Rhein-Pfalz Kreis Barrierefreies Zugfahren

Sektdusche: Die Wormserin Sarah Feck tauft den 15 Jahre alten Zug, OB Michael Kissel assistiert.
Sektdusche: Die Wormserin Sarah Feck tauft den 15 Jahre alten Zug, OB Michael Kissel assistiert.

Ab 10. Juni fahren die Züge der bisherigen Regionalbahnlinie Mannheim – Worms – Mainz, die bislang als RB 44 unterwegs waren, als S 6. Auch in Frankenthal beginnt an diesem Tag das S-Bahnzeitalter. Am 9. Dezember wird dann zwischen Worms und Mainz auch an den Wochenenden der 30-Minuten-Takt eingeführt, der zwischen Mannheim und der Nibelungenstadt bereits gilt. Zum Start der S-Bahnlinie wurde gestern im Hauptbahnhof ein Zug auf den Namen Worms getauft.

Der Elektrotriebwagen der Reihe 425 mit dem Namen der Nibelungenstadt über dem ersten Seitenfenster ist kein Neufahrzeug, berichtete Frank Klingenhöfer, Vorsitzender der DB Regio Mitte. „Der Zug ist 15 Jahre alt und schon über 70-mal um die Welt gefahren.“ Wie die anderen Züge der S-Bahn Rhein-Neckar auch, sei er innen neu gestaltet worden. „Der Zug verfügt über eine Videoüberwachung und eine Echtzeitanzeige. Die Fahrgäste werden außerdem über die Anschlüsse an den Verknüpfungsbahnhöfen informiert“, erläuterte Klingenhöfer. Die wichtigste Neuerung: Innen gibt es keine Treppenstufen mehr. Damit sei man gut gerüstet, bis im Dezember 2021 die neuen Fahrzeuge vom Typ Mireo zum Einsatz kämen, so Klingenhöfer. Nicht nur die Bahnen, auch die Bahnhöfe und Bahnsteige entlang der S-Bahnlinie mussten barrierefrei gestaltet werden, ehe es mit der neuen S-Bahnlinie am 10. Juni offiziell losgeht. „Das war die Voraussetzung für den S-Bahnbetrieb“, erklärte der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD). Er sprach von einem „Kraftakt für die betroffenen Kommunen“. Zusammen mit der Neugestaltung des Bahnhofsumfelds habe dies in Worms rund 37 Millionen Euro gekostet, informierte der OB. Unterstützung sei vom Land gekommen, zumal sich die Kommunen auf fremdem Terrain bewegt hätten, weil die Bahnhöfe in Besitz der Deutschen Bahn AG sind. „Da waren viele Abstimmungen erforderlich“, sagte Kissel. Die Taufe des S-Bahntriebwagens wollte das Stadtoberhaupt nicht selbst vornehmen. „Es ist ein alter Brauch, dass Schiffe und Züge von einer Dame getauft werden“, meinte Kissel. Im Internet konnten sich im Vorfeld Wormserinnen für diese Aufgabe bewerben. Einzige Bedingung: Regelmäßige Zugfahrerinnen mussten sie sein. Das Los fiel am Ende auf Sarah Feck, die Seitenwand und Fenster des S-Bahntriebwagens kräftig mit Sekt besprühte. Für die Fahrgäste ändere sich mit der Fahrplanumstellung der Bahn zum 10. Juni kaum etwas, weil es in den vergangenen Jahren eine Art gleitenden Übergang zum S-Bahnbetrieb gegeben habe, erklärte Fritz Brechtel, Vorsteher des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd. Er verwies auf den langen Planungsvorlauf des im Jahr 2001 initiierten Projekts. Dass es jetzt richtig losgeht, sei dringend nötig. Die Straßen inner- und außerhalb der Städte seien verstopft, die Rheinquerungen marode. „Jeder Stau ist eine Chance, die Menschen auf die Schiene zu bringen“, sagte Brechtel. OB Michael Kissel sprach nicht zuletzt mit Blick auf den 30-Minuten-Takt, der ab 9. Dezember nun auch an den Wochenenden zwischen Worms und Mainz gefahren wird, von einem „wichtigen Etappenziel, das wir im Schienennahverkehr in der Region erreicht haben“. Entscheidend sei auch die Vernetzung mit dem Personennahverkehr in den Kommunen. Auf die Bedeutung der S-Bahnlinie für den ländlichen Raum verwies Andy Becht (FDP), Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Städte und Dörfer würden besser miteinander verknüpft. „Auch die Menschen auf dem Land haben Anspruch auf urbanes Leben“, befand Becht. Wirtschaft

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