Kaiserslautern Saarland ganz vorne

Ausgerechnet im Saarland verwirklichen sich jetzt Träume der Kulturpolitik, von denen man sich längst verabschiedet hatte: Unser kleines Nachbarland setzt deutliche Zeichen und bezahlt einen Museumsdirektor genau so gut wie seine Ministerpräsidentin. Schlappe 13.116 Euro im Monat soll Meinrad Maria Grewenig einem nicht öffentlichen Bericht des Saarländischen Landesrechnungshofes zufolge verdienen – und damit nicht wirklich weniger als Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Dabei ist natürlich zunächst einmal zu berücksichtigen, dass Grewenig im Saarland viel Masse zu bewegen hat: Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist ein ziemlich dickes Ding. Will meinen: Das Gelände der ehemaligen Hütte des Stahlbarons Röchling ist ein riesiges Areal, und vielleicht wird Meinrad Maria Grewenig ja einfach nach Quadratmetern bezahlt. Das würde sein Gehalt doch vielleicht erklären. Andererseits kann man die saarländische Landesregierung für ihre mutige Kulturpolitik nur beglückwünschen. Erstmals erfährt die Kultur damit jene Wertschätzung, die sie auch in anderen Bundesländern verdient hätte. Und wer, wenn nicht Meinrad Maria Grewenig, einer der Erfinder des Event-Museums samt Erlebnis-Gastronomie, hat es denn wohl sonst noch verdient, ein Gehalt zu bekommen, das dem des Regierungschefs einer Landesregierung entspricht? Man kann wohl davon ausgehen, dass Grewenig keine Sekunde zögern würde, böte man ihm das Amt der Ministerpräsidentin noch zusätzlich an. Das ganze Saarland eine einzige Museumslandschaft, zwischen Playmobil, Pharaonen und Lyoner: So etwa könnte vielleicht die Grewnig’sche Kulturvision für die Saar aussehen. Die Verwirklichung einer solchen Utopie würde vielleicht auch den schnöden Kritikern im Saarbrücker Rechnungshof etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Grewenig war schon immer ein Visionär, schon zu Zeiten als Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, wo er in den 1990er Jahren dafür sorgte, dass das leicht angestaubte Image des Museums ziemlich aufgepeppt wurde. Auch damals wunderte man sich nicht nur beim Bezirksverband als Träger des Museums über die marketingtechnische Umtriebigkeit des Kulturmanagers, die sich auch in seinem Etat widerspiegelte. Grewenig ließ solche Vorwürfe an sich abprallen und verwies auf herausragend gute Besucherzahlen. Um die allerdings gab es schon in Speyer so manches Geheimnis. Und auch der Saarbrücker Rechnungshof hat nun in Völklingen seine Probleme mit den Zahlen des Direktors. Von Ungereimtheiten ist die Rede, was Grewenig natürlich zurückweist. Die Zahlen seien „absolut eindeutig und nachvollziehbar“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Da hat Grewenig sicherlich Recht, geht es doch um große Kunst und nicht um Gelbe Engel.

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