Rhein-Pfalz Kreis Kein Expresszug mehr bei der Rhein-Haardtbahn: Alle abholen

Ab Januar sind die Expressverbindungen der Rhein-Haardtbahn zwischen Dürkheim und Oggersheim Geschichte. Dann setzt die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH ein neues Konzept um – als Reaktion auf die Hochstraßen-Misere. Das hat Auswirkungen auf die Fahrzeit ins Stadtgebiet. Doch für die Dörfer an der Bahnstrecke hat es Vorteile.

„Wir stellen sicher, dass wir die Mehrheit der Fahrgäste optimal abholen“, sagt Moritz Feier von der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) GmbH, auf Nachfrage. Am Montag hatte ein Unternehmensvertreter die Änderungen im Ludwigshafener Stadtrat präsentiert. Die sehen so aus: Ab Januar werden im Stadtgebiet von Ludwigshafen und Mannheim mehr Busse und Bahnen eingesetzt – als Reaktion auf die Sperrung der maroden Hochstraße Süd. Doch auch die Verbindung zwischen Oggersheim und Bad Dürkheim ist von den Neuerungen betroffen: Zwar verkehren nach wie vor drei Züge pro Stunde, doch gibt es zwischen beiden Standorten keine Expressverbindungen mehr. Diese bestehen von Oggersheim bis Mannheim allerdings weiterhin, wobei in der Rohrlachstraße ein Expresshalt hinzukommt. „Wir sparen Zeit, wo es sinnvoll ist, nämlich im Stadtgebiet“, heißt es von der RNV. Dennoch verlängert sich die Fahrzeit im Vergleich zu den bisherigen Expresszügen: Wer derzeit mit einem Expresszug von Bad Dürkheim zum Mannheimer Hauptbahnhof fährt, ist 42 Minuten unterwegs. Ab Januar wird er dafür mit der Linie 9 46 Minuten benötigen. Bislang ist man mit der regulären Linie 4/4a allerdings 52 Minuten unterwegs, rechnet der RNV-Sprecher vor. „Die Linie verkehrt dann im 20-Minuten-Takt. Es ist ein klares, einfaches Angebot: Alle 20 Minuten kommt ein Zug. Und wir stellen sicher, dass wir niemanden stehen lassen“, sagt der RNV-Sprecher. Die Expresszüge halten derzeit nicht in Friedelsheim, Gönnheim, Ellerstadt-West, Fußgönheim, Maxdorf-Süd und Westlich B9. Diese Haltestellen werden nur durch die Linien 4 und 4a, nicht aber durch die Linie 9 bedient, die derzeit noch Expressverbindung ist. Ab Januar werden sie dann von der Linie 9 angefahren.

Freude allerorten

In den Orten an der Bahnlinie ist die Freude nun groß. „Wir sind seit 2016 dran, Teil der Expresslinie zu werden“, sagt Jochen Schubert (FWG), der seit dem Sommer Ortsbürgermeister von Fußgönheim ist. „Es gab Unterschriftenaktionen und immer wieder intensive Gespräche mit der RNV.“ Er ist überzeugt davon, dass die Menschen im Dorf das Angebot annehmen werden. Die bisherige Taktung sei ungünstig gewesen, weil auch einige Anschlüsse nicht wirklich gepasst hätten. „Das hat zu Unmut geführt, viele sind nach Maxdorf oder Ellerstadt gefahren, um den Expresszug zu bekommen“, sagt Schubert. Dass nun alle 20 Minuten ein Zug hält, findet auch Gönnheims Ortsbürgermeister Wolfram Meinhardt (FWG) „toll, das wertet das Angebot auf“. In seiner Gemeinde ebenso wie im benachbarten Friedelsheim hält die 2016 eingeführte Expressbahn nicht. Auch hier das Problem: Längere Wartezeiten, verpasste Anschlüsse. „Es ist viel besser für uns, dass der dritte Zug hält“, sagt Meinhardt. Auch sein Amtskollege aus Friedelsheim, Peter Fleischer (FWG), begrüßt die Änderung. „Wir hatten dagegen protestiert, dass wir außen vor gelassen wurden“, sagt er. Auch wenn es nachzuvollziehen sei, dass Expresszüge nicht überall halten können. Einige Pendler hätten die Möglichkeit des Ruftaxis in Anspruch genommen, um zur Haltestelle Ellerstadt-Ost zu gelangen, von wo aus auch der dritte Zug fuhr. Für Dürkheims Bürgermeister Christoph Glogger (SPD) ist entscheidend, dass es mit dem 20-Minuten-Takt ab Januar wieder „einen klaren, intuitiven Fahrplan gibt“. In der Summe würde das Konzept Verbesserungen bringen, weil gegenüber der bisherigen regulären Verbindung Zeit gewonnen würde. Durch die Modernisierung von Bahnübergängen, die Sanierung weiterer Streckenabschnitte und die Anschaffung neuer Züge soll die Fahrzeit in Richtung Ludwigshafen und Mannheim in den kommenden Jahren laut Glogger weiter verringert werden.

„Das ist akzeptabel“

Werner Baumann (CDU), Ortsbürgermeister von Maxdorf, findet es „solidarisch“, dass das RNV-Angebot nun für die anderen Orte besser wird. „Sie haben dann auch den Dreier-Takt pro Stunde.“ Besonders Friedelsheim und Gönnheim hätten zum Start der Expresslinie massiv Druck gemacht und auf Solidarität gepocht, damit der Zug auch in ihren Orten hält. „Aber ist ein Schnellzug, der überall hält, noch ein Schnellzug?“, fragt Baumann, der auch Mitglied des Aufsichtsrats der Rhein-Haardtbahn GmbH (RHB) ist. Fünf Minuten beträgt die Differenz zwischen Expresslinie und Linie 4 zwischen Bad Dürkheim und Oggersheim. „Das ist akzeptabel“, sagt Baumann. Dennoch fordert er weitere, übergeordnete Lösungen, um Pendlern zu helfen, die von der Ludwigshafener Hochstraßen-Misere betroffen sind. So wünscht er sich beispielsweise eine Zusammenarbeit zwischen dem Rhein-Pfalz-Kreis und dem Kreis Bad Dürkheim. Und auch RNV und RHB könnten mehr zusammenarbeiten, sich besser abstimmen und gemeinsame Konzepte erarbeiten, etwa beim Thema Fahrradboxen. Baumann spricht vor allem die Bahnhöfe in Friedelsheim und Gönnheim an, die weit außerhalb des Ortes liegen: „Da müssen die Leute erst einmal hinkommen.“

Zusätzliche Parkplätze?

Für den Landrat des Kreises Bad Dürkheim, Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU), ist die längere Fahrzeit zwischen Dürkheim und Mannheim gegenüber den bisherigen Expressverbindungen zu verschmerzen: „Es ist auch eine Qualität, dass alle Haltestellen wieder in einem 20-Minuten-Takt angefahren werden“, sagt Ihlenfeld. Durch die zahlreichen Baustellen auf der Strecke habe das Konzept der Expresszüge in den vergangenen Jahren ohnehin nicht aufgehen können. Dass die RNV jetzt ein Konzept vorgelegt hat, wie sie auf die Hochstraßen-Misere reagieren will, findet Ihlenfeld gut: „Es wird vieles beklagt, doch man muss die Dinge auch in die Hand nehmen.“ Wie Ihlenfeld weiter sagt, ist der Kreis derzeit in Gesprächen mit den Anlieger-Gemeinden der Rhein-Haardtbahn, um zusätzliche Park & Ride-Kapazitäten zu schaffen. „Die RNV ist über ihren Schatten gesprungen, Express hin oder her“, sagt Paul Poje (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maxdorf. „Wir müssen allen Bewohnern die Möglichkeit der 20-Minuten-Taktung bieten.“ Da sei es hinnehmbar, das eigentliche Projekt des Expresszugs in den Hintergrund zu rücken. „Das ist mehr als fair“, sagt Poje, „man versucht ja trotzdem, die Strecke schneller zu machen, etwa durch das Reduzieren von Bahnübergängen.“ Bei der RNV will man indes genau beobachten, wie die Änderungen von den Fahrgästen angenommen werden. Er könne die Kritik, dass sich die Fahrzeit zwischen Bad Dürkheim und Ludwigshafen/Mannheim gegenüber den Expresszügen verlängere, nachvollziehen, sagt Unternehmenssprecher Feier. Allerdings richte man sich nach den Bedürfnissen der Mehrheit der Fahrgäste. „Und wir müssen sehen, dass wir unsere Ressourcen entsprechend dieser Anforderungen verteilen.“

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