Kaiserslautern Wo die Drossel singt

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Von jenem Untiere-Plan berichtete die RHEINPFALZ bereits am vergangenen Samstag: ein satirisches Singspiel rund um kommunale Gesichter und Geschichten des Rathauses, untierisch erdacht vom Lauterer Kabarettistenquartett. Doch was und wie da „heftig gewerkelt“ werden sollte – das war kürzlich rund um den Vogelwoog zu beobachten.

Was ein Biologe oder gar ein echter Vogelkundler ist, der beobachtet. „Psst“ – und leise pirschend. Und wo passt das in Lautern besser, ja sogar wortwörtlich hin? Genau: rund um das Vogelwoogufer, im Naturschutzgebiet, dort wo die Drossel singt! Drossel? Sollte es nicht um „Klausi gegen den Rest der Welt“ gehen? Sollte es und wird es. Doch angekündigt waren fünf Akte. Und einer davon spielt dort, an einem der beiden letzten Wooge eines mittelalterlichen Woogsystems. Dort, wo „Klausi“ zurück zur Natur will, wo er hofft, des Lebens Wurzeln zu finden. Mit grünen Jägerhut samt schillernder Pfauenfeder und grünem Fellwams schwebt also sein Double Philipp Tulius durch raschelndes Herbstlaub, flötet Drosselweisen in die Lüfte, umtänzelt und umarmt Bäume, schleicht sich geduckt durch Schilf, bis Enten lautstark meutern. Ihm hochkonzentriert zur Seite der bekannte Filmemacher Karl-Heinz Christmann. Er lässt den bereits bestens geübten Weichel-Darsteller hinter seiner tragbaren, freischwebend stabilisierten Kamera herlaufen, gibt leise Richtungsanweisungen und hört ansonsten auf Zurufe von Untier-Regisseur Wolfgang Marschall. „Der Baum ist super! Philipp, umarm ihn mal. Oder der da. Der eignet sich doch gut hinaufzuklettern.“ Tulius vergisst kurz Figur samt Flöte und bedenkt: „Bleiben dort auch meine Hosen sauber?“ Doch nach so etwas würde doch „Klausi“ nicht mehr fragen. Ist er in dem Einspieler doch auf der Flucht (Amt? Macht? Menschen?) und sucht ein eigenes (privates? staatsmännisches?) Terrain fürs Glücklichsein in und mit der Natur, dieser stummen und verlässlichen Lebensgefährtin, dieses Wunschtraums von Vogelgesang und Eremitenklause. Und die Drossel singt ihr Lied, während das Rundum mitkonzertiert: Füße knacken Äste, Laubberge rascheln wie Schlagwerkbesen, Enten schnattern rhythmisch. Doch was mischt sich plötzlich da für ein Klang ein? Melodien aus dem Off? War es vorhin Marschall, so schallen jetzt Mozart-Klänge zwischen filigranen, gelblich verfärbten Schilfhalmen hindurch. Es singt Papageno, Mozarts Vogelhändler. Die Stimme gehörte Hermann Prey und ist die rechte Inspiration für Tulius, leichtfüßig hüpfend und tänzelnd den Uferbewuchs zu erkunden. „Philipp – denk’ ans Ballett!“, ruft ihm Marschall zu und lacht schallend. Wie komisch das endete? Das verrät der Besuch bei den Untieren nächste Woche im Edith-Stein-Haus. Dort wird es zudem einen musikalischen Video-Clip mit den Lautrer Miesmufflern und einem alten Dubliner-Hit geben. Und von „der Merkel“ einen Fernsehappell. Und irgendetwas von „Dirty Old Town“. Was war das doch nur? Ach was. Warten wir’s ab. Kabarett Satirisches Singspiel vom 18. bis 22. November, 20 Uhr, im Edith-Stein-Haus; Karten im Vorverkauf, etwa bei Thalia oder Pop-Shop, und über www.kunstgriff.de.

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