Donnersbergkreis Was Nordpfälzer Feuerwehrleute zu bundesweiten Silvesterkrawallen sagen

Geböllert wurde reichlich, aber insgesamt war es für die Feuerwehren im Donnersbergkreis eine relativ ruhige Silvesternacht.
Geböllert wurde reichlich, aber insgesamt war es für die Feuerwehren im Donnersbergkreis eine relativ ruhige Silvesternacht.

Massive Gewalt gegen Rettungskräfte überschatteten den Jahreswechsel vor allem in den Metropolen Berlin und Hamburg. Wir haben bei Feuerwehren im Kreis nachgefragt, wie es ihnen an Silvester erging und ob sie selbst schon einmal Opfer von Übergriffen waren.

Vor allem die Bilder aus Berlin und Hamburg sorgten für Erschütterung: Dort wurden an Silvester Feuerwehrleute und Polizisten mit Feuerwerksraketen beschossen und mit Böllern terrorisiert. Es gab zahlreiche Verletzte. Auch in Landau kam es zu Übergriffen, hier wurden ebenfalls vier Personen verletzt. Und wie verlief die Nacht im Donnersbergkreis?

Aus Sicht der Wehren in der VG Nordpfälzer Land absolut ruhig, informiert Wehrleiter Timo Blümmert. Hier habe es in der Silvesternacht keinen einzigen Feuerwehreinsatz gegeben. Auch übers vergangene Jahr hinweg habe es bei den vielen verschiedenen Einsätzen keine nennenswerten negativen Erlebnisse gegeben. Am ehesten in Erinnerung geblieben sind Blümmert noch schimpfende Autofahrer, wenn Straßen nach Unfällen vorübergehend gesperrt werden müssten. Die meisten zeigten aber Verständnis, wenn man ihnen erkläre, weshalb sie da jetzt nicht durchfahren können. Und die ganz Ungeduldigen bekommen den Rat, sich bei der Polizei zu beschweren – was meistens helfe. Grundsätzlich ist ihm völlig unverständlich, wie jemand auf die Idee kommt, ehrenamtliche Feuerwehrleute anzugreifen. „Wer bedroht, tätlich wird oder das billigend hinnimmt, überschreitet die Grenzen des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft“, so der Wehrleiter.

An Absperrungen wird geschimpft und geflucht

Weitgehend ruhig blieb es an Silvester auch in der VG Winnweiler. Lediglich in Imsbach sei vermutlich durch herabfallende Leuchtmittel an einem Gebäude ein Kerwestrauß in Brand geraten, so Wehrleiter Christian Füllert. Leider nichts Fremdes sind für ihn Angriffe auf seine Einsatzkräfte. So erinnert er sich an einen Fall, als jemand illegal etwas abgebrannt habe und er persönlich als Einsatzleiter angegangen worden sei.

Großen Respekt hat Füllert vor seinen Feuerwehrkollegen, die unmittelbar an den Absperrungen stehen. Dort werde geschimpft, geflucht und die Wehrleute auch angegriffen. Das sorge auf beiden Seiten für enorme Aufregung, ändere aber nichts an den jeweiligen Umständen. „Viele Menschen sind ungeduldig, fühlen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt und meinen, sie müssten mit dem Kopf durch die Wand“, so Füllert. Für ihn sei stets die Sicherheit seiner Einsatzkräfte eines der höchsten Gebote.

„Kriminelle Grundhaltung“ der Randalierer

Dennoch: Was vor wenigen Tagen in Berlin passierte, ist seiner Ansicht nach kein Maßstab für den Donnersbergkreis. „Auf den Videoaufnahmen kann man deutlich die kriminelle Grundhaltung von Randalieren sehen“, so Füllert. Da nutze auch ein Böllerverbot nichts. Seine Maxime sei: Wenn sich die Stimmung zunehmend aufheizt, müsse versucht werden, auf breiter Front zu deeskalieren.

Um Mitternacht war es in der VG Kirchheimbolanden für die Feuerwehren zwar ruhig, dafür mussten sie aber eineinhalb Stunden später ausrücken: In der Uhlandstraße standen zwei Papier-Container in Flammen – vermutlich, weil noch nicht ausgeglimmte Papierreste von Leuchtkörpern entsorgt worden waren und sich entzündet hatten. Für Einsatzleiter Jochen Müller ist dies ein Klassiker unter den Silvester-Einsätzen.

Verbal geht’s manchmal heiß her

Angriffe auf Wehrleute seien dagegen zum Glück in der VG Kibo noch nicht wirklich ein Thema. Aber auch Wehrleiter Matthias Groß berichtet von mitunter unschönen Situationen an Absperrungen. Manchmal gehe es da verbal heiß her, auch eine Schubserei habe es schon mal gegeben. Dies sei aber ein Einzelfall gewesen. Nervenaufreibend sei auch, wenn Passanten glauben, Wehrleuten sagen zu müssen, dass diese ihr Fahrzeug umzuparken oder auszuschalten hätten.

Vier Einsätze hatte die Stützpunktwehr Göllheim in der Silvesternacht – ebenfalls durchweg Mülltonnen-Brände ohne größere Schäden. Von persönlichen Anfeindungen – gerade im Zusammenhang mit Absperrungen – weiß auch Wehrleiter Steffen Specht zu berichten. Er erinnert sich an einen länger zurückliegenden Fall, als ein unbelehrbarer Autofahrer sogar – wenn auch im Schritttempo – bedrohlich auf absperrende Feuerwehrleute zugefahren sei. „Wenn die damals nicht zur Seite gesprungen wären, hätte das anders ausgehen können“, so Specht.

Angehörige sind manchmal überfordert

Man müsse zu Beginn jedes Einsatzes schon alle Menschen an der Einsatzstelle im Auge haben, erklärt er weiter. Viele Betroffene oder Angehörige seien in den ersten Momenten mit der Situation überfordert, sodass schnell der Eindruck entstehen könne, sie griffen die Rettungskräfte an. Da müsse man mit viel Fingerspitzengefühl deeskalierend vorgehen.

Obwohl es an diesem Silvester auch in Eisenberg viel Leuchtfeuer gab, blieb es für die Feuerwehr ruhig. Übergriffe auf Hilfskräfte sind laut Wehrleiter Michael Partsch auch hier bisher kein Thema. Problematisch sei aber das wiederholte Unverständnis von Passanten, vor allem bei Einsätzen im dicht bewohnten Stadtgebiet. Neben den Schaulustigen, die mit dem Handy noch schnell ein Foto erhaschen wollten, müsse man auch die Menschen wegschicken, wenn es räumlich eng werde. Meistens gelinge das auch, wenn man die Gründe dafür beharrlich erkläre, so Partsch.

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