Rhein-Pfalz Kreis Zuerst wird die Scheune gesichert

Für den Ausbau der denkmalgeschützten Scheune hat Wohnbau Kempf noch keine Pläne vorgelegt. Trotzdem will die Firma mit Bauarbei
Für den Ausbau der denkmalgeschützten Scheune hat Wohnbau Kempf noch keine Pläne vorgelegt. Trotzdem will die Firma mit Bauarbeiten anfangen. Warum erläuterte der Geschäftsführer dem Rat.

Es kommt nicht oft vor, dass im Lambsheimer Rat die Sitzung unterbrochen wird, weil sich eine Fraktion beraten will. Doch die SPD zog sich diesmal zurück. Und die Grünen stellten den Antrag, den Beschluss zu vertagen, bis Wohnbau Kempf präzisere Pläne vorzuweisen hat. Unterdessen bat Geschäftsführer Volker Kempf darum, schnell loslegen zu dürfen: „Eine Ecke der Scheune hat sich gesenkt und muss abgestützt werden. Beim nächsten starken Sturm könnte ein Teil wegbrechen.“ Doch der Reihe nach: Die Lambsheimer Firma hat die Mühle vor einem Jahr gekauft und will auf dem Gelände ein 13-Familien-Wohnhaus errichten (wir berichteten). Anstelle der Garagen soll ein Anbau mit Etagenwohnungen im Stil einer Remise entstehen. Unentschieden ist noch, ob der Silo-Turm aus Stahlblech durch ein vierstöckiges Gebäude ersetzt werden soll. Um die oberste Etage für den Brandfall zu sichern, müsste die Firma eine Nottreppe anlegen und mit Mehrkosten von 100.000 Euro rechnen, führte Volker Kempf aus. Der Knackpunkt ist jedoch die Scheune. Dafür hat Kempf keine Pläne vorgelegt, weil sie mit Silos zugebaut ist und diese erst in Abstimmung mit der Denkmalpflege entfernt werden müssten, damit man die tragenden Balken erkennt, erklärte Kempf. Der Raum könne in Wohnungen mit acht Metern Deckenhöhe und sichtbaren Eichensparren aufgeteilt werden. Auch ein Mühlencafé, in dem die Technik ausgestellt wird, sei denkbar. „1000 Quadratmeter Fläche, die ungenutzt ist und die zu Geld gemacht werden kann“, sagte Kempf. „Aber was, wenn sich der Ausbau der Scheune doch nicht rechnet?“, wollte SPD-Fraktionssprecher Frank Franck wissen. Das 12-Millionen-Projekt sei durchfinanziert, versicherte Volker Kempf. Die Kredite seien zugesagt. „Aber es wird erst gezahlt, wenn die Baugenehmigung vorliegt“, sagte Kempf. Ohne die Genehmigung des Neubaus fehle das Geld für den Erhalt des Bestands, den er auf rund 600.000 Euro kalkuliert. Deshalb bat er den Rat, grünes Licht für den ersten Bauabschnitt mit dem Bau des Remisen-Anbaus zu geben. Damit taten sich besonders Grüne und SPD schwer. Der Bauausschuss habe dem Ensemble zugestimmt, weil er die alte Mühle erhalten will, rief Klaus-Peter Spohn-Logé (Grüne) in Erinnerung. „Einer scheibchenweisen Genehmigung stimmen wir aber nicht zu.“ Spohn-Logé stellte den Antrag, das Thema zu vertagen, bis ein genauerer Plan für die Scheune vorliege – was allerdings bei vier Enthaltungen und drei Ja-Stimmen abgeschmettert wurde. „Es steht hier die Angst im Raum, dass Sie nur das Neue vermarkten und sich um das Alte nicht kümmern“, hakte auch Genosse Martin Haller nach. „Was genau wollen Sie schützen?“ Dazu müssten erst die Silos im Inneren abgerissen, dann der Bestand erfasst werden, erläuterte Marc Sattel, der auf Denkmalschutz spezialisierte Architekt, den Kempf hingezogen hat. Die Denkmalschützer könnten von außen nicht feststellen, was schützenswert sei. „Als allererstes werden wir die Scheune sichern“, stellte Kempf auf Nachfrage von Ralf Lenke (SPD) klar. Das Fundament werde sofort mit Beton unterfüttert und das Dach erneuert. Da das Gebäude denkmalgeschützt sei, könne die Investition in den Erhalt abgeschrieben werden. Entweder werde das Gebäude an einen Investor verkauft oder er behalte es, nutze die Sonderabschreibung selbst und vermiete die Wohnungen darin, präzisierte Kempf später auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Und selbst wenn es leer stünde, dann in einem „optisch sauberen Zustand“. Die Liberalen begrüßten das Engagement: „Vor Jahren haben wir noch überlegt, wie die Gemeinde die Mühle erhalten kann. Jetzt kümmert sich ein privater Investor“, sagte Dietmar Tartter (FDP). Schwerer taten sich die Christdemokraten. „Bei uns schlagen zwei Herzen. Wir befürchten, dass die Scheune nicht so erhalten bleibt, wie wir das wünschen. Aber zum Erhalten braucht man immense finanzielle Mittel“, sagte Barbara Eisenbarth-Wahl. „Wir hoffen, dass die Mühle einer Lambsheimer Firma so wichtig ist wie uns als Lambsheimer Rat.“ Die Sozialdemokraten schlugen nach ihrer Beratungspause vor, den Beschluss um eine Klausel zu ergänzen, in der Kempf den Erhalt des denkmalgeschützten Teils zusichert. Es wurden vage Formulierungen angedacht, bis Kempf selbst vorschlug: „Firma Kempf verpflichtet sich, vor Baubeginn der Remise und des 13-Familien-Hauses den historischen Bestand zu sichern.“ Dem stimmten alle bis auf drei Grüne zu.

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