Kommentar Radbrücke zum Horst war keine Fehlplanung

Modell zur Neugestaltung des Weißquartierplatzes. Der Wettbewerb war teuer, die Umsetzung unwahrscheinlich.
Modell zur Neugestaltung des Weißquartierplatzes. Der Wettbewerb war teuer, die Umsetzung unwahrscheinlich.

Wer sich bei den gescheiterten Plänen einer Brücke zum Horst als Tugendwächter aufschwingt, hat ein kurzes Gedächtnis. Es gab schon viel verrücktere Ideen.

Willkommen in Absurdistan! Wo immer in Landau eine Radbrücke (oder auch jede andere Verbesserung für Radler) geplant wird, schimpft das Volk über Geldverschwendung. Das gilt für die Erneuerung der maroden Merowingerbrücke, die nun krachend gescheiterte Brücke zum Horst und sogar für die neue Brücke über die B10, die mit Landau nichts zu tun hat, aber trotzdem Lukas Hartmann (Grüne) angelastet wird. Über den ungleich teureren B10-Ausbau, dessen Wirtschaftlichkeit gerade erst der Bundesrechnungshof infragegestellt hat, echauffiert sich keiner.

Leider ist es der Verwaltung nicht gelungen, die Verdoppelung der Kosten bei der Queichbrücke plausibel zu erklären. Das muss sie aufarbeiten, wenn sie noch ernst genommen werden will. Kritische Fragen sind aber auch in Richtung Planungsbüro erlaubt. Hat es sauber gearbeitet, oder hat es vielleicht gehofft, dass, egal wie sich die Kosten entwickeln, schon niemand die Notbremse ziehen wird, wenn mal erst der Grundstein gelegt ist?

Richtig ist: Bei langen Planungsphasen sind Baupreise immer eine Unwägbarkeit. Aber mit „wir haben es doch gleich gesagt“ kann man weder seriöse Politik machen noch kommunale Planung betreiben. Es war angesichts der zugesagten hohen Zuschüsse nicht abwegig, die Planung für die Brücke zum Horst zu starten.

Timo Niederberger (FDP) hat daran erinnert, dass Landau erst vor wenigen Jahren gar kein Problem damit hatte, einen 180.000 Euro teuren Gestaltungswettbewerb für ein Parkhaus unter dem Weißquartierplatz durchzuziehen. Dass die Umsetzung an Baukosten von 8,5 bis zwölf Millionen Euro scheitern würde, war nun wirklich keine Überraschung. Trotzdem hat es den Wettbewerb aus kosmetischen Gründen gegeben: Insbesondere CDU und FWG hatten auf Ersatzparkplätzen vor dem Ausbau der Königstraße gepocht und konnten so ihr Gesicht wahren, frei nach dem Motto „Wir wollten ja!“. So gesehen, war der jetzt gescheiterte Brückenbau weit weniger utopisch.

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