gesetzesänderung 15 Kitas in Ludwigshafen rasch neu- und umgebaut werden mussten, damit dort auch zweijährige Kinder betreut werden konnten. Ein finanzieller Kraftakt, den die hoch verschuldete Stadt alleine nicht hätte bewältigen können. Die GAG sprang als Bauherr ein. Auch beim Rheinufer Süd, dem Neubaugebiet auf ehemaligen Industrieflächen, spielte die GAG die zentrale Rolle. Das Unternehmen baute die ersten Wohnhäuser, weckte Interesse bei Investoren und vermarktete die Baugrundstücke. Merkel hat diese Entwicklung vorangetrieben. Er und Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) zogen dabei immer an einem Strang. „Wir konnten uns blind aufeinander verlassen“, sagte Lohse in ihrer Dankesrede. Und Merkel erinnerte daran, dass bis jetzt fast eine halbe Milliarde Euro in die Neubauten am Rheinufer investiert wurde. „Das ist eine Erfolgsgeschichte, die das Image von Ludwigshafen aufgewertet hat. Unsere Stadt ist für Investoren attraktiv geworden.“ Der scheidende GAG-Vorstand hat das Unternehmen von einem reinen „Wohnungsbauer“ zum Instrument der Stadtentwicklung gemacht. Und auch beim Wandel der Innenstadt wird die GAG Impulse geben: weg vom Einzelhandel hin zum Wohnen. Mehrere Neubauten werden an der Heinig-, Ludwig- und Bismarckstraße (Bürgerhof) entstehen. Merkel ist überzeugt davon, dass die darbende Innenstadt mit Einzelhandel keinen Aufschwung mehr erleben wird. Auch abseits von Prestigeobjekten hat die GAG unter Merkel Neuland betreten: So schaffte es das Unternehmen, den sozialen Wohnungsbau mit modernen, kostengünstigen Gebäuden voranzubringen, die in der Ostpreußenstraße (Gartenstadt) gebaut wurden. Es habe in der Branche große Skepsis gegeben, ob es möglich wäre, deutlich unter Kosten von 2000 Euro pro Quadratmeter zu bauen. „Ernst Merkel hat gezeigt, dass es geht“, sagte Axel Tausendfreund vom Verband der Wohnungswirtschaft Südwest. Auch angesichts des Wandels der Altersstruktur der Bevölkerung habe die GAG frühzeitig erkannt, wie wichtig barrierefreie Wohnungen seien. Eva Lohse, als OB auch GAG-Aufsichtsratsvorsitzende, erinnerte daran, dass jährlich 20 Millionen Euro in Modernisierung, Sanierung und barrierefreien Umbau der 13.000 Wohnungen im GAG-Bestand fließen. Und Merkel unterstrich: „Die GAG ist gut gerüstet für die Zukunft.“ Wohl auch an die Adresse der neuen SPD-Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck gerichtet, betonte der scheidende GAG-Chef: „Wir brauchen nicht nur neue Sozialwohnungen. Wir brauchen Wohnraum in allen Preissegmenten. Es geht um die richtige Mischung.“ Aber nicht nur mit Beton und Baggern leistet die GAG einen wichtigen Beitrag für die Stadt: Das Bauunternehmen unterstützt als Sponsor Sport-, Musik- und Fasnachtsvereine, Schulklassen, die städtische Musikschule sowie den Wildpark, den Förderkreis Ebertpark und das Junge Theater im Pfalzbau. Vertreter der Vereine und Institutionen nutzen bei dem mehrstündigen Programm die Gelegenheit, um sich für die Unterstützung zu bedanken und Ernst Merkel passende Geschenke zum Abschied zu überreichen.

Auch Wildpark-Maskottchen Nico Nuss nahm Abschied.
Auch Wildpark-Maskottchen Nico Nuss nahm Abschied.
Der Weg zum Turmrestaurant war illuminiert.
Der Weg zum Turmrestaurant war illuminiert.
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