Donnersbergkreis König der Nacht auf Gartenschau

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Die Gartenschau in Kaiserslautern kann mit einer kleinen Sensation aufwarten. Der Uhu hat erfolgreich im Kröckelschen Steinbruch gebrütet. Drei Junge lassen sich inzwischen sehen.

Morgens früh turnt der Nachwuchs auf dem Felsvorsprung, übt sich in ersten Flugversuchen. Es geht rund bei Familie Bubo. Tief gelb und ziemlich durchdringend leuchten die Eulenaugen. Strubbelig, ein wenig plüschig wagen sich die Ästlinge immer weiter an den Felsvorsprung. Allein die jetzt schon dicken kraftvollen Füße zeigen deutlich: Damit lässt sich jede Ente von den benachbarten Klärteichen abgreifen. Damit lässt sich auch mal eine junge Katze, die nachts auf Jagd geht, packen und vertilgen. Das ist aber nicht die bevorzugte Beute, dazu zählen eher Igel, Eichhörnchen, Hasen, Mäuse, Wasservögel sowie Ratten, Tauben und Krähenvögel. Das dauert aber noch, bis sich die Kleinen selbst mit Futter versorgen. „Dass der Uhu hier brütet, das ist etwas ganz Besonderes. Es macht mich richtig stolz“, ist Gartenschau-Parkleiterin Christine Schweigert begeistert von „ihren Babys“. Zumindest ein Alttier ist schon länger hier. Sehen lässt es sich selten. Dafür durchdringt in der Dämmerung sein Rufen das Gelände. 2015 war im gegenüberliegenden Steinbruch ein Uhu in Freiheit entlassen worden. Der Lauterer Vogelschützer Kurt Wilhelm hatte die Eule in der Alex-Müller-Straße in krankem Zustand eingesammelt und nach Genesung fliegen lassen. Ob das eins der Elterntiere ist? Wer weiß. „Seit etwa drei Jahren werden die Enten auf unseren Teichen weniger“, sieht Schweigert einen Zusammenhang. Ob der Uhu die acht Küken, an denen sich Gartenschaubesucher im Frühling erfreuen durften, auch geholt hat, ob es der Fuchs war oder die schweren Unwetter schuld sind, lässt die Parkleiterin dahin gestellt. Die Küken sind jedenfalls weg. „Die Natur regelt schon sehr viel“, stellt sie fest. Die Natur hätte wohl auch geregelt, dass der Fuchs den abgestürzten Uhu verspeist. Einer der Jungvögel ist vom glatten Felsen gerutscht und im Gestrüpp gelandet. Keine Seltenheit. Der Uhu bebrütet gerne Felswände, da stürzt schon mal ein allzu unvorsichtiger Jungspund ab. Normalerweise füttern die Alttiere die Jungen weiter. Der Fuchs, der auf der Gartenschau genauso sein Revier hat wie die große Eule, wäre vermutlich aber schneller. Deshalb hat Wilhelm den Kleinen zur Sicherheit aus dem Gestrüpp „gefischt“ − bevor es der Fuchs tut − und zieht ihn im heimischen Gehege groß, bevor er ihn wieder auswildert. „Es geht ihm gut“, so Wilhelm. Heißt, der junge Uhu gibt sich mit gefütterten Eintagsküken zufrieden. Auf der Gartenschau sorgen weiter die Altvögel für ihre Jungen. Nicht am Tag. Der Uhu ist der König der Nacht, den die Natur mit Supersinnen ausgerüstet hat. Die Augen sind weit lichtempfindlicher als die der meisten Vögel, die Ohren fangen jeden noch so leisen Laut ein. Dazu kommen schallgedämpfte Federn, die einen geräuschlosen Anflug an die Beute ermöglichen − und dann die dolchartige Krallen. Wenn der Uhu zupackt, bedeutet das den raschen Tod der Beute. Besucher der Gartenschau werden das also nicht verfolgen können. Wer geübte Augen hat, und die braucht man, um überhaupt etwas zu entdecken, kann am Tag den Altvogel auf der Felskante sitzen sehen. So nah wie an der Gartenschau kommt normalerweise niemand dem König der Nacht, auch wenn der Bestand wieder anwächst. „Jede halbwegs geeignete Felswand in unserer Region ist mittlerweile mit Uhus besetzt“, sagt dazu der Avifaunist Peter Ramachers und verweist auf das im April erschienene Buch „Die Vogelwelt in Rheinland-Pfalz“. Nur ein brütender König in Kaiserslautern, das ist doch etwas ganz Neues. |thea

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