Kreis Kaiserslautern Die Neuen kommen aus der Erde

Sonja, Henny und Karl Gortner (von links) bei der Kartoffelernte in Lambsborn.
Sonja, Henny und Karl Gortner (von links) bei der Kartoffelernte in Lambsborn.

In der Westpfalz läuft die Ernte der Frühkartoffeln. Die Kartoffelbauern rechnen mit zufriedenstellenden Mengen und Top-Qualitäten. Zwischen Speyer und Worms, dem Kerngebiet des pfälzischen Kartoffelanbaus, ist die Ernte der frühen Knollen schon seit dem 12. Juni offiziell im Gange. Doch auch im Kreis Kaiserslautern, wenn auch in vergleichsweise bescheidenen Rahmen, werden Kartoffeln geerntet.

Auf einer Fläche von 20 Hektar wachsen auf der Sickinger Höhe Kartoffeln. Rund um Enkenbach-Alsenborn kommen noch ein paar Hektar dazu. In Sachen Geschmack und Qualität steht die Westpfälzer Grumbeer den Vorderpfälzern in keiner der Knollen nach. Im Gegenteil, der inhaltsreiche Westpfälzer Boden plus die paar Tage mehr an Zeit, die den Knollen zum Reifen zugestanden werden, sorgen für besten Genuss. Da sind sich zumindest die Landwirte Karl Gortner aus Lambsborn und Jürgen Vogelgesang aus Martinshöhe, der Bauernvorsitzende im Kreis Kaiserslautern, sicher. Die Frühen werden in der Westpfalz übrigens nicht mit dem Kartoffelvollernter aus der Erde geholt. Die feine, hauchdünne Schale mag das nicht. „Die allerersten werden behandelt wie rohe Eier“, verdeutlicht Gortner, dass ordentlich Handarbeit angesagt ist. An den ersten Erntetagen war nicht einmal der Kartoffelvorratsroder im Einsatz. Kraut in die Hand nehmen, ziehen, schütteln und die Kartoffeln vorsichtig in den Korb legen, das war der Job von Karl Gortner. Inzwischen sind die Schalen etwas gefestigter und der Vorratsroder, ein altes Gerät, das lediglich die Knollen aus der Erde holt und sie direkt wieder ablegt, ist im Einsatz. Wenn der fertig ist, liegen die guten Erdäpfel auf dem Feld, bis Sonja, Henny und Karl Gortner sie aufnehmen und im Korb wieder ablegen. Eine Stunde später sind auf diese Weise 300 Kilo Kartoffeln geerntet. „Normalerweise braucht die Frühkartoffel vom Auslegen bis zur Ernte 100 Tage. In diesem Jahr konnten wir nach 85 Tagen mit dem Ernten beginnen“, wirft Gortner einen Blick zurück auf die optimal verlaufene Vegetationsperiode: Es gab in diesem Jahr immer ausreichend Wasser, vernünftige Wärme und keinen Spätfrost, der die Kartoffel hätte ausbremsen können. Auf vielen Tellern landen aber die im Handel angebotenen Kartoffeln aus Ägypten oder Syrien und nicht die Pfälzer. „Das ist schon ärgerlich“, macht Gortner seinem Verdruss gegenüber dem Handel Luft. Mit der Sorte Annabelle wächst auf der Sickinger Höhe eine kleine, feine Frühe. Wer lieber auch bei den Neuen eine richtig dicke Kartoffel in der Hand halten will, der greift zur Viviana. Die wächst hier auch. „Die ganzen Nährstoffe sitzen unmittelbar unter der Schale. Die Schale einfach mitessen“, rät Henny Gortner zum kompletten Kartoffelgenuss. Die Frühkartoffel verfügt allerdings über keine gute Haltbarkeit, deshalb sollten hier keine Vorräte daheim angelegt werden. Bei den Bauern, ob in Enkenbach, Martinshöhe, Elschbach oder Lambsborn , gibt es Nachschub. Nahtlos schließen sich den Frühkartoffeln die Speisekartoffeln und im Herbst dann auch die lagerfähigen Knollen an.

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