Kaiserslautern Zur Sache: Die Skepsis überwiegt

Große Zustimmung zur Fusion mit dem Standort Landau war an der Technischen Universität gestern nicht zu vernehmen. Kritisiert wurde hinter den Kulissen vor allem, dass der Prozess ohne Entwicklungsplan und ohne Ausstiegsklausel auf die Schiene gesetzt wurde. Auch an den Instituten überwiegt die Besorgnis. Professor Andreas Dengel, Standortsprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, sagte auf Anfrage: „Ich bin sehr skeptisch, das wird eine Herausforderung.“ An beiden Hochschulen gebe es unterschiedliche Mentalitäten und Rollenverständnisse. Landau sei eher fokussiert auf die Lehrerausbildung, Kaiserslautern sehr forschungsstark. „Die TU wird international sehr stark wahrgenommen, sie ist eine Marke.“ 70 Prozent der Masterstudenten kämen aus dem Ausland. Die seien ganz wichtig für die TU, um den Forschungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Aber wenn es zur Zusammenlegung komme und die Drittmittel an beiden Standorten („Landau hat ganz wenig“) zusammengerechnet und auf die Professorenzahlen heruntergebrochen werden, sinke die TU in den Rankings und verliere an Sichtbarkeit. Das sei ein großes Problem. TU-Professor Hans Hasse, Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Sprecher eines Sonderforschungsbereichs, nahm kein Blatt vor den Mund. „Ich bin enttäuscht. Die TU war auf einem hervorragenden Weg, unter anderem mit sieben neuen Sonderforschungsbereichen und drei neuen Graduiertenkollegs. Kollegen an anderen Standorten beneiden uns. Und jetzt wird dies alles aufs Spiel gesetzt.“ Koblenz-Landau werde getrennt, weil es nicht funktioniert habe. „Und mit Kaiserslautern-Landau wird schon wieder etwas zusammengepackt, das nicht zueinander passt. Es gibt nur politische Wunschbilder und wenig Konkretes – außer, dass es nicht viel kosten darf.“ Er rechne mit harten Auseinandersetzungen. Was ihn besonders ärgert: Die SPD rede immer viel von Mitbestimmung. „Und wenn es dann um wirklich Wichtiges geht, wird nach Gutsherrenart über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden“, argumentiert Hasse. Biologieprofessor Eckhard Friauf kritisiert, es sei viel zu spät informiert worden. „Und jetzt ist der Zug abgefahren.“ Er befürchtet, dass sich die TU in der Qualität verschlechtern wird, weil viel Energie in Landau investiert werden müsse, um die dortigen strukturellen Probleme zu beheben. Zudem sei die Mitgift aus Landau eine Last. Nach seiner Einschätzung sind über 80 Prozent der Mitarbeiter am Standort gegen eine Fusion. Er spüre auch schon eine gewisse Resignation. „Wir sind Beamte und dürfen nicht demonstrieren“, sei das Motto sehr vieler Professoren. Viele Kollegen nähmen sich auch gar nicht die Zeit. „Denen geht ihre Forschung vor.“ Dass das Land vor allem auf die Studierendenzahlen abhebe, die durch die Fusion steigen sollen, hält er für Quatsch. „Auch mit 18.000 Studierenden werden die beiden fusionierten Unis nicht gegen die Dominanz altehrwürdiger großer Technischer Universitäten ankommen.“ Ihm scheint, es gehe fast nur ums Geld. Dem Vernehmen nach gebe es für jeden neuen Studierenden 20.000 Euro aus dem Hochschulpakt. Der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Wansch sieht die Fusion als Chance. Er erwarte, dass beide Standorte gestärkt werden und Kaiserslautern in seiner Rolle als Anker in der Region unangetastet bleibe. Wichtig sei jetzt ein breit angelegter Beteiligungsprozess. Alexander Ulrich, Bundestagsabgeordneter der Linken, nannte das Vorgehen der Landesregierung „instinktlos“. „Wissenschaftsminister Wolf hatte vor allem Planzahlen über mögliche Zuschüsse aus dem Hochschulpakt des Bundes im Kopf. Auf die inhaltliche Ausrichtung der neuen Universität, die Berücksichtigung der Interessen von Betroffenen oder die Qualität von Lehre und Forschung scheint es ihm nicht so sehr angekommen zu sein, sonst hätten die Beteiligten wenigstens gehört werden müssen.“

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