Kaiserslautern „Woyzeck“-Premiere: Zuschauer loben vor allem Schauspiel und Bühnenbild

 Sechs Minuten brandete für die schauspielerische Leistung von Meike Anna Stock, Stefan Kiefer, Robert Flanze, Jelena Kunz, Oliv
Sechs Minuten brandete für die schauspielerische Leistung von Meike Anna Stock, Stefan Kiefer, Robert Flanze, Jelena Kunz, Oliver Burkia, Hannelore Bähr, Henning Kohne und Jan Henning Kraus (von links) Applaus auf.

Mit einem neuen Blick auf Georg Büchners Drama von „Woyzeck“, dem Soldaten, der mit seinem armseligen Leben nicht klar kommt und am Ende die eigene Frau ermordet, ist das Pfalztheater am Samstagabend in eine neue Schauspielsaison gestartet.

„Wir haben genau das Richtige gemacht“, fand Daniel Böhm aus dem künstlerischen Direktorenduo, als er nach einer Stunde und 40 Minuten ohne Pause die Premierenfeier eröffnete. Die Reaktion der Premierenbesucher gab ihm Recht.

Das Publikum im nicht ganz vollständig ausverkauften Haus hatte minutenlang seinem Ensemble applaudiert, das mit Oliver Burkia in der Titelfigur mit bemerkenswerter Leistung fasziniert hatte. Ganz viel Beifall galt auch der Inszenierung samt Bühnenbild von Nicolai Sykosch und der Band, für die der Musiker und Komponist Andreas Dziuk die Musik arrangiert hatte.

„Wir wurden Zeugen einer Moritat, die Tom Waits und Kathleen Brennan nach einem Konzept von Robert Wilson aus Büchners Stoff gemacht haben“, erläuterte Böhm, als er „nach einem Abend der Texte und des Lichts“ mit den Schauspielern auch Vertreter der hinter der Bühne engagierten Mitarbeiter auf die Premierentreppe bat. Wie einzelne Premierengäste die Inszenierung erlebt hatten, erfragte die RHEINPFALZ im Anschluss an die Vorstellung.

Viel Lob für die Schauspieler

Marcel Busch war Büchners „Woyzeck“ sowohl als Schauspiel wie als Oper vertraut. Die Variante mit Tom Waits Musik hatte ihn daher etwas überrascht und er bedauerte, dass die Texte ausschließlich englisch gesungen wurden. Schauspielerisch hatte er eine „großartige, geschlossene Leistung“ erlebt und eine „sehr interessante Regie“.

„Mit der Musik ist es anders als der Original-Woyczeck“, antwortete Volkmar Kreuzkam auf die Frage nach seinen Eindrücken. Die Aufführung auf der Pfalztheater-Bühne fand er nicht nur insgesamt gut, sondern im Gegensatz zum Schauspiel auch sehr interessant. „Sehr gute schauspielerische Leistungen“ und auch das Bühnenbild hob er ausdrücklich hervor.

Passen Text und Musik wirklich zusammen?

Als „sehr gelungen“ hatte auch Hermann Becker das Bühnenbild erlebt, das die Darsteller in einem engen, stellenweise sehr niedrigen Raum immer wieder auch an räumliche Grenzen stoßen lässt. Soweit es die Musik betrifft, fragte er sich, ob diese zu einem Werk mit solchem Tiefgang überhaupt passe, ob man das so machen müsse. Die Leistung der Schauspieler hatte der Premierengast durchweg als „gut“ erlebt.

Auch Lothar Lukoschek stellte sich die Frage, wie Musik und Text zusammenpassten und warum es keinen Fließtext gibt. Ohne Fließtext habe man sich keine Unaufmerksamkeit leisten können. Andererseits: „Die Szenen sprechen für sich.“ Das Ende dieser in Wort und Handlung derart ausweglosen Situation sei ja klar gewesen. Die Musik und das Bühnenbild, die diese Ausweglosigkeit für ihn drastisch ausspielten, hatte er als sehr bedrängend erlebt. Hochachtung zollte er Oliver Burkia, der als „Woyzeck“ eine sehr anstrengende Rolle übernommen habe.

An einem Stehtisch tauschten Frauen ihre Eindrücke aus. „Schräg, interessant, stimmt nachdenklich und passt in unsere Zeit“, fand Jutta Herweck. Hella Jacob-Grützmann hob das minimalistische Bühnenbild hervor, zu dem die Musik für sie gut gepasst habe. „Der Stoff ist nicht meins“, bekannte die Dritte am Tisch und ergänzte, dass es sich trotzdem lohne, das Stück anzuschauen.

Von Pfalztheater-Freunden gibt es Dosensuppe

Durch die Musik habe sie das Stück trotz des schweren Themas aufgelockerter erlebt als früher in einer anderen Version, schilderte Barbara Siefert. Die Musik habe dem Ganzen etwas die Schwere genommen. Auch das Bühnenbild ließ sich für sie gut nachvollziehen. Für die schauspielerische und sängerische Leistung des Ensembles hatte die Besucherin ausschließlich Lob.

An eine Belohnung, die für alle passen sollte, die bei der Inszenierung und Aufführung mit von der Partie waren, hatten einmal mehr die „Freunde des Pfalztheaters“ gedacht. Weil den armseligen Menschen auf der Bühne als Nahrung immer wieder und ausschließlich trockene Erbsen von oben herab zugeworfen worden waren, hatte Fördervereinsvorsitzender Michael Krauß für massenhaft Dosen mit Gourmet-Erbsensuppe gesorgt, die er großzügig verteilte.

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