Donnersbergkreis Wochenlang gebastelt

In Biedesheim konnten die Besucher am Pfingstsonntag unter anderem Jijimon und Harley Quinn die Hand geben, Pflanzen erstehen, selbstgemachtes Eis schlecken, auf einem Flohmarkt stöbern, sich über Pelletsheizungen informieren, Gegrilltes genießen und die bunte Plakatwelt betrachten: Zum siebten Mal hatte das Dorf zum Fest der offenen Höfe geladen. Leider störte kräftiger Regen die Idylle.

Thomas Mielenz hat seine Plakate zu den Themen Musik, Kunst, Theater und Politik geschickterweise drinnen oder zumindest unter kleinen Dachvorsprüngen aufgehängt. 30 seiner rund 200 Sammelobjekte hat er für die kleine Ausstellung ausgewählt. Ein Aushang von 2012 aus Bergamo weist auf 150 Jahre Kunst im vereinten Italien hin, auf einer Werbung der Grünen zur Bundestagswahl 1983 prangen der damalige Kanzler Helmut Kohl und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler sowie die Worte „legal – illegal – scheißegal“. Im Jahr 2000 ließ das Muzeum Hracek aus Prag ein Plakat zum 40. Geburtstag der Barbie-Puppen entwerfen. Gegenüber hängt eine knallrote Ankündigung zur Eröffnung des Hamburger Star Clubs am 13. April 1962. „Das ist ein Nachdruck von 1990 zu einer Veranstaltung im Schauspielhaus über den legendären Club“, verrät Mielenz. Ursprünglich habe er daran gedacht, seine Schätze in einer 96 Quadratmeter großen Collage zusammenzufassen und an der Giebelwand seines Hofes zu präsentieren. „Aber dazu reichte mir die Zeit nicht. Außerdem hätte man sie nicht gut betrachten können, da kein Platz für den dafür nötigen Abstand gewesen wäre“, erläutert der gebürtige Lübecker, der das Sammeln inzwischen aufgegeben hat, weil er stark mit dem Sanieren seines im Mai 2015 bezogenen Anwesens beschäftigt ist. Seine Frau Barbara Klein hatte in den letzten Tagen viel mit der Vorbereitung der hausgemachten Limonaden für das Hoffest zu tun. Sie erzählt: „Ich habe Rhabarber gekocht und durch ein Tuch gedrückt, Mango püriert und Limetten ausgepresst.“ Wochenlang genäht und gebastelt wurde bei der Familie Konietzka. Dort sind aufwendige Cosplay-Kostüme entstanden. „Das ist schon eine Herausforderung, die verschiedenen Materialien wie Leder und Kunststoff zusammenzubringen“, sagt Karin Konietzka, deren Sohn Jochen sich in vier verschiedene Figuren verwandeln kann: aus der Anime-Fernsehserie „Digimon“, dem Computer-Rollenspiel „Final Fantasy X“, dem Playstation-Game „Horizon Zero“ und der Fantasy-Reihe „Game of Thrones“. „Ich mache das seit etwa zwei Jahren – nur aus Spaß“, erläutert er. Neben ihm sind Katrin Kemmerer und Marie Zimmermann verkleidet. Mancher betreibt Cosplay beruflich, lässt sich für Veranstaltungen buchen, wie Jochen Konietzka erzählt. Beim Fest der offenen Höfe verkauft Erik Mistrali, der die Organisation zusammen mit seinem Partner Thomas Binder in diesem Jahr übernommen hat, Nutz- und Blühpflanzen. Die vorwiegend vom örtlichen Ökozüchter Hellwig stammende Ware stößt auf reges Interesse. „Wir wollen sie jetzt jedes Jahr anbieten“, kündigt Mistrali an. In der Wohnscheune der beiden finden die Besucher, die aus der ganzen Region nach Biedesheim gekommen sind, unter anderem lustige Schürzen, Mobiles, Figuren und Lichterketten. Gut belegt sind auch die Tische unter dem breiten Scheunendach, wo zum Steak ein Bier genossen werden kann. In Anbetracht des Wetters zeigt sich Mistrali mit der Resonanz zufrieden.