Kaiserslautern Sinfonisches Drama

Kontrastprogramme wirken oft reizvoll. Was jetzt auch zu erfahren war im dritten Kaiserslauterer Pfalztheaterkonzert, in dem den erhabenen klassischen Klängen von Beethovens dritter Sinfonie, der „Eroica“ (Es-Dur, op. 55), im zweiten Teil die flotte, folkloristisch geprägte Motivik im Marimbakonzerts des brasilianischen Schlagzeugvirtuosen Ney Rosauro gegenüberstand. Uwe Sandner dirigierte das Orchester des Hauses, als Solistin wirkte Nora El-Ruheibany.

Schon aus gebotener Ehrfurcht gebührt das erste Wort Beethoven. Die Wiedergabe seiner „Eroica“ wurde diesmal dem Titel (auf Deutsch heldenhaft) weitgehend gerecht. Pathos, Rhetorik und Emotionsgehalt des bahnbrechenden Werks, das das Tor zur romantischen Sinfonie weit aufgestoßen hatte, teilte sich diesmal unmittelbar mit. Musiziert wurde unter der straffen Stabführung des am Pult ebenso energisch wie umsichtig schaltenden und waltenden Sandner konzentriert, gepflegt, bei zwingendem gestalterischem Nachdruck. Dabei kam es zu aufregenden Steigerungen, großartigen Höhepunkten, emotionsgeladenen sinfonischen Apotheosen und unvermittelten heftigen Ausbrüchen. Letzteren ging häufig die angespannte Stille vor dem Sturm gleichsam flüsternder Pianissimo-Stellen entgegen. Kurz: zu erleben war im Pfalztheater ein aufregendes viersätziges sinfonisches Drama. Durchweg akribisch disponierte Sandner das Zusammenspiel, so beispielsweise bei den etwas heiklen Stellen am Anfang des letzten Satzes, und mehrstimmige kompositorische Vorgänge wurden stets gezielt nachvollzogen. Andererseits zeigten die düsteren Töne des Trauermarsches (zweiter Satz), bedrückendes Profil, und die scharfen Gegensätze des Kopfsatzes wie auch der entfesselte Jubel des Finales ließen an Konturenschärfe kaum zu wünschen übrig. Gelegentliche leichte Ungenauigkeiten und Verschiebungen des klanglichen Gleichgewichts sah man gerne nach. Ganz andere Töne schlug dann nach der Pause das Konzert für Marimba und Orchester des zeitgenössischen Tonsetzers Ney Rosauro an. Dessen vier Sätze, eigentlich vier Charakterstücke unter den Titeln „Begrüßung“, „Klage“, „Tanz“, „Abschied“, warten mit geschärften Rhythmen, überaus ohrenfälligen, oft süffigen Melodien auf, setzen auf farbige Klanglichkeit und die Akrobatik des Solisten. Es darf von einer Mischung aus Strawinsky und lateinamerikanischer Folklore die Rede sein – mit vielen hartnäckigen (und eintönigen) Ostinato-Wiederholungen. Die vom Stück geforderten Virtuosenstreiche bewältigte Nora El-Ruheibany, erste Schlagzeugerin des Pfalztheater-Orchesters, auf beeindruckend brillante Weise. Leichtigkeit und Eleganz kennzeichneten vom ersten bis zum letzten Ton ihren Vortrag. Als Zugabe entfesselte sie dann, zusammen mit drei Kollegen aus dem Orchester, Werner Brill, Marcus Walder und Markus Munziger, bei „Teamwork“ des amerikanischen Perkussionisten und Komponisten Mitch Markovich ein wildes, vom Publikum frenetisch bejubeltes Schlagzeuggewitter.

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