Grünstadt Karnevalistischer Schwimmsport

Hoftänzer: die Ranzengarde des TuS Sausenheim, die einen Hauch von Rokoko mit zur Sitzung brachte.
Hoftänzer: die Ranzengarde des TuS Sausenheim, die einen Hauch von Rokoko mit zur Sitzung brachte.

Ausgezeichnet war sie wieder, die Prunksitzung der Siedlergemeinschaft Grünstadt (SGG). Am Samstag feierten die Fasnachter mit buntem Programm.

Dem Motto entsprechend trugen die TSG-Bläser zur schwungvollen Eröffnung Badebekleidung und Taucherbrillen. Gleich ein ganzes Schwimmbad dabei hatten die Bundesliga-Kunstturner der TSG Grünstadt. Sie stellten ein Pferd auf die Bühne und legten eine dicke Matte davor, dann versteckten sie das Ganze hinter dünnen Matten, sodass es aussah, als würden die Sportler vom Beckenrand ins Wasser springen. Das taten sie mit Saltos, Köpfern und anderweitig elegant. Bei Handständen machten die jungen Männer Schwimmbewegungen mit den in die Luft gereckten Beinen. Putzig: die Sportler als Aquagymnastik-Gruppe. Die gelungene Mischung aus Akrobatik und Klamauk verleitete Sitzungspräsident Gerd Walther zu dem an Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) gerichteten Ratschlag: „Lass’ die Turner doch öfter mal etwas im CabaLela vorführen – dann kommen mehr Besucher.“ Zum neuen Bad auf der Bückelhaube konnte sich Walther auch bei seiner politischen Rede als Till einen Kommentar nicht verkneifen. Er mutmaßte, dass es nur deshalb nachts geschlossen sei, weil der Rathauschef darin nach dem Millionenschatz tauche. Sehr kritisch betrachtete Walther mit Blick auf den zugenommenen Lkw-Verkehr Metros „Ruhmeshall“ – Kirchheim kassiere die Steuer und Grünstadt ersticke in Rauch und Schall. Über Anglizismen regte sich Manuel Walther auf. Ist nach einer Keilerei „das Näschen schepp, sagt man dazu Handicap und geht’s einem gut, ist man in the mood“. Ob up to date, Jetset oder Happy End, Sandwich, Fairplay oder Burnout – dem SGG-Vizepräsidenten fiel jeweils ein Reim ein – „Sag’ ich good bye und geh` – gell, die deitsche Sprooch is schee!“ „Nicht schön“ sei es dagegen, ein Silber-Bräutigam zu sein, meinte Max (alias Gerhard Laubersheimer). Unglücklich neben seiner resoluten Frau Ella (erstmals auf der Siedlerbühne: Claudia Wilhelm) hätte er lieber noch fünf Jahre gewartet, um dann den 30-jährigen Krieg zu feiern. „Früher hatte ein Elternpaar vier Kinder – heute hat ein Kind vier Eltern“, stellte die jüngste Büttenrednerin Luisa Stoeckel fest. In weißen Kniestrümpfen und mit Zöpfchen kam die Jugendliche, die ihre Sache mit Bravour meisterte, als „Schülerin“ daher. Als solche habe sie es wirklich schwer – „ach wenn ich doch bloß Lehrer wär`!“ Dann hätte sie immer Recht und mittags ihre Ruh’. Viel zu erzählen hatte Martin Berberich aus Annweiler, der als „de Maddin“ erstmals in Grünstadt war. Bedächtig, ohne eine Miene zu verziehen, reihte er einen Gag an den anderen, getrennt jeweils durch ein langgezogenes „Jo ...“. Aftershave benutzt er nie wieder: „Ich nehme jetzt lieber Klopapier.“ „De Härtschd“ (Oliver Betzer) hat auch neue Erfahrungen gemacht: Er war in Afrikanien. Zum dritten Mal begeisterte der Fischbacher als Gast der Siedler mit seiner unnachahmlich komischen Gestik und Mimik sowie dem falschen Aussprechen von Wörtern. Mit einem Potpourri aus Schlagern brachte er den Saal zum Beben. Ordentlich für Stimmung sorgten auch die Dubbeglas-Kehlscher, Günter Dudenhöffer und Heinz Schößler. Zum Peter-Alexander-Hit „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ bildete der lustig verkleidete Elferrat eine Polonaise. Mit „Mein kleiner grüner Kaktus“ rissen die Siedler-Harmonists in weißen Hemden und schwarzen Anzügen das Publikum von den Stühlen. Der große SGG-Chor unterhielt mit einer Auswahl an bekannten Liedern, die unterschiedliche Solisten live vortrugen. Beispielsweise traten Jürgen und Rainer Müller ganz in Rosa als Pärchen auf und präsentierten „Ich komm zurück nach Amarillo“ (Michael Holm). Polizeichef Sigfried Doll war mit entsprechender Mütze in die Rolle von DJ Ötzi geschlüpft. Besondere Hingucker während des Fünf-Stunden-Programms waren die Tanzdarbietungen, die allesamt in liebevoll hergerichteten Kostümen dargeboten wurden. Auf den Punkt synchron zeigten die zehn Mädchen der Kindertanzgarde ein 60er-Jahre-Medley, das 13-jährige Tanzmariechen Regina Kindler fegte mit enormer Gelenkigkeit zur Polka „Leichtes Blut“ von Johann Strauß übers Parkett. Grandios waren die Crazy Jumpers, bei denen auch mal ein unglaublich biegsames Mädchen als lebendes Springseil herumgeschleudert wurde. Nina Brosch und Leo Werner aus dieser Formation der TSG Eisenberg überzeugten später als Tanzpaar mit einer interessanten Choreographie. Aus dem Tanzstudio Claudia Dauth kamen 14 niedliche Mäuschen. Die Zwölf- bis 17-Jährigen der neu formierten „New Generation“ zeigten zum zweiten Mal bei den Siedlern, dass sie das Zeug haben, ab 18 in die Showtanzgruppe zu wechseln. Letztere ließ zu Musik der Zwanziger und Dreißiger Charleston auf Tango treffen und brillierte nach der Pause zu einem Boogie-Woogie-Medley – stets mit einem Lächeln auf den Lippen und die Lieder mitsingend. Zu einem Melodienverschnitt aus Rock’n’Roll-Stücken sowie alten Hits wie „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ und „Ich will Spaß“ blickten die Sausrummer Hexe unter dem Titel „Déjà-vu“ auf ihre 20-jährige Geschichte zurück. Ein närrisches Jubiläum feiert derzeit die Ranzengarde des TuS Sausenheim. Das Männerballett wurde vor 33 Jahren gegründet und versetzte, aufwendig zurechtgemacht, als Hoftänzer aus dem 18. Jahrhundert die Narrenschar kurz vor dem Finale noch einmal kräftig in Stimmung.

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