Kreis Kaiserslautern Traditionen vereinen

Könnte aus dem Sportverein Alsenborn (SVA) und dem Sportverein Enkenbach (SVE) einer werden? Über diese Frage sind die beiden Vereine zusammen mit der Gemeinde seit längerer Zeit im Gespräch. Angeregt hatte diese Fusion der Ortsgemeinderat, hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen.

„Jedes Jahr treten die beiden Vereine wegen Kosten für Instandhaltunsgarbeiten an die Ortsgemeinde heran“, berichtet Ortsbürgermeister Jürgen Wenzel (CDU). Außerdem habe vor allem der SVA Probleme, Jugendmannschaften zusammenzukriegen. „Statt einer Kooperation der Alsenborner bei der Jugendarbeit mit Mehlingen und Sippersfeld wäre es doch einfacher, dass beide Vereine im Ort sich zusammentun, lautete deshalb die Idee aus dem Rat“, schildert Wenzel die Ausgangssituation. Der Vorsitzende des SVE, Herbert Schäffler, bestätigt den Handlungsbedarf. „Wir haben im Ort alles doppelt. Eine Ersparnis ist der einzige Grund für einen Zusammenschluss – eine Liebesheirat wäre es nicht“, sagt er offen. „Wir haben einen Sanierungsstau, Zuschussanträge liegen bei der Gemeinde – die eine Fusion abwartet –, unser Etat ist auf Kante genäht“, zählt er auf. „Wenn die Gemeinde ihre Zuschüsse streichen würde, dann fehlten uns zehn Prozent der Einnahmen und wir könnten zumachen“, macht er keinen Hehl aus der Situation seines Vereins. Außerdem wirke sich der demografische Faktor bei den Mitgliedern immer stärker aus. Der SVA ist offensichtlich in keiner besseren Situation, allerdings will sich der Vorsitzende derzeit nicht zu den Gesprächen äußern. Dass es einem Traditionsverein wie dem SV Alsenborn – der große Spieler hervorbrachte und Anfang der 1970er mehrmals um den Aufstieg in die Bundesliga spielte – schwerfällt, seine Eigenständigkeit und womöglich seine Anlage aufzugeben, kann der Ortsbürgermeister durchaus verstehen. Und auch Schäffler betont: „Die Emotionen schlagen sehr hoch bei dem Thema, besonders die älteren Mitglieder – nicht nur beim SVA –, haben ihre Probleme mit einer Fusion.“ So lautete die erste mögliche Variante, wie und wo eine gemeinsame Spielstätte für einen fusionierten Verein entstehen könnte: „Ein Neubau der Anlagen am Mühlberg neben der IGS, also auf ganz neutralem Gelände“, beginnt Wenzel aufzulisten. Dasselbe, also komplett neue Plätze, könnte man aber auch auf dem Gelände des SVE errichten, lautet die zweite Option. Die beiden anderen Varianten, die erst später dazukamen, bestünden darin, entweder das Alsenborner oder das Enkenbacher Gelände samt Einrichtung weiter zu nutzen. „Zwei Kunstrasenplätze kämen jeweils zu einem vorhandenen Naturrasenplatz, der erneuert würde, hinzu“, erläutert der Ortsbürgermeister. Um zu eruieren, welche Variante am wirtschaftlichsten wäre, hat die Gemeinde das Lauterer Ingenieurbüro Laub mit der Berechnung beauftragt. Zugrunde lagen dabei die möglichen Einnahmen durch den Verkauf der Vereinsgelände und die anfallenden Kosten. „Die Unterschiede ergeben sich daraus, dass die Anlage des SVA im Wohngebiet und die des SVE im Gewerbegebiet liegt – und Bauland ist höher bewertet als Gewerbegebiet“, erklärt Wenzel. So ergäbe die Variante eins auf dem Mühlberg laut Wenzel ein „Nullsummenspiel“, während Schäffler weitere Kosten des Ingenieurbüros einbezieht und so auf ein Minus von knapp 200.000 Euro kommt. Zudem würde eine Realisierung etliche Jahre dauern und aufgrund der Topographie sei das Gelände wenig geeignet. Die zweite Option des Neubaus auf Enkenbacher Vereinsgelände würde einen Überschuss von 680.000 Euro ergeben. Wegen des billigeren Enkenbacher Grundstücks käme Variante drei mit erneuerten Plätzen in Alsenborn auf ein Minus von 440.000 Euro. Schäffler wirft jedoch ein, dass auf dem recht kleinen Alsenborner Gelände gar keine drei Plätze – ein Naturrasen- und zwei Kunstrasenplätze, die für den Spielbetrieb nötig wären –, realisierbar seien. Deshalb schließt er diese Variante aus. Die vierte Option auf Enkenbacher Gelände würde laut Wenzel ein Plus von 1,45 Millionen Euro ergeben, Schäffler errechnet ein Plus von 0,7 Millionen. Doch gerade wegen des Überschusses ist sie für den Vorsitzenden problematisch: „Ein Verein darf keine Rücklagen anhäufen, das Finanzamt setzt Fristen, wann das Geld ausgegeben sein muss.“ Wenzel hält dagegen, dass das Geld aus den Verkäufen nicht an einem Tag fließen wird und man eine Vereinbarung regeln könnte, dass Jahr für Jahr Mittel fließen. „Das ist mit einem Steuerberater durchgesprochen.“ Quintessenz aus all den Überlegungen ist für den Enkenbacher Vorsitzenden: „Für eine Anlage in Enkenbach reicht das Geld. Welche genaue Ausgestaltung es schließlich sein wird – ob komplett neue Anlagen oder nur eine Sanierung –, ist erst die zweite Frage.“ Darin ist er sich mit Wenzel einig. So ist für ihn wie für den SVE-Vorsitzenden eine Lösung auf Enkenbacher Gelände die sinnvollste. „Beide Vereinsvorstände, auch der Alsenborner, sehen die Notwendigkeit einer Fusion“, berichtet Wenzel aus einem „harmonischen Gespräch“ am Donnerstagabend. „Das Problem ist, die Mitglieder davon zu überzeugen. Und den Alsenbornern fällt es natürlich schwer, ihren Platz mit all den Erinnerungen aufzugeben.“ Möglichst noch in diesem Jahr sollen in beiden Vereinen Mitgliederversammlungen stattfinden, in denen diese über ein Fusion abstimmen. „Im Falle einer Fusion hätten wir sicher einige Austritte“, prognostiziert Schäffler. „Doch wenn wir uns nicht einig werden, sind unsere Probleme nicht gelöst. Eine Fusion ist langfristig überlebensnotwendig.“ (gzi)

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