Kaiserslautern Erst Schlachtplatte, dann Attacke

Ein CDU-Bundespolitiker, der sich auf dem Wochenmarkt stärkt, ein Mainzer SPD-OB, der Fastnachtslaune mitbringt und ein schwäbischer FDP-OB, der Mut zuspricht − der laufende OB-Wahlkampf liefert Geschichten.

Ausgangs der Woche hat Oberbürgermeister und SPD-Kandidat Klaus Weichel den ruhigen OB-Wahlkampf etwas angeheizt. Er verließ dazu den Pfad, sich auf den eigenen Wahlkampf und auf sich selbst zu konzentrieren und den oder die Gegenkandidaten außen vor zu lassen. Er nutzte die Bühne des 52. Schlachtfests des SPD-Ortsvereins Kaiserslautern-Nord am Samstagabend, um seine beiden Herausforderer um das Amt des Oberbürgermeisters, den CDU-Mann Nico Welsch und den FDP-Mann Achim Bertram, zu kritisieren. Weichel sagte, wenn die beiden Kandidaten nicht mehr auf der Pfanne hätten, als sich mit Windkraft und Parkkarte zu beschäftigen, dann sollte man ihnen die Zukunft der Stadt nicht überlassen. Weichel setzte seine Leistungsbilanz der vergangenen gut sieben Jahre dagegen und schilderte den erreichten Entwicklungsstand der Stadt. Dem Parteivolk gefiel die Attacke auf die Kontrahenten nach einer deftigen Pfälzer Schlachtplatte. Weichel thematisierte vor den Genossen auch seine Besorgnis, die ihn als Amtsinhaber und Wahlkämpfer schon seit geraumer Zeit umtreibt. Er fürchtet, dass viele die Wahl zu seinen Gunsten bereits gelaufen sehen. In einer repräsentativen RHEINPFALZ-Umfrage hatten sich Ende Oktober 61 Prozent der befragten Kaiserslauterer für ihn entschieden, sollte bereits am Sonntag darauf die OB-Wahl sein. Weichel trichterte den Genossen im Alcatraz-Hotel ein, dass man sich auf keinen Fall auf einem solchen Umfrageergebnis ausruhen könne. Es sei eine Momentaufnahme, mehr nicht. Man müsse auf die Innenmobilisierung setzen. Die Menschen davon überzeugen, auch zur Wahl zu gehen. Abermals betonte er, dass er seinen Wahlkampf so intensiv gestalte wie ein Herausforderer, nicht wie ein Amtsinhaber. Er tue das aus Respekt gegenüber den Bürgern, den Wählern. Er sei rund um die Uhr unterwegs. Er setze auf das direkte, das persönliche Gespräch. Die Resonanz, die er dabei erfahre, klinge für ihn vielversprechend. Prominente Gäste zog der OB-Wahlkampf zuletzt nach Kaiserslautern. Beim SPD-Schlachtfest hieß die Kaiserslauterer SPD den SPD-Oberbürgermeister aus Mainz, Michael Ebling, willkommen. Nach einem SPD-Landesparteitag ließ er sich in aufgeräumter Stimmung die Pfälzer Platte schmecken. Und witzelte über die halben Brötchen, die gewöhnlich auf Parteitagen gereicht werden. Der als Protokoller aus der Mombacher Bohnebeitel-Bütt bekannte Politiker brachte, bewusst oder unbewusst, mit der humorvollen, pointierten Art seines Vortrags Fastnachtslaune in den OB-Wahlkampf. Beispielsweise ging er der Frage nach, ob der Oberbürgermeister von Kaiserslautern bereits nach einer Amtszeit keinen Lauterer mehr finde, der Gutes über ihn sagt, so dass er auf auswärtige Gäste wie ihn setzen müsse. Den hochrangigsten Besucher hatten in diesem OB-Wahlkampf zweifellos die CDU und ihr OB-Kandidat Nico Welsch am Samstag vor einer Woche. Mit Peter Altmaier, dem Kanzleramtsminister, konnten sie einen echten deutschen Spitzenpolitiker nach Kaiserslautern lotsen. Er hatte es gleichwohl nicht so weit, wie es auf den ersten Blick scheint. Der Chef des Bundeskanzleramts stammt aus dem Saarland, hat hier seinen Wahlkreis. Nach dem CDU-Bezirksparteitag am Morgen in Kaiserslautern leistete er Welsch zur Mittagsstunde am Wahlkampfstand vor der Stiftskirche Gesellschaft, nicht ohne sich vorher auf dem Wochenmarkt am „Rolling Snack“ gestärkt zu haben. FDP-Kandidat Achim Bertram brauchte sich, was prominenten Besuch aus dem eigenen Lager anbelangt, nicht zu verstecken. Er empfing vergangene Woche im Restaurant „Hexenbäcker“ mit abendlichem Blick auf den noch düsteren Rohling der Shopping-Mall Frank Schneider, den FDP-Oberbürgermeister von Mühlacker, einer 25.000 Einwohner zählenden Stadt in Baden-Württemberg. Schneider, der einzige FDP-OB im Ländle, der im Gemeinderat gerade mal drei Mitglieder seiner Partei sitzen hat, machte dem Kaiserslauterer OB-Kandidaten der Liberalen Mut. Der Schwabe, der in einer Direktwahl einen Bewerber der Grünen aus dem Rennen warf, stellte fest, man brauche nicht unbedingt einen Ministerpräsidenten oder Oberbürgermeister von SPD und Grünen, die anderen könnten es auch. Er fand, wenn es die FDP derzeit nicht in den Bundestag schaffe, heiße es noch lange nicht, dass sie nicht wählbar sei. Der OB-Wahlkampf verlangt den drei Kandidaten derzeit Kondition ab. Für Nico Welsch begann der Samstag bereits um 7 Uhr mit einem Infostand vor dem Dorfladen in Mölschbach. Danach hieß es, die Werbetrommel in der Innenstadt zu rühren. Achim Bertram zählt die Infostände, die er in der Schneiderstraße am Übergang zwischen Altenhof und Schillerplatz abhält, wie andere Centstücke. Am Samstag war Infostand Nummer 19 dran. Und Klaus Weichel, der sich im Wahlkampf bereits zum Rockfan, Fußballanhänger, Radiomoderator und Büttenredner beim Karnevalverein Kaiserslautern entwickelt hat, tourt mit seinem Wahlkampf-Wohnwagen durch die Stadt. Und macht dabei die Erfahrung, dass sein privater Fiat 500 mit 54 PS begrenzte Zugkraft hat und der erste Gang oft die einzige Chance ist, mit dem Gespann eine Steigung zu bewältigen.

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