Kreis Kaiserslautern/Thallichtenberg Die lange Geschichte der Westricher Moorniederung

Die Westricher Moorniederung müsste besser vermarktet werden, findet Eva Schillo, die hier am renaturierten Schwarzbach steht.
Die Westricher Moorniederung müsste besser vermarktet werden, findet Eva Schillo, die hier am renaturierten Schwarzbach steht.

Die Westricher Moorniederung trägt ihre Geschichte im Namen. Für die Geowissenschaftlerin Eva Schillo aus Hütschenhausen ist der Westrich mehr – für sie ist er ein kleines europäisches Geschichtsbuch.

Die Westricher Moorniederung ist nicht einfach nur eine Landschaft, die in Teilen land- und forstwirtschaftlich genutzt wird und die Autobahnen A6 und A62 ein stückweit begleitet. Es ist ein als Fauna-Flora-Habitat (FFH) ausgewiesenes Gebiet mit offiziellem Steckbrief des Landesamtes für Umwelt. Darin heißt es: „Früher bestand hier ein zusammenhängender Hochmoorkomplex, der etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts kontinuierlich trockengelegt und abgetorft wurde. Nicht abbauwürdige Torflager wurden in Streuwiesen umgewandelt oder aufgeforstet.“

Für Eva Schillo aus Hütschenhausen, Expertin auf dem Gebiet der Schichtstufenlandschaft, die seit Jahren die Natur- und Kulturlandschaften des Westrichs in der Pfalz erforscht, ist die einstmals ausgedehnte Moorlandschaft deutlich mehr als nur ein gewesenes Moor. Ihr Blick geht dabei weit hinein in die Entstehungsgeschichte und in die Entwicklungsstadien „des schräg gestellten pfälzischen Schichtstufenlandes Richtung Paris“. Schillo bleibt nicht im Gestern, begnügt sich nicht mit dem Vorgestern. Sie analysiert die Auswirkungen des Rheingrabenbruchs auf die Landschaften der Pfalz und die Ausräumungskräfte, die seit dem Tertiär und Quartär – also vor 66 Millionen Jahren – bis heute auf die Moorniederung wirken.

Westrich besser Vermarkten

„Die geotektonischen Umwandlungsprozesse bilden neben klimatischen Kräften der einst eisfreien Westricher Moorniederung ein Alleinstellungsmerkmal“, erläutert die Analytikerin. Sie sieht großes Potenzial in einer besseren Vermarktung des Westrichs. „Da sind Defizite“, betont die Wissenschaftlerin. Für sie ist der Westrich nicht nur eine verzahnte Geolandschaft, sondern „ein kleines europäisches Geschichtsbuch“. So führt sie die natürliche Entstehung des größten Landhauptweihers der Pfalz – den Scheidenberger Woog, auch als Scheidelberger Woog bekannt – auf das außergewöhnlich komplexe Gewässernetz mit „hydrologischer Kesselbildung“ innerhalb der Moorlandschaft zurück – aber auch auf die feucht- kühlen Phasen der „kleinen Eiszeit“ Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert.

Die Feldforscherin plant nun, den Westrich wegen seiner Einzigartigkeit in Europa als „Bildungs- und Lernlandschaft“ zu entwickeln. Wer mehr über das Moor und den Wandel dieser Landschaft erfahren will, hat dazu am 6. März, 19.30 Uhr, auf der Burg Lichtenberg (Thallichtenberg, Kreis Kusel) die Möglichkeit. Dort hält Eva Schillo gemeinsam mit ihren Moorgeistern „Moora und Moorus Moorkleister“ einen Moorvortrag.

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