Kaiserslautern Werkstattbühne erleuchtet

Beim Pfalztheater lag etwas über Jahre im Dunkeln – nämlich die Matineen auf der Werkstattbühne, immer sonntags und dabei hermetisch verdunkelt. Doch die erfolgreiche, durchweg gut besuchte Veranstaltungsreihe wurde am Sonntag gleich mehrfach erleuchtet: Durch das Öffnen der Seitenverkleidung, durch das „Duo Lumière plus“ und letztlich auch durch den spielerischen Glanz und die Inspiration durch die Ausführenden selbst.

Zusätzlich sorgte auch ein im Hintergrund aufgebauter kleiner Bühnenrahmen im Rokoko-Stil mit dem Charakter einer Puppenstube für ein neues Ambiente, das der einst nüchternen schwärzlichen Leere wich. Ob dies alles die drei Interpreten bei ihrem musikalischen Höhenflug und Streifzug durch den als Schwerpunkt erkorenen französischen Impressionismus beflügelte? Vorab: Es faszinierte, wie aus Vertretern von drei (Instrumenten-)Familien eine glückliche Beziehung entstand. So zwischen Querflöte (Sophie Barili), Harfe (Konstanze Licht, da ist der Name allein schon Programm) und Bratsche (Dominique Anstett). Diese Drei befanden sich im ständigen, bestens funktionierenden Wechselspiel aus solistischem Hervortreten und klanglichem Einfügen und Verschmelzen. Genau dies entspricht mit den zarten, dezenten Klangfarben in Pastelltönen, mit filigraner Linienführung und Transparenz der kompositorischen Struktur der Traditionslinie französischer Provenienz. Grazil verspielte Figurationen mit flirrenden Klängen der Flöte, sanft dahinperlende Arpeggien der Harfe und den musikalischen Dialog aufgreifende Episoden der Bratsche bewirkten vor allem bei den beiden Hauptwerken dieser Matinee von Maurice Ravel und Claude Debussy ein Umdenken hinsichtlich Kammermusik: Nicht klangliche Opulenz, brillante Strahlkraft oder rauschende Klavierklänge waren angesagt, diese Besetzung entdeckte die feinen Nuancen, die Subtilität und Feinheit der fein ziselierten melodischen Linien. Und dies in beglückender Ausbalancierung ohne jedwede Dominanz. Diese spielerische Eleganz, Geschmeidigkeit, Lockerheit in feinsinnigen kammermusikalischen Dialogen setzte bei den Ausführenden ein hohes Maß an Sensibilität, Expressivität und vor allem an spielerischer Flexibilität voraus. In diesen kompositorischen Spuren impressionistischer Klänge französischer Provenienz wandelte auch der japanische Komponist des 20. Jahrhunderts, Toru Takemitsu (1930-1996), der zeitlebens Debussy verehrte und sich von diesem hörbar inspirieren ließ. Während seine Programmmusik mit dem Titel „And then I knew it was Wind“ klanglich und bei vielen Episoden durchaus die französische, schwebende und arabesken- und burleskenhafte Melodik annähernd erreicht, fehlt der Musik doch über weite Passagen der durchgängige rhythmische Impuls, der bei Ravel und Debussy zusätzlich für Spannung sorgt. Bei dieser Interpretation schien es bei Takemitsu dagegen manchmal gar, als wirke die Musik rhythmisch so frei, dass sie scheinbar zum Stillstand komme. Anders verhält es sich bei dem Trio von André Jolivet, der zwar nach den Informationen im Programmheft nach neuen Ufern strebt, sich aber doch hörbar an neoklassizistischen Vorbildern seiner französischen Heimat orientierte. Immerhin brachte er mit dem mitreißend tänzerischen Element – vor allem als Kontrast zu Takemitsu – mehr Bewegungsdrang und Vitalität in die Musik ein, was die Flötistin vor allem auf der Piccoloflöte besonders ausreizte. Interpretatorisch wirkten die Vorträge insgesamt sehr schlüssig ausgearbeitet, mit lupenreiner Spieltechnik, exaktem harmonischem Zusammenspiel und in klanglicher Ästhetik vereint.

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