Kaiserslautern Lebenshilfe sorgt sich um Zukunft ihrer integrativen Kindertagesstätten

Die Lebenshilfe betreibt vier integrative Kitas in der Stadt.
Die Lebenshilfe betreibt vier integrative Kitas in der Stadt.

Seit Monaten hat die Lebenshilfe erhebliche Bedenken, dass die Versorgung beeinträchtigter Kinder durch das neue Kita-Gesetz unter die Räder kommt. Eingaben beim Land und Verhandlungen mit den Kommunen, vertreten durch den kommunalen Zweckverband, liefen bislang ins Leere.

„Wenn es bei den bisherigen Vorgaben der Kommunen bleibt, werden wir unsere Einrichtungen in den nächsten Jahren schließen, neue Kinder können wir dann nicht mehr aufnehmen“, kündigte Rainer Schmiedel, Vorsitzender der Lebenshilfe an.

Vier integrative Kindertagesstätten mit rund 300 Plätzen

Der Hintergrund: Bislang gibt es zwei Arten von Kitaplätzen: Regelkinder-Plätze und sogenannte heilpädagogische Plätze für Kinder mit Beeinträchtigungen, die ganz besondere Therapien brauchen und eine andere pädagogische Betreuung, Logopäden und Ergotherapeuten inklusive. Die Lebenshilfe betreibt aktuell vier integrative Kindertagesstätten in der Stadt mit rund 300 Plätzen, am Nussbäumchen, am Stadtpark, an der Galgenschanze und in der Kita von Wipotec im Osten der Stadt. Als Stärke und Besonderheit galt all die Jahre, dass Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam bei der Lebenshilfe betreut werden, voneinander lernen, ein anderes Sozialverhalten entwickeln können, es als selbstverständlich erleben, dass ein Kind im Rollstuhl sitzt oder motorisch anders agiert als die beste Freundin. Davon haben alle Kinder profitiert. Aber all das ist jetzt in Gefahr. Auch der Kita-Bau, der in dem Neubaugebiet an der Pariser Straße geplant war, für über 4 Millionen Euro, liegt auf Eis.

Rechtsanspruch nach Bundesgesetz

Bei der Mitgliederversammlung der Lebenshilfe am Sonntag haben Rainer Schmiedel und David Lyle, geschäftsführender Vorstand der Lebenshilfe, Klartext geredet. Die Versorgungsstruktur für schwer und schwerstmehrfach beeinträchtigte Kinder in ihren integrativen Kitas sei erheblich gefährdet. Grund hierfür ist laut Vorstand der Lebenshilfe der Versuch der Kommunen, zu Lasten der angemessenen Förderung der von der Lebenshilfe betreuten Kinder zu sparen. Der Verweis hierbei auf das neue Landes-Kitagesetz hebele nicht den Rechtsanspruch nach Bundesgesetz aus, so die Meinung von David Lyle. So sollen für schwer und schwerstmehrfach beeinträchtigte Kinder zwingend erforderliche therapeutische Leistungen in den integrativen Kitas nicht mehr generell finanziert werden, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe, Schmiedel. Gefordert sei, dass zukünftig für jedes einzelne beeinträchtigte Kind die wöchentliche Anzahl der Betreuungsstunden individuell ausgewiesen werden muss – mit der Konsequenz, dass der Personalschlüssel permanent angepasst werden müsste, was nur mit vielen befristeten Arbeitsverträgen möglich wäre. „Das geht auf die Qualität der Versorgung, wir werden gute Fachkräfte verlieren, die Kinder werden nicht mehr adäquat betreut und gefördert“, so Lyle. „Kinder werden in ihrer Entwicklung zurückfallen, für die Eltern bedeutet das eine hohe, auch psychische Belastung mit dem Gefühl, in einer Rolle von Bittstellern gefangen zu sein.“ Diesen Rückschritt werde die Lebenshilfe nicht mittragen.

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