Kaiserslautern „Wer net kann lache, kann e dumm G’sicht mache“

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Draußen Schneetreiben, drinnen sechs Stunden Gala-Prunksitzung des Karnevalvereins. In der ausverkauften Fruchthalle drängten sich zwischen Luftballons und Luftschlangen am Samstagabend die Narren mit Kappen und fantasievollen Kostümen. Sie wollten Fastnacht feiern, lachen, tanzen, klatschen, singen.


Nein, es war nicht die „Muppet Show“, wie Peter Morenos rothaarige Puppe Erna aus ihrer Kiste heraus frech kommentierte, die die Sitzung leitete. Unter dem Vorsitz von KVK-Chef Timo Menge präsentierten sich die Herren des Großen Rats aber schon als ein ausgesprochen munteres und durchaus vielseitig einsetzbares Gremium. Um bei Peter Moreno zu bleiben: Der Bauchredner mit dreifachem Weltmeistertitel schaffte es mühelos, den von manchen Gästen als eher zäh empfundenen satirelastigen Auftakt in Schwung zu bringen. Als erstes „Opfer“ musste Ratsmitglied Volker Dietrich dran glauben. Zunächst dessen Jacke, die der Bauchredner im wahren Sinn des Wortes im Handumdrehen zur Handpuppe mit rotzfrecher Klappe umfunktionierte. Scheinheilig seine Aufforderung an den Bundestagsabgeordneten Xaver Jung (CDU), doch einmal seinen „Trick“ vorzuführen. Dann das schneidende Kommando: „Sitz“. Während der Meister aus dem Bauch heraus wahlweise flüsterte, knurrte, brummte oder sang, führte er an der einen Hand Prinzessin Vivian I. (sie brummte), an der anderen den Ratsherrn (er zwitscherte) zu Glanzleistungen. Ein Orden für den Meister. Applaus und Rakete galten auch Volker Dietrich, der in seiner Rolle als Motorradfahrer geradezu aufgegangen war. Wer sich in die Höhle des Narren begibt, weiß, worauf er sich einlässt. Die politische Prominenz, unter ihnen Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt sowie die Fraktionsvorsitzenden Andreas Rahm (SPD) und Walfried Weber (CDU), hielten sich tapfer, als „Untier“ Wolfgang Marschall sich um den Posten des City-Managers bewarb. In einer Rückschau auf die persönlichen Wurzeln spürte er den „Duftmarken und Ruinen der bisherigen Stadtoberen“ nach. Von Kaiser Barbarossas Burg − „kaum war er dreimal da, musste schon eine Burg her“ − bis zum Rathaus, dem „angetäuschten Wolkenkratzer“. Förmlich euphorisiert von Ikea und ausgestattet mit einem „Füllhorn von Ideen“ schließlich das Bekenntnis, dass alles gut werden wird: „Ich will City-Manager werden.“ Bevor „Jacques“ Detlev Schönauer am Bistrotisch lässig seine Meinung über die Pfälzer im Allgemeinen, die Frauen und Emanzen im Speziellen („Hätte Christine Columbine je Amerika entdeckt?“) zum Besten gab, sich dafür einen „Knutsch von der Prinzessin“ und seinen Applaus vom Publikum abholen durfte, war im Parkett erst einmal Stimmung angesagt. Auf vielfachen Wunsch aus dem Publikum lud der KVK-Präsident zu einer Schunkelrunde mit den XXL-Steierer ein. Die Ansage war willkommen. Ob „Du darfst nicht treu sein“, „Ruckizucki“ oder „Humbatäterä“ – ob man mitsingen konnte oder nicht – es wurde geschunkelt. „Wer net kann lache, kann e dumm G’sicht mache“ war die Losung der „Trämps aus de Pfalz“, die die KVK’ler Horst Dech und Wolfgang Misamer aus der närrischen Vergangenheit haben auferstehen lassen. Optisch trottelig, aber mit scharfer Zunge reinigten sie die Luft. Die „Glöcknerin vunn de Palz“ kriegte ebenso ihr Fett ab wie „Klausi“ Klaus Weichel, weil er „vorisches Johr net do und heit net do“ war. Der Bürgermeisterin gaben die „Trämps“ mit: „Die Kultur liegt am Bodde, der ASK dut verrotte“, während sie bei Walfried Weber – „großes W kleiner Eber“ anklingen ließen, dass dieser wohl selbst Bürgermeister werden wolle. Noch ein Nachschlag auf den Elferrat – „das Gruselkabinett“ – und seinen Präsidenten – „die Lautrer Antwort auf Conchita Wurst“, dann stechen die „Speisbuwe“ mit „Aloa ohe“ zwar nicht in See. Sie läuten die Pause ein. Während der Prunksitzung warb der KVK-Präsident unermüdlich um Nachwuchs für die Garden des Karnevalvereins. Die beste Werbung waren jedoch die Garden selbst. Ob die Jugendgarde zum Thema Zahnfee, die Junioren als „Supergirls“ oder die Casimirgarde, die traditionell das Finale einläutet: Beim Garde- wie Schautanz demonstrierten sie und auch die Tanzmariechen Alwina Oschurke und Nadine Arend, was in ihnen steckt und ihnen und den Gästen Freude macht. Mit den „Magic Dancers“, den dreifachen deutschen Meistern der KG Narrenzunft Remagen als Gästen, ließen sich der KVK und sein Publikum auf eine wahrhaft höllische „Brautschau“ ein. Rauch und Feuer auf der Narrenbühne, während weit über ein Dutzend Teufel eine atemberaubende Show abzogen. „Zugabe“ wurde gefordert und gegeben. Schlapp machen zu vorgerückter Stunde war auf keinen Fall ein Thema. Dafür sorgten schon „Angy“ Nico Heib und ihre flotte Tanztruppe, das Männerballett des KVK mit seiner „Mission Zuckerhut“ und nicht zuletzt Walter Rupprecht als „e schääner Doller“ mit wichtigen Details aus seinem Leben. Als ein Talent, das sich zu Recht „uffgedrängt“ hat, wie Timo Menge in seiner Ansage betonte, entpuppte sich Tanja Garcia mit einem frechen Auftritt als Frau mittleren Alters auf der Suche nach einem Mann. Applaus für die Frau, die schon länger beim Karnevalverein die Kostüme näht. Die Guggemusik brachte dann noch einmal krachend lautes Leben in die Bude, bevor die Casimirgarde in der Fruchthalle endgültig das große Finale einläutete.

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