Donnersbergkreis Augenweide auf historischem Pflaster

Entsprechend dem historischen Vorbild gibt es im Klosterhof eine Trennung in einen gepflasterten und einen bepflanzten Bereich.
Entsprechend dem historischen Vorbild gibt es im Klosterhof eine Trennung in einen gepflasterten und einen bepflanzten Bereich.

Japanische Blauglockenbäume, prächtige Pfingstrosen, malerische Rosenbäumchen im Einklang mit Genuss für Gaumen, Leib und Seele: Auf einen neuen Jahrgang der freitäglichen Straußwirtschaft im Stetter Pfarrhof, der Ende Mai eröffnet wird, darf man sich schon mal freuen. Freuen mit den Gastgebern Robert Boudier und Elmar Koeller kann man sich aber ebenso, dass nun auch der zweite Hof ihres Weingutes, im Klostergut vis-a-vis, eine gastliche Augenweide ist. Schon vor Jahren begannen die beiden Weingutbesitzer, das in seinen Ursprüngen bis ins 12. Jahrhundert zurückreichende Klostergut sukzessive wiederzubeleben: mit stilvollen und gut genutzten Gästezimmern (derzeit acht, vier bis fünf weitere wären möglich), einer Vinothek, einem kleinen Gewölbe-Restaurant. Außerdem siedelten sie dort ihren Weinbaubetrieb an. Nur der mit 1300 Quadratmetern üppig dimensionierte Hof selbst harrte noch der Vollendung – und die ist jetzt nach zwei Jahren intensiver Arbeit fast geschafft. Wie stets, gingen Boudier & Koeller auch hierbei mit Fingerspitzengefühl für die historische Bedeutsamkeit des Areals und damit dessen denkmalpflegerische Erfordernisse vor – und zwar buchstäblich von Grund auf. In Ordnung gebracht wurde nicht nur das historische Pflaster, sondern auch die Sandstein-Außenmauer. Auf 50 Meter Länge wurde sie neu aufgemauert, drei Meter hoch, einen halben Meter dick und gerade so, wie man es vor 250 Jahren auch tat: die äußere Schalung innen mit Lesesteinen verfüllt. Ein weiteres desolates Mauerstück im Inneren des Hofes erfuhr eine Wiedergeburt als Rundbank, auf der, weich gepolstert, bis zu zwölf Gäste weinselige Geselligkeit pflegen können. Das rechteckige Wasserbecken, mit großen, weichgeschliffenen Kieseln gefüllt und von einem Lichtband effektvoll in Szene gesetzt, ist Beispiel dafür, wie man aus der Not einer Uralt-Immobilie eine ästhetische Tugend machen kann. Vom darunterliegenden mittelalterlichen Keller war nämlich die Decke eingestürzt. Nüchtern gesehen: ein Gefahrenpunkt. Der Keller wurde daher durch Stahlwände gesichert und isoliert, obendrauf kam ein Gitterrost, der nun die von einem Stahlband eingefasste stylische Stein-Wasser-Installation trägt. Modern und locker durch farbenfrohes Mobiliar geht es auch auf der Terrasse zu, die vor allem Übernachtungsgästen als lauschiger Frühstücksplatz dient. Von dem man – auch dies eine Besonderheit – den Blick auf viel Grün hat, auf Rasen und erste Baum-Raritäten, denen weitere folgen sollen. „Die Trennung in einen gepflasterten und einen bepflanzten Bereich war kennzeichnend für größere Bauernhöfe“, erläutert Koeller. Der Gutshof war einer der wenigen, auf die das in Stetten zutraf. Was nun noch fehlt, ist zum einen die Wiederrichtung zweier Pavillons, die – wie alte Ansichten bezeugen – direkt an Gebäude anschlossen und als Windfänge wieder gute Dienste leisten mögen, und zum anderen zwei schöne Accessoires an der Außenfront: eine Messingtafel mit dem Namen des Weingutes an der Mauer und die Madonnenstatue für die seit langem leere Nische am Eingangsgebäude des Gutshofes. Das nach historischem Vorbild handgeschnitzte Original steht im Pfarrhaus, seinen Platz in der Mauernische wird eine Version aus dem 3-D-Drucker einnehmen. Umgezogen in ein neu erworbenes Grundstück, das an den Pfarrhof anschließt, ist im vorigen Jahr der Weinbaubetrieb. Das beruhigt nicht nur das Erscheinungsbild des Gutshofes, sondern hat auch, was kurios klingen mag, beruhigende Wirkung auf die Weinflaschen: Deren Schraubverschlüsse, erzählt Elmar Koeller, hätten sich beim Transport übers Buckelpflaster oft gelockert. Mit dem Geländeerwerb entspannt sich auch die häufig kritisierte Parkplatzsituation etwas: Zwölf Plätze stehen auf diesem Hof bereits zur Verfügung, weitere 15 sind geplant, ebenso weitere Toiletten, die es bisher nur im Gutshof gibt. Denn was mit der freitäglichen Straußwirtschaft begann, hat sich mittlerweile zur gefragten Location für vielfältige Feste entwickelt. Zahlreiche Hochzeiten richtet das Weingut Boudier & Koeller aus, oben im Gutshof heißt das gut genutzte Gewölberestaurant seit Herbst 2018 jeden Freitag Gäste willkommen, samstags sind dort nach Anmeldung intimere „Private Dinings“ möglich. Gerade bei großen Feiern stoße man an räumliche Grenzen, berichtet Elmar Koeller, der allein oder mit wenigen Helfern bisher auch den gastronomischen Part bewältigte, ab Juni aber durch einen Koch unterstützt wird. So reift peu-a-peu der Gedanke, auch die Scheune auf dem neu erworbenen Grund in eine Festscheune umzubauen. Erfahrung damit haben beide Weingut-Besitzer ja schon durch die Rettung der aus dem Barock stammenden Scheune im Pfarrhof.

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