Donnersbergkreis Wenn die Intrige zum Mord führt

Große Ereignisse im neuen Jahr werfen am Pfalztheater ihre Schatten voraus: Die erste, mit Hochspannung erwartete Opernpremiere präsentiert heute mit Verdis „Rigoletto“ einen Klassiker, zu dem sich vielerlei biografische und persönliche Verbindungslinien ziehen lassen.

Für das Pfalztheater ist es die sinngemäße Weiterführung der Hommage an Giuseppe Verdi nach den Würdigungen zum 200. Geburtstag 2013. Für Chefdramaturg Andreas Bronkalla ist die Oper ein Werk mit ersten ihn prägenden Eindrücken, die ihn bis heute nicht losließen, wie er bei der Einführungsmatinee bekannte. Und Urs Häberli, seit 2012 Intendant, feierte als Regisseur 2003 seinen Einstand mit einer Verdi-Inszenierung von Macbeth. Mit dem für Bühnenkonzeption und Kostüme verantwortlichen Marcel Zaba verbindet wiederum Häberli eine langjährige intensive Zusammenarbeit. Schließlich hatte auch der für die musikalische Leitung zuständige erste Kapellmeister Markus Bieringer seinen Einstand mit Verdi. Zunächst gab Bronkalla eine sehr ausführliche, mit vielen Details aufwartende Inhaltsangabe. Dabei arbeitete er die Tragik der Erfüllung eines Fluchs ebenso heraus wie die Problematik eines Menschen im Zwiespalt zwischen Intrigen, Ränkespiel (mit eingefädelten amourösen Verwicklungen) und gezeichnet von einem körperlichen Gebrechen: Dieses Doppelleben Rigolettos als buckliger Hofnarr des Renaissanceherzogs von Mantua, eines notorischen Schürzenjägers, führt zu Possen über arglistig getäuschte Ehemänner und Väter. Daneben referierte Bronkalla ausführlich über den Stoff und seine Entstehungsgeschichte vor dem Hintergrund des zähen Ringens um Genehmigung durch die damalige Zensurbehörde. Ausgehend von literarischen Vorbildern wie Victor Hugos Versdrama, gelang Bronkalla ein Vergleich verschiedener Fassungen. In der lebhaften Diskussionsrunde befragte Bronkalla gezielt die Verantwortlichen nach ihrem Interpretationsansatz: Häberli skizzierte das gesellschaftliche Spannungsfeld des Außenseitertums in Gestalt des Rigoletto, was letztlich zu Grenzüberschreitungen führe. Für Häberli gibt es aber auch Nebenthemen wie den Vater-Tochter-Konflikt Rigolettos mit der „Überbehütung“ als exorbitantem Fehler und als weitere Quelle der fatalen Ereignisse. Darin sah er einen zeitlosen Konfliktstoff. Den Herzog charakterisierte er triebhaft, gefangen im Streben nach Amüsement. Der Ausstattungsleiter beantwortete die zentrale Frage nach modern oder historisch determiniert mit einer Konzentration auf psychologische Aspekte. Wie ein Schaukasten zeigte, „baut“ er auf Farbpsychologie, etwa deutet der nachtblaue Rahmen dunkle Abgründe an. Letztlich verwendet Zaba das Grundprinzip eines Adventskalenders: Mit Türen eröffnen sich Dimensionen, ihre Farbverkleidung suggeriert Attribute oder Beweggründe. Analog zu dieser Konzeption sieht auch Bieringer in der Musik vielschichtige Klangfarben. Angesprochen wurde im Dialog mit Bronkalla die oftmals klischeehaft als zirzensisch empfundene Musiksprache. Bieringers Ansatz ist allerdings, sich nicht von Klischees und Traditionsvorstellungen leiten zu lassen, sondern eng an der Partitur werkimmanent zu analysieren. Weiter nutzten die Hauptdarsteller wie Judith Spiesser (als Gilda), Eric Laporte (Herzog) und Krum Galabov (Bariton, in der Titelpartie) die Gunst der Stunde, um bereits bühnenreife Kostproben in vollendeter stimmlicher Reinkultur vorzustellen. Begleitet wurden sie vom akribisch gestaltenden Studienleiter und Kapellmeister Frank Kersting. (rhe)

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