Kreis Kaiserslautern Schon früh die Demografie im Blick

Friedrich Burgdörfer zählte zu den frühen deutschen Bevölkerungswissenschaftlern. Der gebürtige Neuhemsbacher war leitender Verwaltungsbeamter und Funktionsträger in München und Berlin, veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und mehrere Bücher zur Demografie des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus vertrat der Westpfälzer die Bundesrepublik in verschiedenen internationalen Gremien und Organisationen.

Friedrich Burgdörfer, am 24. April 1890 als Sohn eines Brauers in Neuhemsbach geboren, holte mit 22 Jahren das Abitur nach und studierte anschließend Staats- und Wirtschaftswissenschaften. Nach der Promotion arbeitete er im bayerischen Statistischen Landesamt und als Stellenvorsteher in zwei Münchener Behörden. 1921 wechselte er zum Statistischen Reichsamt nach Berlin, machte als Regierungsrat Karriere und wurde bald zum Direktor der Abteilung für Bevölkerung, Betriebe, Landwirtschaft und Kultur ernannt. Als Burgdörfer 1925 erstmals an der Organisation einer Volkszählung beteiligt war, wurde er mit bevölkerungspolitischen Problemen bekannt. Er veröffentlichte in der Folge grundlegende Werke zur Demografie, in denen er die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in der deutschen Bevölkerung untersuchte. In seinem Buch „Volk ohne Jugend“, das ein großer Erfolg wurde, führte er die Begriffe Pyramide, Glocke und Urne zur grafischen Darstellung der Altersstruktur der Bevölkerung ein. 1939 kehrte Burgdörfer als Präsident zum bayerischen Statistischen Landesamt nach München zurück. Nachdem er bisher schon als Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik, der Wirtschaftshochschule, der Medizinischen Akademie und der Universität in Berlin unterrichtet hatte, berief man ihn in München als Honorarprofessor für Statistik und Bevölkerungspolitik. Mit seinen Thesen über den Bevölkerungsrückgang und die Wehrtüchtigkeit, über die Verödung der Landstriche und den Verfall der Städte geriet der Wissenschaftler in gefährliche Nähe zu der Ideologie des Nationalsozialismus. 1945 wurde er daher von der amerikanischen Militärregierung aus allen öffentlichen Ämtern entlassen und bei einem Gerichtsverfahren in die Gruppe der „Mitläufer“ eingestuft. 1948 stellte man Burgdörfer wieder als Präsident des Landesamtes ein und erneuerte seinen Lehrauftrag an der Münchner Universität. Er wurde Mitglied der Deutschen Akademie für Bevölkerungswissenschaft, die Gesellschaft für Demografie nahm ihn als Ehrenmitglied auf. Ebenso war er Ehrenmitglied der entsprechenden Vereinigungen in Italien und Ungarn. Nachdem er schon bei der überstaatlichen Vereinigung für die Erforschung von Bevölkerungsfragen mitgewirkt hatte, arbeitete Burgdörfer in seinen letzten Jahren beim Institut International de Sociologie in Paris und bei der weltweiten Geografen-Union mit. Er starb am 18. November 1967 im Alter von siebenundsiebzig Jahren in Schramberg. (khs)

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