Kaiserslautern Lange Wartelisten bei der Bau AG

Wohnungen im St.-Quentin-Ring: Hier wohnen viele Familien.
Wohnungen im St.-Quentin-Ring: Hier wohnen viele Familien.

Von Entspannung auf dem Wohnungsmarkt kann keine Rede mehr sein, sagt Bau-AG-Vorstand Thomas Bauer. Die Warteliste bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ist lang. Rund 3500 Menschen würden gerne bei der Bau AG einziehen. Vor allem für Familien und Alleinerziehende sei das Angebot derzeit nicht gerade üppig.

Das hängt damit zusammen, dass die Hälfte der Bau AG-Wohnungen Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Küche und Bad sind, 48 bis 70 Quadratmeter groß. Durch die Krise sei zudem die Anzahl der Kündigungen um 30 Prozent zurückgegangen, dadurch kann nicht viel angeboten werden. Und warum baut die Bau AG nicht? „Das würden wir gerne tun, wir haben einiges in der Planung, aber es fehlen Grundstücke“, so Bauer. Ziel der Bau AG sei es, auf dem Pfaff-Gelände zu investieren und rund ums Stadion auf dem Betzenberg, wo ebenfalls ein neues Wohnquartier entstehen soll. Auch auf dem Bännjerrück ist die Bau AG schon länger auf der Suche nach dem passenden Areal für Geschosswohnungsbau. Das Problem: „Wir können nicht die aktuellen Grundstückspreise bezahlen, wenn wir günstigen Wohnraum anbieten sollen. Die Bauzinsen haben sich vervierfacht, Material ist knapp. Würde die Stadt Flächen in Erbpacht zur Verfügung stellen, wäre das vollkommen in Ordnung, betont Bauer. „Insgesamt wünschen wir uns mehr Unterstützung von der Stadt, wir wollen keine Bittsteller sein.“

Neubauten auf Pfaff-Gelände und Bännjerrück geplant

Geht es nach Bauer und seinem Team, sollen in allen Stadtquartieren Nils-Projekte entstehen. Also Mehrfamilienwohnen für alle Generationen, mit im Schnitt 50 Wohnungen, die zwischen 45 und 120 Quadratmeter groß sind, darunter Einheiten für Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein, damit der Mieter-Mix stimmt. Auf dem Pfaff-Gelände und auf dem Betzenberg würde die Bau AG zudem gerne Kindertagesstätten hochziehen, um die Quartiere für junge Familien attraktiv zu machen. Eine Idee ist, dass die Nachbarschaftshilfe aktiviert wird, also die ältere Bewohnerin als Ersatz-Oma einspringt, Jüngere für Senioren einkaufen. „Junge und Alte, Singles und Familien unter einem Dach, das ist gut.“ Viel Wert gelegt werde bei den Nils-Projekten auf die Außenanlagen. Da gibt es Stauden- und Hochbeete, Boulebahnen, Grillplätze. „Wir investieren bewusst ins Umfeld, richten Quartierbüros ein, bauen Spielplätze. Das alles macht das Bauen nicht günstiger“, erläutert Bauer.

Ausgewählt werden die Mieter bei der Bau AG nach Dringlichkeit, Einkommenssituation, „der oder die Neue muss zudem in die Hausgemeinschaft passen“, argumentiert Bauer. Was die Preise auf dem Wohnungsmarkt angeht, sieht Bauer Kaiserslautern „irgendwo im Mittelfeld“ im Land. Von Wohnungsnot wie in den Metropolen könne keine Rede sein. Aber wer keinen zu prall gefüllten Geldbeutel habe, für den sei es schwer, genauso wie für Familien mit mehreren Kindern. Wobei die Bau AG bei den Mieten im Schnitt noch immer knapp unter fünf Euro liegt. Nach Angaben der Wohnungsmarktbeobachtung Rheinland-Pfalz 2022 der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz liegen die Mieten in Kaiserslautern bei Neuverträgen im ersten Halbjahr 2022 bei 8,33 Euro pro Quadratmeter.

Rund 5000 Wohnungen im Bestand

Zehn bis zwölf Millionen Euro investiert die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die rund 5000 Wohnungen im Bestand hat, Jahr für Jahr. „Aktuell werden wir durch den Handwerkermangel gebremst“, so Bauer. „Wir wollten 28 Wohnungen ans Fernwärmenetz anschließen, haben aber keine Firmen dafür gefunden. Deshalb haben wir es mit unserer Tochter K-Tec GmbH selbst gemacht. Auf dem Betzenberg werden alle 500 Wohnungen ans Fernwärmenetz angeschlossen. Nach und nach sollen weitere Photovoltaikanlagen kommen Ein Problem sei bisweilen der Denkmalschutz. Da gibt es laut Bauer bei Sanierungen etwa in den Denkmalzonen rund um die König- oder Wilhelmstraße zu strenge Auflagen. Denkmalschutz sei wichtig, „er darf uns aber nicht behindern“.

Mehr öffentlich geförderte Wohnungen

Einfamilienhäuser, in der Bännjerstraße oder im Kaisermühlerfeld, gibt es im Portfolio. Aber es sind wenige, dafür aber speziell für Familien mit Kindern. Vor ein paar Jahren wurde zudem ein Neubau in der Albrechtstraße frei finanziert gebaut, im eher hochwertigen Segment, mit Balkon beispielsweise. „Dafür sind wir kritisiert worden“, sagt Bauer. Es sei aber eine bewusste Entscheidung gewesen, um den hochpreisigen Neubau-Wohnungen auf dem Markt, die meist nur zum Verkauf angeboten werden, etwas entgegenzusetzen. Für die Zukunft sei geplant, mehr öffentlich geförderte Wohnungen zu bauen. „Das war viele Jahre lang nicht möglich, weil die Konditionen nicht stimmten.“ Jetzt gibt es vom Land Rheinland-Pfalz Darlehen zu null Prozent und Tilgungszuschüsse. Bei Neubauten sei der Plan, dass rund die Hälfte der Wohnungen öffentlich gefördert werden und damit günstiger angeboten werden können. Hier liegt die Mietobergrenze derzeit bei 5,95 Euro pro Quadratmeter.

In der Kaisermühler Straße vermietet die Bau AG Häuser.
In der Kaisermühler Straße vermietet die Bau AG Häuser.
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