Kreis Kaiserslautern Gerhardsbrunn: Sobald man Gülle riecht, geht Geld verloren

Technikaffin sind die Cousins Lukas und Dominik Guhl. Sie warten nicht nur die Geräte auf dem Hof in Gerhardsbrunn – hier den Gü
Technikaffin sind die Cousins Lukas und Dominik Guhl. Sie warten nicht nur die Geräte auf dem Hof in Gerhardsbrunn – hier den Gülletank –, sondern drehen auch Videos für ihren Youtube-Kanal.

Ein Jahr auf dem Bauernhof: Reparaturen und Güllefahren bestimmen den Februar

Im Winter sind die Guhls entspannt, aber nicht arbeitslos. Das liebe Vieh fragt nicht nach der Jahreszeit, es will versorgt werden. Und da ist noch der Maschinenpark: Der muss laufen, wenn es darauf ankommt. Also wird jetzt geschmiert und repariert.

Im Frühjahr muss das Gerät funktionieren

Die Finger sind kalt und ölverschmiert. In die Werkstatt der Bauernfamilie Guhl kriecht langsam eine unangenehme Kälte, mischt sich zwischen den Öl- und Schmiermittelgeruch, durchdringt die rauchig verbrannte Luft, die eine frische Schweißnaht hinterlassen hat. Das scheint den 19-jährigen Dominik Guhl, der einmal den elterlichen Betrieb übernehmen wird, und seinen 24-jährigen Cousin Lukas Guhl nicht sonderlich zu stören. Sie stecken mitten in der Pflege der Arbeitsgeräte. Der Mähdrescher bekommt gerade neue oder frisch geschliffene Messer, dem Güllefass wird ein neues Stützrad verpasst, die Trecker erhalten einen Schluck Öl und reichlich geschmierte Nippel. Wenn im Frühjahr und Sommer die Feldarbeit ruft, dann muss das Gerät funktionieren. Aussaat, Düngen, Grasschnitt, Heu- und Getreideernte lassen nur ein kleines Zeitfenster zur Erledigung offen. Einen streikenden Schlepper kann da keiner gebrauchen.

Kein großer Druck im Winter

„Der große Druck ist im Winter nicht da“, zeigt sich Bauer Karl-Heinz Guhl entspannt. Natürlich läuft die Arbeit im Stall nach wie vor, deshalb sind die Guhls auch glücklich über den Einsatz von Lukas Guhl. Er macht gerade seinen Master in Agrarwissenschaften an der Uni Hohenheim und widmet jede freie Zeit dem Hof des Onkels. Landtechnik ist genau seine Richtung und Tüfteln offenbar auch. Eine Gerätekombination zur Nachsaat der Grasnarbe hat er gerade gebaut. Das ist auf den Wiesen und Weiden der Guhls ständig notwendig. „Die Sauen wühlen ganz schön was um“, ist Karl-Heinz Guhl nicht gerade angetan von dem, was die Wildschweine da treiben. Bei der selbstgebauten Guhl’schen Kombination geht alles in einem Arbeitsgang. „Das spart Arbeitskraft und Diesel“, ist Dominik Guhl froh darüber, dass der Cousin als zusätzliche Kraft auch mal an den Dingen dran bleiben kann. Das kann er selbst so nicht. Das liebe Vieh hat kein Verständnis, wenn er allzu lange in der Werkstatt ausharrt.

Komplexe Berechnung des Dünger-Bedarfs

Deshalb war es im vergangenen Februar auch Lukas Guhl, der mit dem Quad über die Felder und Wiesen fuhr und Bodenproben zog. Das fällt nicht jährlich an, ist dafür aber extrem zeitaufwendig und ein Muss. Mit der neuen Düngeverordnung kommt nun zur Dokumentation der Bodennährstoffe auch noch eine komplexe Berechnung des im Boden verbrauchten Stickstoffs hinzu, bevor gedüngt werden kann. Bei den Guhls erledigen Dominik und Lukas Guhl die Düngebedarfsermittlung mittels Computerprogrammen selbst. Eine Arbeit, die keiner sieht, keiner zeitlich entlohnt, die aber zwingend vorgeschrieben ist. Noch so eine Vorschrift: die Sperrfrist für das Ausbringen von Gülle. Seit dem 1. Februar ist es zwar prinzipiell wieder erlaubt, Gülle zu fahren. Ein schwer wassergesättigter oder schneebedeckter Boden verbietet es aber gleich wieder. Dominik Guhl ist froh, dass er im Herbst – bis zum 1. November die Sperrfrist eingesetzt hat – täglich Gülle fahren konnte. Nur deshalb ist das Lager derzeit noch nicht voll und alle sind entspannt. Noch.

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