Rhein-Pfalz Kreis Ein Todestänzer

Wort- und Tastenakrobat Daniel Helfrich am „Klafünf“.
Wort- und Tastenakrobat Daniel Helfrich am »Klafünf«.

«Böhl-Iggelheim.» Mit „Eigentlich bin ich ja Tänzer“ hat der Böhl-Iggelheimer Kulturverein Dorfart seine vierte Vorstellung der Winterspielzeit in der VfB-Halle präsentiert. Und auch ohne Tanzschritte führte der deutschlandweit tourende Weinheimer Kabarettist Daniel Helfrich am Samstag seinem Publikum die wunderbare Welt des Tanzens auf aalglattem Parkett vor Augen und Ohren.

Die sich aufdrängende Frage, was denn „uneigentlich“ passiert ist, beantwortete Daniel Helfrich gleich in seinem ersten Lied. Seine Beine wollten Elfen sein, doch er war zu langsam, zu unbeweglich und zu steif für einen Tänzer. Außerdem sei Tanzen nicht ganz ungefährlich, gab er zu bedenken – und er hätte einfach kein Glück gehabt. Bei all den Versuchen, Tanzszenen aus seinen Lieblings-Tanzfilmen mit entsprechenden Partnerinnen nachzustellen, hätten die beteiligten Damen die Szenarien nicht überlebt. „Saturday Night Fever“ resultierte in einer auf der tropfenden Pomade seiner Haare unglücklich ausgerutschten Toten, „Singin` in the Rain“ brachte Nicole eine tödliche Lungenentzündung ein und bei der im See geprobten Hebefigur aus Dirty Dancing stellte sich die Klassenkameradin als Nichtschwimmerin heraus und ertrank. Fußlos endete etwa das Los von Natalie bei Footloose. Die Schicksale weiterer Freundinnen wurden besiegelt und ihre Körper begraben oder einbetoniert. In Worten mit nach Zahlen klingenden Silben erhört Helfrich diese um den Faktor eins und begleitet seine Wortspielereien virtuos auf einem so entstandenen „Klafünf“. Das Publikum in der Halle des VfB Iggelheim musste bei diesem Beitrag fleißig mitrechnen und war auch sonst reichlich zum Mitmachen aufgefordert. Zu Beginn gleich wurde ein Assistent ernannt, der die Anzahl der Todesopfer auf der Zählvorrichtung korrekt nachvollziehen musste. Zudem wählte Helfrich à la Patrick Swayze ein „Baby“ aus, das den Odenwälder Tastenakrobaten immer wieder mit Zwischenrufen ermuntern und ihn dabei „Dany“ nennen durfte. Frotzeleien wie „das wäre eine Kann-Applaus-Stelle gewesen“ brachten ihm, wenn auch verspätet, das verdiente Händeklatschen ein. Insbesondere beim Ohrwurm, in dem in schwindelerregender Geschwindigkeit allseits bekannte Schlagerfetzen beinahe aufeinanderprallten, und bei der „Tanzparty“ mit aus der Tanzsprache entnommenen Wortkreationen musste aber niemand extra motiviert werden. Auch der Balz-Tanz, der ohne Klavierbegleitung, dafür mit geschmeidigen, eindeutig zweideutigen Bewegungen daherkam sowie die Tipps des ehemaligen Pädagogen, an der Tankstelle Zusatzangebote wie Bonuspunkte oder Klubkarten abzulehnen, wurden mit großem Beifall quittiert. Zu Rhythmen, die auch einen Elvis Presley wohl erfreut hätten, sagt Helfrich zum Abschluss des offiziellen Programms, dass bei Wehwehchen des Älterwerdens Rück-n-rollen durchaus hilfreich sein könnten. Auch wenn es an diesem Abend keine Übungen zum empfohlenen Muskelaufbau gab, die Lachmuskeln wurden auf jeden Fall strapaziert.

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