Donnersbergkreis Kommentar: Umsicht zahlt sich aus

Gleich zu welchem Ergebnis Experten über die Gefährlichkeit von Glyphosat kommen: Ohne Not sollte das Mittel keinesfalls eingesetzt werden.

Glyphosat beschäftigt Landwirtschaft, Medizin und jetzt auch die Ratsmitglieder in Kirchheimbolanden. Dass die das parkähnliche Erscheinungsbild des Friedhofs gerne erhalten würden, ist nachvollziehbar, aber mittlerweile zweitrangig. Und das hat nichts mit der laufenden Diskussion zum allgemeinen Verbot von Glyphosat zu tun. Für Nichtkulturlandschaften, und dazu zählt der Friedhof, ist das Herbizid nämlich schon seit Mitte vergangenen Jahres verboten. Für die Kirchheimbolander – nicht nur für die Ratsmitglieder – bedeutet das, dass sie sich wie unzählige andere Rheinland-Pfälzer auch darauf einstellen müssen, dass ihr ästhetisches Ideal von einem gepflegten Friedhof auf Dauer nicht bestehen kann. Die Mitarbeiter des Bauhofs werden es bei allem Fleiß nicht schaffen, die Wege ohne chemische Hilfe von Unkraut freizuhalten. Zwar ist die Frage, wie gefährlich Glyphosat nun tatsächlich ist, nach wie vor in Expertenkreisen umstritten, doch dürfte eines sicher sein: Ohne Not sollte das Mittel auf keinen Fall eingesetzt werden. Es ist in jedem Fall gefährlicher als blühender Löwenzahn auf Friedhofswegen. Was bei der ganzen Angelegenheit aber stutzig macht, ist die Frage, warum Stadt und Kreis dieses Verbot – salopp gesagt – zunächst verpennt haben. Sich bei einem so sensiblen Thema auf eine Genehmigung aus dem Jahr 2001 zu berufen, zeugt von einer gewissen Ignoranz. Dass die Stadt dabei mit einem blauen Auge davongekommen ist, hat sie dem Insistieren von Stephan Sauer und Thomas Bock zu verdanken und der umsichtigen Arbeit von Bauhofchef Freihöfer. Die beiden Stadträte hatten sich auch von dem Verweis, man habe das ja alles schon diskutiert und darüber entschieden, nicht zum Schweigen bringen lassen und ihre begrenzte Redezeit dazu genutzt, den Rat auf das Verbot aufmerksam zu machen. Und Jörg Freihöfer hat der – wie man heute weiß unhaltbaren – Genehmigung zum Trotz schon seit längerem fast vollständig auf den Einsatz des chemischen Mittels verzichtet. Er wollte weder die Umwelt noch seine Arbeiter einem unnötigen Risiko aussetzen. Vielleicht hat er damit der Stadt ein Bußgeld – 50.000 Euro wären möglich – erspart.

x