Kreis Kaiserslautern Ein Baum, der ein Strauch ist

Der Feld-Ahorn ist Baum des Jahres 2015. Diesmal haben die Stiftung Baum des Jahres und das Bundesamt für Naturschutz einen eher unscheinbaren Baum, eine „Nebenbaumart“, einen Baum zweiter Ordnung ganz nach vorne gehievt und die ebenfalls zur Auswahl stehende Fichte und den Amberbaum hinten angestellt.

Der Feld-Ahorn soll mit der Wahl mehr Beachtung finden und zukünftig statt Thuja oder Kirschlorbeer verstärkt in Hecken gepflanzt werden, um vielen Arten Lebensraum zu bieten, heißt es zur Begründung. Der Feld-Ahorn ist unscheinbar. Wirklich selten ist er im Kreis Kaiserslautern nicht. Wer sich mal die Mühe macht und genauer hinschaut, kann ihn aber entdecken, den zarten kleinen Bruder des bekannteren Spitz- oder auch des Berg-Ahorns. Beide sind um einiges größer, richtige Bäume eben. Das Holz ist ähnlich und kann kaum unterschieden werden. Im Wald ist der Baum des Jahres eher selten anzutreffen. Dort fühlt er sich nicht ganz so wohl. Als Halbschattenbaumart braucht er gerade im Jugendstadium viel Licht, sonst kümmert er. Heißt, die wüchsigen Buchen oder Birken lassen ihm im Wald nicht ganz so viele Chancen. Unterstützung vom Forst hat er auch nicht zu erwarten: „Beim Feldahorn reicht die Stammstärke nicht ganz für eine forstliche Nutzung“, nennt Udo Zimmermann, kommunaler Förster der Gemeinde Enkenbach-Alsenborn, den Grund. In den Gemeinden, mitten in den Ortschaften, in Feld und Flur gibt es ihn dagegen schon. Er wird meist übersehen oder gar nicht erst als Baum gewertet. Wächst er doch ganz gerne in Strauchform, kann aber durchaus Höhen von bis zu 15 Meter oder auch ein bisschen größer erreichen. Steht er entlang von Wegen und Feldern, wie zum Beispiel in Alsenborn, so kann die Feld-Ahorn-Hecke vielen Tieren eine wichtige Vernetzung in einer sonst weit ausgeräumten Landschaft bieten. Für uns Menschen entfaltet der „Acer campestre“, so der wissenschaftliche Name, seine eigentliche Stärke im Herbst. Wie gemalt streckt er dann seine goldgelben, manchmal sogar roten Blätter in den Wind. Im Vergleich zu anderen Baum- und insbesondere Ahorn-Arten sind seine Blätter drei- bis fünflappig, wobei die Lappenspitzen abgerundet sind. Die Blätter sind zudem deutlich kleiner als die der größeren Verwandten Berg- und Spitzahorn. Fällt das Laub, das der Baum zum Teil bis tief in den November festzuhalten versteht, zu Boden, bildet es eine „milde“ Bodenstreu, heißt, es zersetzt sich vergleichsweise leicht. Die Früchte, die sich aus einer unscheinbaren Mai/Juni-Blüte entwickeln, sind intensiv rot gefärbt und bilden die für den Ahorn typischen Flügelnüsschen. Im Unterschied zu Spitz- und Bergahorn, bei denen die Flügelchen einen Winkel bilden, stehen sie sich beim Feld-Ahorn waagerecht in einer Linie gegenüber. Der Feld-Ahorn fühlt sich laut Förster Zimmermann in Gebüschen und Feldrainen außerhalb des Waldes oder auch am Waldrand zusammen mit Sträuchern wie Haselnuss, Hartriegel und Wildrose besonders wohl. Er toleriert aber durchaus Salz- und Schadstoffeinträge im Boden gut, hat eine hohe Trockenheitstoleranz und kommt als robuster Stadt- und Straßenbaum selbst auf stark verdichteten Böden gut klar. (thea)

x