Kaiserslautern STADTGESPRÄCH:

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Er ist standhaft geblieben. Von Anfang an hat er die geplanten vier Windräder im Osten der Stadt an der A6 bekämpft. Oberbürgermeister Klaus Weichel sah den Kampf gegen die Windräder prinzipiell. Für ihn war klar: Wo es eine Ausnahme im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald gibt, kommen früher oder später neue Ausnahmen dazu. Als Vorsitzender des Hauptvereins des Pfälzerwald-Vereins war der Kampf gegen die Windräder für ihn sogar Ehrensache. Die Stellungnahme der Bundeswehr gegen die vier Windräder am Quaidersberg gab ihm die willkommene Grundlage dafür, den Bauantrag der Stadtwerke Wind GmbH & Co. KG vom Tisch zu fegen. Ob die Bundeswehr-Eingabe einer ernsthaften Überprüfung stand gehalten hätte, spielt nun keine Rolle mehr. Die Einspruchsfrist gegen den Ablehnungsbescheid der Stadt ist verstrichen. Der Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen im Land, der den Bau von Windrädern im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald ausschließt, stärkte ihm zudem noch den Rücken. Weichel hat die Windräder besiegt, wie einst der Heilige Georg den Drachen. Für die Stadtwerke und ihre Partner in der Projektgesellschaft gilt: Außer Spesen nichts gewesen. Was wäre die Welt ohne ihre Vermarkter? Thomas Gries, der neue Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, ist so einer. Seine Herkunft aus dem Marketingbereich schlägt immer wieder durch. Auch bei der Vorstellung des neuen Trainers diese Woche auf dem Betzenberg zeigte er sich dabei in guter Form. Begeistert pries er den neuen Cheftrainer Tayfun Korkut als erste Wahl für den FCK. Musste man dann überhaupt mit etlichen Kandidaten sprechen…? Er würdigte ihn als absolut international erfahrenen Spieler und Trainer. Listete die Stationen, die Einsätze, die Europameisterschaften auf, die die Biografie von Tayfun Korkut ausweist. Er erkannte das Feuer in den Augen des 42-jährigen Trainers, das es braucht, um auf dem Betzenberg die Hölle wieder zu entfachen. Er spielte mit dem Vornamen, als er davon sprach, dass Tayfun Korkut in der Lage ist, einen Wirbelsturm auf dem Betzenberg loszutreten. Gries machte die Zuhörer heiß auf das erste Heimspiel der Saison. Sein Hinweis darauf, dass es noch Karten gibt, ließ den Schluss zu, dass das Spiel kurz davor ist, ausverkauft zu sein. Er kreierte gewollt oder ungewollt bereits den Claim für die Heimspiele der Roten Teufel: Tayfun, lass die Teufel raus! Geht noch mehr? Nein. Ist das wirklich wahr? Dieter Burghaus will einen historischen Kiosk in der Rudolf-Breitscheid-Straße für einen Neubau abreißen. Dieter Burghaus, der frühere Denkmalpfleger der Stadt, Dieter Burghaus, der engagierte Vertreter in der Pfaff-Initiative „Pfaff erhalten – Stadt gestalten!“, Dieter Burghaus, die tragende Stütze im Verein für Baukultur und Stadtgestaltung! Dieter Burghaus, der den Erhalt historischer Gebäude und Beziehungen immer verficht. Mit dem Entsetzen kommt die Frage in mir auf: Legt er da die selbe Elle an sich an wie an andere…? Hat Dieter Burghaus mal über die Möglichkeit nachgedacht, den historischen Kiosk in den Stadtpark zu versetzen? Zwei Fliegen ließen sich damit womöglich auf einmal schlagen. Erstens Platz für den Neubau zu schaffen und zweitens einen Kiosk im Stadtpark zu etablieren, ein langgehegter politischer Wunsch. Und: Die moderne, superteure Toilettenanlage, die der Stadtrat für den Stadtpark zuletzt beschloss, könnte dann vielleicht noch einmal überdacht und gegen ein passendes historisierendes Gebäude neben dem Kiosk getauscht werden… Die Entscheidung der Stadtwerke, den Neubau einer Konzernzentrale nicht auf ihrer Optionsfläche auf dem früheren Pfaff-Gelände errichten zu wollen, auf der das nun zum Denkmal erklärte Neue Verwaltungsgebäude steht, hat Druck aus dem Kessel genommen. Offenbar ist es den Werken zu aufwendig und zu teuer, in das Gebäude zu investieren. Das Neue Verwaltungsgebäude ist damit vorläufig auch nicht von einem Neubau bedroht. Fragen bleiben dennoch: Erstens: Was machen die Stadtwerke mit ihrer Kaufoption für das Gelände? Zweitens: Wie geht die Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft mit dem vertraglich festgeschriebenen Auftrag um, die Fläche bis Ende 2017 baureif zu machen? Und drittens: Wer übernimmt das denkmalgeschützte Gebäude in Zukunft? Und was gibt es sonst noch Neues in der Stadt? Kaiserslautern hat jetzt auch sein Decathlon. Ein langes sich darum Bemühen hat ein Ende gefunden.

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