Donnersbergkreis Krachender Abschied nach 21 Jahren

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21 Jahre waren die „Devilish Angels“ in der Showtanzwelt zu Hause. Wie viel die Münsterappeler Gruppe dabei erlebt hat, lässt alleine der Blick auf die aus zahllosen Bühnenkostümen der vergangenen Jahre bestehende Wanddekoration in der Dorfgemeinschaftshalle erahnen. Doch trotz ihrer langen Erfahrung und der Leidenschaft zum Tanzen haben die jungen Frauen ihr Ensemble nicht aufrechterhalten können. Zum Abschied haben sie es auf ihrem fünften und letzten Showtanzabend in vollbesetzter Halle nochmal richtig krachenlassen.

„Dancing in the Dark“ könnte das Motto des Abends gelautet haben. Doch obwohl das Licht anfänglich nicht so recht mitspielen wollte, zogen alle Mädchen ihre Choreografien professionell durch – im Hinblick auf Hebefiguren im Dunkeln eine echte Herausforderung. Aus dem Konzept kommen oder den Tanz gar abbrechen kam nicht in Frage – immerhin ging es um einen Titel. Den Anfang machte „Dance Attack“ aus Rockenhausen. Unter dem Motto „Engel der Finsternis“ und mit Abgang zu Rammstein-Musik demonstrierten die Sprösslinge des Karnevalsvereins Rohau, dass sie ernstzunehmende Konkurrenten sind. Danach zeigte die „Sweet Generation“ aus Niederhausen/Winterborn ihre Choreographie. Das Motto „Beat meets Violin“ setzten die Tänzerinnen mit passender Musikauswahl von Lindsey Stirling und Einstieg mit Geigensolo gekonnt um. Mit der Katzenbacher Tanzgruppe „Stardust“ meinte es die Technik gar nicht gut: Beim ersten Anlauf ihrer Darbietung „Stardust goes wild“ hatte die CD einen Hänger, beim zweiten Versuch streikte das Licht. Doch davon ließen sich die Tänzerinnen nicht beirren und lieferten im Dunkeln ihre Darbietung mit viel Witz und tollen Kostümen ab. Ein ähnliches Motto hatte „Obsession“ aus Waldböckelheim gewählt: Ihr Thema „Rumble in the Jungle“ setzten sie – unter anderem durch passendere Musikauswahl – ein Quäntchen besser um. Zwar hatte auch die Formation „Toxico Diabolo“ mit Lichtprobleme zu kämpfen – ihr Vorteil waren aber die im Dunkeln leuchtenden Kostüme, dank derer selbst ohne Licht Spagat und Hebefiguren verfolgt werden konnten. „Immortality“ zeigte sich zu ihrem Tanz „Back to the 90th or up to the future“ mit aufwendigen Kostümen und Hut. Lange konnte man diese jedoch nicht bewundern, da über eine Minute das Licht ausblieb. Als es wieder hell wurde, standen die Tänzerinnen trotzdem in Reih und Glied und beendeten ihren Auftritt – als sei nie etwas gewesen – mit spektakulärer Hebefigur und Flic-Flac. Aus Hochstätten brachte die Tanzgruppe „Nijeco“ noch einmal das „Sommerfeeling“ zurück. Dem KCK- Ballett aus Kriegsfeld gelang der Sprung aufs Siegertreppchen. Ihr Motto „Around the World“ setzten die Tänzerinnen am kreativsten um: Auf den Einstieg mit „Run the World“ folgte eine musikalische Weltreise – es ging zum Beispiel nach Amerika mit „Empire State of mind“ oder nach Brasilien mit „Samba de Janeiro“. Die Darbietung rundeten sie mit Federboas, Masken und Fahnen ab – ein verdienter dritter Platz für die Mädels, die sichtlich Mühe in ihre Choreografie gesteckt hatten. Die Teilnehmerinnen aus Gaugrehweiler ließen mit ihrer Vorstellung die Konkurrenz zu Eis erstarren: Mit „Amazing völlig unverfroren“ stimmten sie das Publikum schon mal auf die kalte Jahreszeit ein und sicherten sich damit Platz zwei. Zu thematisch passender Musik führten die Mädels zahlreiche Hebefiguren vor, am Ende gab es sogar ein paar Schneeflöckchen. Mit dabei waren auch „Beat and Soul“ aus Kirn und die „Sweet Devils“ aus Staudernheim. Unschlagbar an diesem Abend war jedoch die Formation „Unexpected“ aus Raumbach. Entgegen ihrem Motto „Losing control“ behielten sie stets die Kontrolle über ihre anspruchsvolle Choreografie; lediglich das Publikum war von Zeit zu Zeit völlig aus dem Häuschen – etwa, wenn die drei Tänzer eine ihrer elf Tanzpartnerinnen im Spagat meterhoch in die Luft katapultierten oder über die gesamte Gruppe hinwegsprangen. Verzichtet wurde auf „Schnickschnack“ – jedoch brachte keine andere Gruppe so viel Energie auf die Bühne. Siegerpokal und Sekt am Ende waren völlig verdient. Doch auch alle weiteren Mitwirkenden gingen mit Süßigkeiten, Haarspray und Abschminktüchern nicht leer aus. Bei aller guten Laune schwang an diesem Abend stets ein mulmiges Gefühl und etwas Wehmut mit: Mangels Nachwuchs lösen sich die „Devilish Angels“ nach mehr als 20 Jahren auf. Sie betonten in ihrer Abschlussrede, nie eine Turniergruppe gewesen zu sein, sondern stets nur den Spaß an der Sache gesucht zu haben: „Während andere Gruppen sich unter Aufsicht ihres Trainerteams aufwärmten, haben wir noch schnell ein Glas Sekt gegen die Aufregung getrunken.“ Dabei hätten auch sie die klassischen Probleme von Dorfvereinen durchmachen müssen: Auf Höhenflüge folgten kleinere Zickereien und Ungewissheit darüber, wie die nächste Saison bestritten werden sollte. Nach ihrem „Military Dance“ in einem der schönsten Kostüme des Abends verabschiedeten sie sich mit vielen ehemaligen Tänzerinnen, Wunderkerzen und „Es ist Zeit zu gehen“ aus der Showtanzwelt. Einmal mehr hat mangelndes Interesse und fehlender Nachwuchs einen alteingesessenen Dorfverein kleinbekommen ... (fisi)

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