Landau Von Ehrenamtlern getragen

Annegret Kramp-Karrenbauer (Mitte) wird herzlich begrüßt von den CDU-Kreisvorsitzenden Dorothea Müller und Thomas Gebhart sowie
Annegret Kramp-Karrenbauer (Mitte) wird herzlich begrüßt von den CDU-Kreisvorsitzenden Dorothea Müller und Thomas Gebhart sowie Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch (rechts).

Mehrere Fernsehteams belagerten den Eingang der Festhalle, Journalisten befragten Besucher im Foyer und überbrückten so die Wartezeit auf die Generalsekretärin der CDU. Sie bewirbt sich als eine von zurzeit drei Kandidaten um den CDU-Parteivorsitz in der Nachfolge von Angela Merkel. Gestern war Annegret Kramp-Karrenbauer Ehrengast beim Südpfalz-Treffen der CDU. Über 1000 Karten hatte die Geschäftsstelle für den Abend ausgegeben. Das Publikum empfing die Generalsekretärin zunächst mit freundlich verhaltenem Applaus. Die zierliche Saarländerin in kobaltblauer Tunika, schwarzer Hose und in schwarzen Pumps enttäuschte all jene, die gehofft hatten, sie werde etwas zu ihrer Kandidatur sagen. Es habe gute Ratschläge gegeben, die Kulisse in Landau zu nutzen, um über die eigenen Ambitionen zu sprechen, verriet sie. „Doch es wäre ein Zeichen grober Missachtung den Preisträgern gegenüber“, betonte Annegret Kramp-Karrenbauer. Für Aussagen zur Kandidatur gebe es andere Bühnen. Die CDU zeichnete gestern drei Organisationen im Zuge der „Aktion Menschlichkeit“ aus. Der Applaus zeigte, dass die 56-Jährige den richtigen Ton getroffen hatte. Im Rennen um den CDU-Parteivorsitz will sie sich erst nächste Woche öffentlich äußern. Friedrich Merz und Jens Spahn haben bereits Stellung bezogen. Die frühere saarländische Ministerpräsidentin hielt gestern Abend die Festrede zum Thema Ehrenamt. Keine Wahlkampfrede also, aber ihre Ausführungen machten doch deutlich, wofür Kramp-Karrenbauer steht und wo sie ihre Wurzeln hat. Sie erwähnte Bernhard Vogel, Heiner Geißler, Helmut Kohl und erinnerte an die gute Nachbarschaft mit dem Saarland in der deutsch-französischen Grenzregion. Ihre Rede, für die das Auditorium sie mit warmem und anhaltendem Applaus bedachte, hätte auch einem ihrem Vorgänger im Amt des Generalsekretärs der CDU, dem verstorbenen Heiner Geißler, gefallen. Kramp-Karrenbauer sieht im Ehrenamt etwas höchst Politisches. Dahinter steckten Menschen, die es nicht kalt lasse, wenn Engagement gefragt sei. „Das ist ein großer Schatz“, sagte der Ehrengast. Der Reichtum liege in diesen Menschen, die ein entscheidendes Quäntchen mehr machten als andere. Es gehöre zur Wahrheit, dass ein Großteil des Systems von Ehrenamtlern getragen werde. Allerdings seien die Rahmenbedingungen nicht immer förderlich, sagte Kramp-Karrenbauer und erwähnte Haftungsfragen, steuerliche Anforderungen und Freistellung am Arbeitsplatz. „Wir müssen diese Bedingungen wirklich und nachhaltig verbessen, damit Ehrenamt frohen Herzens möglich ist.“ Mit Blick auf die Preisträger – den Kriseninterventionsdienst Germersheim, die Edenkobener Tafel und die Hungermärschler Landau – würdigte sie die Arbeit derer, die sich nach Unfällen um verletzte Seelen kümmerten, betonte die christdemokratische Überzeugung der Chancengerechtigkeit und beschwor ein deutsches Engagement in Afrika, um den Menschen dort Perspektiven geben zu können. Das dürfe man nicht China und den USA überlassen. Christdemokraten dürften nie diejenigen sein, die Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft oder Glauben beurteilten, „sondern immer nur danach, was sie tun“. Der von der CDU-Landtagsabgeordneten Christine Schneider moderierte Abend klang mit einem Empfang im Foyer gesellig aus. Lokalseite 2

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